Die Öko-Ampel auf der Speisekarte
Kennzeichen, die die Nachhaltigkeit von Speisen ausweisen führen zu umweltfreundlicherer Essensauswahl
Welches Essen würdet ihr wählen, wenn auf einer Speisekarte angegeben wäre, wie nachhaltig beziehungsweise wie umweltschädlich ein Gericht ist? Das wollten Forschende der Universität Bristol wissen und testeten das Verhalten von 1.399 erwachsenen Teilnehmenden, denen Burritos mit unterscheidlichen Füllungen angeboten wurden. Zu jedem Burrito war eine Ampel-Kennzeichnung auf der Speisekarte angebracht, die die Nachhaltigkeit des Gerichts bewertete, wobei die vegetarische Variante in Grün die nachhaltigste war. Das Ergebnis: es entschieden sich fünf Prozent mehr der Testpersonen für die vegetarische Variante, wenn die Speisekarten Öko-Labels enthielten als wenn sie keine Kennzeichnungen hatten.
Der Verzehr von Fleisch und Milchprodukten kann verschiedene negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, vor allem wegen der großen Mengen des Treibhausgases Methan, das Kühe, Schweine und andere Nutztiere in die Atmosphäre abgeben. Es werden mehr Bäume gefällt, um Land für den Ackerbau umzuwandeln, denn etwa ein Drittel des weltweit produzierten Getreides wird für die Fütterung von Tieren verwendet, die für den menschlichen Verzehr gezüchtet werden. Insgesamt haben Studien gezeigt, dass eine vegetarische Lebensweise die Kohlendioxidemissionen aus der Ernährung um die Hälfte reduzieren kann, und eine vegane Lebensweise kann diesen Wert noch weiter senken.
Menü mit Anreiz
Die Forschenden wollten herausfinden, ob eine Sensibilisierung für die Umweltauswirkungen verschiedener Gerichte die Verbraucher_innen dazu bewegen würde, sich für eine nachhaltigere Option zu entscheiden. Für ihre Studie erstellten sie drei Modelle von Speisekarten, die jeweils die drei Burrito-Optionen mit unterschiedlichen Begleitinformationen zeigten.
Alle Menüs enthielten ein Foto des jeweiligen Produkts sowie den Kaloriengehalt, ein Fairtrade-Logo, eine Gewürzanzeige und den Preis, der für alle Optionen gleich war.
Ein Modell enthielt jedoch auch einen "Social Nudge" - einen Indikator, der die Menschen ermutigt, sich für die nachhaltigste Option zu entscheiden. Dieser Indikator ähnelte einem goldenen Stern mit dem Schriftzug "Most Popular", der neben dem vegetarischen Burrito angebracht war.
In einem anderen Modell wurde jeder Burrito mit dem Umweltzeichen versehen, wobei die Rindfleischvariante mit einer roten "5" bewertet wurde, um zu verdeutlichen, dass sie nicht nachhaltig ist. Die Hähnchenvariante erhielt eine gelbe "3", was bedeutet, dass sie weder nachhaltig noch nicht nachhaltig ist, und die vegetarische Variante erhielt eine grüne "1" für nachhaltig.
Den Teilnehmer_innen wurde nach dem Zufallsprinzip eines der drei Menümodelle gezeigt, und sie wurden gebeten, eine Burrito-Option auszuwählen, und so zu tun, als würde es sich um eine normale Essensbestellung handeln. Außerdem wurden ihnen Folgefragen gestellt, um ihre Motivation für nachhaltiges Handeln zu messen.
Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift Behavioural Public Policy veröffentlicht wurden, ergaben, dass ein Drittel der Teilnehmenden, denen das Kontrollmenü - ohne sozialen Anreiz oder Umweltzeichen - vorgelegt wurde, sich für den Rindfleisch-Burrito entschieden. Dieser Anteil sank jedoch auf 29 Prozent bei denjenigen, die das Menü mit dem sozialen Anreiz erhielten, und auf 16 Prozent bei denjenigen, die das Menü mit dem Umweltzeichen erhielten.
Die Ergebnisse zeigten, dass nur neun Prozent der Befragten einen vegetarischen Burrito bestellen würden, wenn sie das Kontrollmenü vorgesetzt bekämen, aber dieser Anteil stieg auf 13 Prozent mit dem sozialen Anreiz und 14 Prozent mit dem Umweltzeichen.
Die Universität Bristol war die erste britische Universität, die den Klimanotstand ausgerufen hat, und die erste, die Klimaaktionspläne für alle ihre Schulen erstellt hat. Dazu gehört auch die Maßnahme, dass in den Studentenwohnheimen Öko-Labels auf den Speisekarten eingeführt wurden, die es den Studierenden ermöglichen, fundiertere und nachhaltigere Entscheidungen über ihre Ernährung zu treffen.
Mitautorin Dr. Olivia Maynard von der Universität Bristol: "Im Jahr 2020 sprach sich der britische Ausschuss für Klimawandel dafür aus, dass der Rindfleischkonsum erheblich reduziert werden muss, wenn das Vereinigte Königreich sein Netto-Null-Ziel für Treibhausgasemissionen bis 2050 erreichen will. Obwohl weitere Forschungen zur Umweltkennzeichnung unerlässlich sind, könnte die künftige Politik ein obligatorisches Umweltzeichen in Erwägung ziehen, um die globalen Klimaziele zu erreichen."
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 21. Oktober 2022