"Stummer Zeuge"
Wettbewerbsbeitrag von ann-katrin zum Postkarten-Krimi-Schreibwettbewerb 2009
Ein Rascheln in der Baumkrone ließ die junge Frau aufschrecken. Ein Blick, ein Schrei, ein Schuss und die Frau war tot.
Inspektor Lamarque starrte zweifelnd auf den blutverschmierten Mantel der weiblichen Leiche, die leblos gegen die alte Eiche gelehnt dasaß, die wie ein stummer Zeuge über das Geschehen wachte.
Der Revolver, ebenfalls blutbeschmiert, thronte in ihrem Schoß. Lamarque konnte mit seinem geübten Ermittlerblick sogleich erkennen, dass die unordentlich verstreuten Zweige keinesfalls reine Dekoration waren. Ein Verbrechen hatte stattgefunden.
Lamarque wandte sich dem Mörder zu. „Ich dachte, ich hätte alles so gut geplant! Wenn ich sie nicht haben konnte, sollte sie auch kein anderer haben! Wie haben sie mich entlarvt?“ Grimmig starrte der Gärtner den ermittelnden Kommissar an. „Das bleibt mein Geheimnis!“, erwiderte dieser mit unverhohlener Selbstzufriedenheit.
Und während der geständige Täter vom Schauplatz des Verbrechens abgeführt wurde, spielte Lamarque süffisant lächelnd mit dem kleinen Stück grünen blutbefleckten Latzhosenstofffetzens, der schließlich doch noch von der Eiche als stummer Hinweis überbracht worden war.