So verging ein Jahr nach dem anderen. Ich ging wieder zur Schule, Nina bekam ihr erstes Kind. Es sah aus, als wenn alles gut werden würde. Ich hatte mein Leben auf die Reihe gekriegt, Nina auch, dachte ich. Mit ihr hatte ich nicht viel zu tun, hörte nur ab und zu etwas von ihr, meistens Gutes, dann nur noch, dass sie wieder drauf ist.

*Wenn einer von uns stirbt*
Als ich selbst abstürzte, kamen wir uns wieder näher. Es war eine beschissene Zeit, Nina zog zu mir und gemeinsam stürzten wir immer weiter ab. Alles drehte sich nur noch um Heroin, jeder Tag. Morgens machten wir uns gemeinsam den ersten und abends den letzten Druck. Dazwischen noch unzählige andere und Tabletten. Abends lagen wir in meiner Wohnung auf der Matratze und waren zu breit, um irgendwas zu machen. Nina sprang als erstes ab, ging auf Entgiftung. Ich passte auf ihren Hund auf und besuchte sie fast jeden Tag. An die nächsten Monate kann ich mich nicht mehr erinnern, mit Tabletten zugedröhnt und auf Heroin war ich nur noch auf der Szene, Nina war wohl irgendwann auch da, und es war alles wie immer. Als ich mich zu einer Therapie entschloss, brach der Kontakt vollständig ab. Ich wusste, dass auch Nina auf Therapie wollte, hatte sie auch noch mal auf Entgiftung getroffen, gemeinsam mit ihr dort die Zeit totgeschlagen. Bevor ich auf Therapie nach Mecklenburg ging, war sie auch auf einer Entgiftung. Im Urlaub wollte ich sie auch treffen, aber dazu kam es nicht mehr. Ich bekam einen Anruf von einer Sozialarbeiterin und erfuhr so von Ninas Tod. Anstatt mich mit Nina zu unterhalten, stand ich dann also an ihrem Grab, bei ihrer Beerdigung. Ich hatte es ihr versprochen, so wie sie mir. Wenn einer von uns stirbt, geht der andere zur Beerdigung, wie man es für einen Freund tut. Und wir waren Freunde. Auch wenn jeder von uns etwas hatte, was ihm wichtiger war - Heroin.

Snoopy (24) macht gerade ihr Abitur in Berlin.

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