Cordula Helmig-Walker
"Mädchen würden der technisch orientierten Berufswelt ganz neue Perspektiven eröffnen"
Journalistin beim WDR
Ich bin 49 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Journalistin war immer mein Traumberuf, und weil ein Berufsberater anno dazumal sagte, für diesen Beruf könne man alles studieren, habe ich meine Lieblingsfächer studiert: Geschichte, Politik und Deutsch. Nach Abschluss des Studiums habe ich ein Volontariat bei einer Regionalzeitung in Wuppertal gemacht - der klassische Einstieg ins Journalistenleben. Später wechselte ich zum Westdeutschen Rundfunk. Seit 1995 lebe ich mit meiner Familie in Bielefeld und arbeite im hiesigen WDR-Studio als Redakteurin. Das heißt: ich sichte, gewichte und formuliere Nachrichten, entscheide, welche Themen sich für eine landesweite Berichterstattung anbieten, arbeite mit an unserem täglichen Fernsehmagazin aus und für Ostwestfalen-Lippe, konzipiere mit Autoren Filme oder Radiobeiträge. Natürlich nie alles auf einmal, sondern in wechselnden Diensten. Parallel betreue ich gemeinsam mit zwei anderen Kollegen das „Schulprojekt“ des Bielefelder WDR-Studios: wir besuchen Schulklassen in der Region und bringen ihnen unsere tägliche Arbeit nahe: die Arbeit der Reporter, Kameramänner und Redakteure.
Was müsste passieren, damit sich künftig mehr Mädchen für technische und naturwissenschaftliche Berufe interessieren?
Als Mutter zweier durchaus wissbegieriger Töchter (11 und 15 Jahre alt) glaube ich, dass entscheidende Weichen in der Schule anders gestellt werden müssten. Die Lust, den Dingen unserer Umwelt und Erfahrungswelt auf den Grund zu gehen, ist meiner Auffassung nach bei allen Kindern gleichermaßen vorhanden und gerade im Kindergarten wunderbar unterschiedslos zu bemerken. Auch der Sachkundeunterricht in der Grundschule fesselt Mädchen wie Jungen – wenn es ein gelungener Unterricht ist. Auf der weiterführenden Schule bröckelt es dann: viele Mädchen finden Physik, Chemie und Informatik ätzend, viele Jungs leben gerade in diesen Unterrichtsstunden auf. Woran liegt’s? Wie immer an mehreren Faktoren: Unterrichtsmethoden, Materialien, Lehrer etc. scheinen in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern sehr auf männliche Bedürfnisse ausgerichtet zu sein. Ein weiterer wichtiger Grund, warum Mädchen so selten den Ingenieur zu ihrem Traumberuf machen, liegt sicher in der medialen Darstellung dieser Berufe. Sei es in der Werbung, sei es in Fernsehserien – immer noch sind es meistens Männer, die diese Berufe ausüben. Es dürfte gar nicht so schwer sein, das zu ändern.
Ich unterstütze MINTrelation, weil
... es gut wäre, wenn mehr Mädchen und junge Frauen sich für technische Berufe entscheiden würden: sie wären auch hier zu Höchstleistungen fähig, und sie würden der technisch orientierten Berufswelt ganz neue Perspektiven eröffnen.
Autorin / Autor: Cordula Helmig-Walker