Das Rindfleisch unter den Geldanlagen

Kryptowährungen wie Bitcoin sind besonders unter jungen Anleger_innen angesagt. Aber sie sind auch extrem klimaschädlich, wie eine aktuelle Studie bestätigt. Besserung ist nicht in Sicht.

Bekannte YouTuber aus der Gamerszene oder sogenannte Krypto-Influencer, die Hundertausende von Jugendlichen erreichen, schwärmen in ihren Videos über wundersame Gewinne durch Investitionen in Kryptowährungen wie Bitcoins und versteigen sich sogar in gewagte Behauptungen, dass Bitcoin Geld sei, "das die Welt zu einem besseren Ort mache" (Blocktrainer). Davon abgesehen, dass Bitcoins nicht nur Riesengewinne, sondern häufig auch Riesenverluste verursachen, stehen Kryptowährungen auch wegen einer extrem schlechten Klimabilanz in der Kritik - so viel zum Thema "bessere Welt". Bestätigt hat die klimaschädlichen Auswirkung nun eine aktuelle Studie von Forschenden der University of New Mexico.

Benjamin A. Jones, Associate Professor für Wirtschaftswissenschaften erklärt, es gebe keinerlei Beweise dafür, dass Bitcoin Mining mit der Zeit nachhaltiger würde: "Unsere Ergebnisse legen eher das Gegenteil nahe: Das Bitcoin-Mining wird mit der Zeit immer schmutziger und klimaschädlicher. Kurz gesagt, der ökologische Fußabdruck von Bitcoin bewegt sich in die falsche Richtung."

Jones und seine Kollegen Robert Berrens und Andrew Goodkind präsentieren wirtschaftliche Schätzungen der Klimaschäden durch das Bitcoin-Mining zwischen Januar 2016 und Dezember 2021. Sie berichten, dass das Bitcoin-Mining im Jahr 2020 75,4 Terawattstunden (TWh) Strom verbraucht hat - mehr als Österreich (69,9 TWh) oder Portugal (48,4 TWh) in diesem Jahr.

Bitcoin-Mining verursacht in einigen Fällen Klimaschäden, die den Wert einer Münze übersteigen

"Weltweit werden für das Mining bzw. die Produktion von Bitcoin enorme Mengen an Strom verbraucht, der meist aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdgas stammt. Dies verursacht enorme Mengen an Luftverschmutzung und Kohlenstoffemissionen, was sich negativ auf unser globales Klima und unsere Gesundheit auswirkt", so Jones. "Wir haben mehrere Fälle zwischen 2016 und 2021 gefunden, in denen Bitcoin dem Klima mehr schadet, als ein einzelner Bitcoin tatsächlich wert ist. Anders ausgedrückt: Das Bitcoin-Mining verursacht in einigen Fällen Klimaschäden, die den Wert eines Coins übersteigen. Dies ist aus Sicht der Nachhaltigkeit äußerst beunruhigend."

Die Autor_innen bewerteten die Bitcoin-Klimaschäden anhand von drei Nachhaltigkeitskriterien:
- ob die geschätzten Klimaschäden im Laufe der Zeit zunehmen
- ob die Klimaschäden von Bitcoin den Marktpreis übersteigen
- wie die Klimaschäden als Anteil des Marktpreises im Vergleich zu anderen Sektoren und Rohstoffen aussehen.

Jeder 2021 geschürfte Bitcoin verursacht 11.314 US-Dollar (USD) an Klimaschäden

Sie stellen fest, dass die CO2-Äquivalent-Emissionen aus der Stromerzeugung für das Bitcoin-Mining um das 126-fache von 0,9 Tonnen pro Coin im Jahr 2016 auf 113 Tonnen pro Coin im Jahr 2021 gestiegen sind. Berechnungen zufolge verursacht jeder im Jahr 2021 geschürfte Bitcoin 11.314 US-Dollar (USD) an Klimaschäden, wobei die globalen Gesamtschäden zwischen 2016 und 2021 mehr als 12 Milliarden USD betragen. Die Schäden erreichten im Mai 2020 einen Spitzenwert von 156 % des Münzpreises, was bedeutet, dass jeder 1 USD an Bitcoin-Marktwert in diesem Monat zu 1,56 USD an globalen Klimaschäden führte.

Schließlich verglichen die Autoren die Bitcoin-Klimaschäden mit den Schäden anderer Industrien und Produkte wie der Stromerzeugung aus erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Quellen, der Rohölverarbeitung, der landwirtschaftlichen Fleischproduktion und dem Edelmetallabbau. Die Klimaschäden für Bitcoin beliefen sich zwischen 2016 und 2021 auf durchschnittlich 35 % seines Marktwerts. Dieser Anteil für Bitcoin war etwas geringer als der Anteil der Klimaschäden am Marktwert von durch Erdgas erzeugtem Strom (46%) und aus Rohöl hergestelltem Benzin (41%), aber höher als der von Rindfleischproduktion (33%) und Goldbergbau (4%).

Die Autor_innen kommen zu dem Schluss, dass Bitcoin keines der drei wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien erfüllt, an denen sie es gemessen haben.

Die Studie ist im Fachmagazin Scientific Reports erschienen.

Wenn ihr also klimafreundlich agieren wollt, dann solltet ihr nicht nur auf Ernährung und Mobilität schielen, sondern auch auf euer Geld und was ihr damit macht.

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 7. Oktober 2022