"Direkt zu studieren -
das war nichts für mich!"
Ein Interview mit Claudia Grötschel, Bundessprecherin des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) und FÖJlerin bei der BUNDjugend, über das FÖJ und die Beweggründe für ihr Engagement.
Wie kam es, dass Du Dich damals für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) entschieden hast?
Ich war jung und brauchte das Geld. Spaß beiseite: Ich wollte gern bei der BUNDjugend arbeiten und etwas für den Umweltschutz tun. Gleich nach der Schule anfangen zu studieren, war nichts für mich.
Was meinst Du, sind die Vorteile des FÖJ gegenüber einem direkten Studien- oder Ausbildungsbeginn?
Du kannst praktische Erfahrungen sammeln – schon mal schauen, wie das „Arbeitsleben“ funktioniert. Ich selbst habe festgestellt, dass ich nach der Schule ziemlich „weltfremd“ und orientierungslos war. Inzwischen weiß ich sogar, was ich studieren will!
Wie bist du dann zum Posten der Bundessprecherin des FÖJ gekommen?
Ich wurde gewählt – erst zu einer Gruppensprecherin, dann zu einer der LandessprecherInnen und schließlich zu einer der BundesprecherInnen (insgesamt sind wir fünf).
Hast du dich schon vor der Zeit deines FÖJ für den Umweltschutz eingesetzt?
Nicht in einem Verband oder Verein – ich bin aber, glaube ich, ziemlich vielen Leuten damit auf die Nerven gegangen, dass sie nicht so viel sinnlos Auto fahren sollen. Hauptsächlich habe ich darauf geachtet, was und wie ich selbst konsumiere.
Hat sich während der Zeit bei der BUNDjugend dein Engagement/ dein Interesse für den Umweltschutz weiter verstärkt?
Auf jeden Fall. Hier sehe ich, wieviel man aktiv tun kann, um möglichst vielen Menschen den Umweltschutz näher zu bringen. Mir wurde auch erst bei der BUNDjugend klar, wie akut viele Umweltprobleme sind und wie wichtig es ist, dass man selbst mit kleinen oder großen Schritten dagegen wirkt und andere Leute zum Nachdenken bewegt.
Welche positiven Eindrücke hast du (als FÖJlerin) für dich persönlich hinzugewonnen?
Es macht unglaublich viel Spaß, Projekte auf die Beine zu stellen und dabei mit vielen spannenden und kreativen Menschen zusammen zu arbeiten. Jeder Mensch hat eine Stimme – durch mein FÖJ sehe ich, dass man diese für seine Ideen einsetzen kann.
Hast du auch negative Eindrücke gesammelt?
Manchmal ist es enttäuschend, wenn man nicht so viele Menschen erreicht, wie man es sich vorgestellt hätte. Viele – sogar schon junge Menschen – resignieren und denken, gegen die „Mächtigen" könnten sie nichts tun. Für tolle Ideen und Projekte fehlt in manchen Fällen leider auch das Geld, um sie umzusetzen. Aber ich bin Idealist und mache weiter!
Wer sind die Träger des Freiwilligen Ökologischen Jahres und welche Aufgaben haben sie?
Die Träger sind sehr verschieden, zum Beispiel Stiftungen oder Verbände. Es gibt in jedem Bundesland einige Träger (in Berlin - als Beispiel - sind es drei). Die Träger vermitteln die FÖJler an sogenannte Einsatzstellen, in denen sie sich dann engagieren können. Sie übernehmen die pädagogische Betreuung, die Bezahlung der Freiwilligen und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Außerdem organisieren sie spannende Seminare.
Gibt es Förderungen (wie Mietbeihilfe oder ein Entgelt) für FÖJler?
Grundsätzlich bekommt jeder FÖJler ein Entgelt, das von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfällt. Daneben kann man als findiger Freiwilliger diverse Zusatzleistungen beantragen (zum Beispiel Wohngeldzuschuss, Arzneimittelbefreiung oder den Sozialtarif bei der Telekom).
Findest du, dass es zu wenig Plätze für ein FÖJ gibt?
JA! Im Durchschnitt bewerben sich drei Jugendliche auf einen Platz. Eigentlich sollten alle Interessierten die Möglichkeit bekommen, ein Freiwilligenjahr zu machen, um sich selbst und den Umweltschutz voranzubringen. Doch leider wird auch hier das Geld nicht investiert, um mehr Plätze zu finanzieren. [Das Interview führte David Degen]
Wir danken Econautix und Constanze Herbst für den Artikel und das Interview :-).
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