Sich schön fühlen
Forschungsergebnisse der University of Georgia zeigen einen Zusammenhang zwischen Feminismus und einem besseren Körperbild
Warum fühlen sich manche Mädchen und Frauen in ihrem Körper pudelwohl, und andere leiden unter ihrem Aussehen, obwohl es objektiv keinen Grund dafür gibt? Das wollte ein Forschungsteam des Franklin College of Arts and Sciences wissen und befragte 169 Mutter-Tochter-Paare, wie sie ihre eigene Macht als Frau einschätzen, wie verbunden sie sich mit ihrem Körper fühlen und ob sie den Eindruck haben, Kontrolle über ihr eigenes Leben zu besitzen. Die Forschenden verwendeten bewusst nicht das Wort Feminismus, aber wählten die Fragen aus einem feministischen Wertekanon, wie zum Beispiel der Ablehnung gesellschaftlicher Normen und Erwartungen an das Aussehen und der Annahme des eigenen Körpers aufgrund seiner Stärken und Einzigartigkeit.
Die in der Zeitschrift Body Image veröffentlichte Studie ergab, dass feministisch eingestellte Mütter und ihre Töchter eine positivere Einstellung zu ihrem Körper haben und sich weniger für ihr Aussehen schämen als diejenigen, die diese Haltung nicht haben. Es stellt sich auch heraus, dass die Art und Weise, wie Mütter ihren Körper sehen und über ihn sprechen, Einfluss darauf haben kann, wie ihre Töchter ihren Körper sehen und umgekehrt.
Körperbild der Töchter hängen mit dem Selbstbild ihrer Mütter zusammen
Während frühere Untersuchungen die Ablehnung des eigenen Körpers mit Depressionen, Essstörungen oder einem gestörtem Körperbild in Verbindung brachten, zeigt die vorliegende Studie, dass ein negatives Körperbild der Töchter mit dem Selbstbild ihrer Mütter zusammenhängen kann. Wenn also die Mütter negativ über sich selbst sprechen, wirkt sich das darauf aus, wie ihre Töchter ihren eigenen Körper annehmen.
Andersherum übten in der Studie jedoch Töchter, die ihren Körper akzeptierten und positiv über sich selbst sprachen, einen positiven Einfluss auf ihre Mütter aus. Mütter mit positiv eingestellten Töchtern hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit auch ein besseres Körperbild von sich selbst.
"Ich denke, eine der wichtigsten Erkenntnisse dieser Studie ist, wie wichtig es ist, sich auf Mütter zu konzentrieren, wen man etwas verändern will", sagte Analisa Arroyo, Hauptautorin der Studie. "Eine Möglichkeit, den generationenübergreifenden Kreislauf des negativen Körperbildes zu durchbrechen, besteht darin, Mütter zu befähigen, sich selbst zu akzeptieren und ihren Körper zu lieben, und dann können wir das unseren Töchtern weitergeben."
Arroyo räumt aber auch ein, dass das viel leichter gesagt ist als getan. "Vielen ist es nie beigebracht worden, positiv über ihren Körper zu denken. Sie schämen sich für ihren Körper, sei es wegen der Körpergröße, der Geschlechtsidentität, der ethnischen Zugehörigkeit oder wegen etwas anderem. Und ihr negatives Gerede über ihren Körper ist schmerzhaft".
Negatives "Körpergerede" ist ein Teufelskreis
Schlecht über den eigenen Körper zu sprechen sei besonders unter Frauen weit verbreitet, so Arroyo, und das führe oft zu einem Teufelskreis. Frauen redeten oft abwertend über ihre Figur, ihr Gewicht und so weiter. Und selbst Komplimente der Freundin verstärkten dieses "Körpergerede" nur, weil es nicht zu einem ehrlichen Gespräch komme. Selbstbewusstsein lasse sich aber nicht herbeizaubern, denn die Mütter in der Studie sind in den 70er und 80er Jahren aufgewachsen, einer Zeit, in der Körperbewusstsein noch keine Rolle spielte. "Sie wuchsen in einer Zeit auf, in der Schlankheit das Ideal war und es kaum Akzeptanz für den Körper gab", so Arroyo. Auch das Thema Adipositas kam auf, und damit verbunden stiegen die negativen Werturteile über nicht-schlanke Körper und die Diskriminierung von Menschen, die nicht dem Schönheitsideal entsprachen. "Den Müttern in unserer Stichprobe wurde wahrscheinlich beigebracht, dass ihre Körper, die diesen Schönheitsidealen natürlich nie entsprechen können, mangelhaft sind und ständig verbessert werden müssen", schreiben die Autor_innen.
Mütter und Töchter sind sehr wichtig füreinander
Liegt die Antwort auf die Körperbildkrise also darin, dass Mütter in Gegenwart ihrer Töchter positiver über sich selbst sprechen? Nicht ganz, so Arroyo. "Wir können zwar sagen: 'Sagen Sie folgendes zu Ihrer Tochter, oder verhalte dich soundso, wenn sie zuschaut, aber wenn Sie ihren Körper nicht wirklich akzeptieren, dann ist das doch nur gespielt, oder? Das ist Vortäuschung falscher Tatsachen und das wollen wir nicht. Wir wollen, dass Sie den Körper, der sie durch ihr Leben trägt, wirklich akzeptieren."
Mütter könnten ehrlich und offen mit ihren Töchtern über ihre Probleme mit dem Körperbild sprechen, aber sie sollten sich auch bemühen, sich selbst mehr zu akzeptieren. "Wir sind der Meinung, dass die Beziehung zwischen Mutter und Tochter eine der wenigen Gelegenheiten ist, in der diese Art von Körpergesprächen in Ordnung ist, weil sie eine Geschichte des Teilens und der Fürsorge haben, die sich von der zweier Fremder unterscheidet", sagte Arroyo. "Mütter und Töchter sind sehr wichtig füreinander".
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 26. Juli 2022