Rechtes Erscheinungsbild
Die "Szene" ist uneinheitlich, aber vernetzt
Auch nach außen bietet der Rechtsextremismus kein einheitliches Erscheinungsbild. Er teilt sich in mehrere Strömungen:
*Rechtsextremistische Skinheads*
Diese zunächst eher unpolitische Jugendbewegung geriet Anfang der 80er-Jahre zunehmend unter den Einfluss rechtsextremistischer Organisationen. Seit Anfang der 90er-Jahre bilden rechtsextremistische Skinheads die zahlenmäßig größte Gruppe der gewaltbereiten Rechtsextremisten in Deutschland. Besonders attraktiv wirkt diese Szene auf Jugendliche durch die spaßorientierte Haltung ihrer Anhänger. Der Besuch von Skinhead-Konzerten, exzessiver Alkoholkonsum und eine durch Provokation und Vandalismus zur Schau gestellte Gewaltbereitschaft spielen dabei eine große Rolle. Das Weltbild rechtsextremer Skinheads besteht zumeist aus nationalistischen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Versatzstücken.
Wichtig für den Zusammenhalt der Szene sind die konspirativ organisierten Skinhead-Konzerte. Sie vermitteln den Jugendlichen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, verstärken die Bindung an die Szene und dienen dem Informationsaustausch. Die Kommunikation innerhalb der Szene läuft zudem über Magazine und in zunehmendem Maße auch über einschlägige Internetseiten und -Chats.
*Neonazistische Gruppen*
Das sind Gruppen wie z.B. das "Nationale und Soziale Aktionsbündnis" aus Hamburg. Es will die so genannten freien Nationalisten vernetzen, verfügt über Kontakte in ganz Norddeutschland und organisiert Demos und Schulungen. Es versteht sich als politische Avantgarde einer neuen national-sozialistischen Bewegung. Daneben gibt es regionale Kameradschaften mit 10 bis 15 Mitgliedern, hierarchisch strukturierte Verbände, die ganze Regionen dominieren, und auch lose Kleingruppen und Einzeltäter, die Anschläge und Gewalttaten planen.
*Rechte Parteien*
Parteien wie NPD, DVU oder die Republikaner, die über die Beteiligung an demokratischen Wahlen politischen Einfluss gewinnen wollen. So ist beispielsweise die NPD in den letzten Jahren verstärkt zum Anziehungspunkt und Sammelbecken für junge Neonazis und Skinheads geworden. Diese werden zwar nicht unbedingt Parteimitglieder, dienen der NPD aber als Unterstützung bei Großveranstaltungen. Zunehmend wechseln auch Anführer der Neonazi- und Skinhead-Szene zur NPD und deren Jugendorganisation JN über.
Die NPD "fördert" ihre Mitglieder. Sie veranstaltet "Schulungen" und versucht gezielt, "Jugendliche in die Szene einzubinden und ihnen eine wichtige Funktion zuzubilligen", berichtet Bianca Klose vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Berlin. Die NPD kümmert sich um ihre Anhänger: Sie hilft bei Behördengängen, bei der Jobsuche - und vor Gericht. Parteinahe Anwälte stehen den Angeklagten nach Straftaten zur Seite.
Mittlerweile gibt es zwischen den Szenen viele Kooperationen - die Übergänge sind fließend. Neonazis rekrutieren in der Skinheadszene ihren Nachwuchs, gleichzeitig nutzen Skins die Strukturen der politischen Szene, um ihre Musik und Fanzines zu vertreiben. Das Maß an bundesweiter Vernetzung und Organisation nimmt zu.
*Wikingerversand im Web*
Rechtsextreme Autoren, Verlage und Vertriebe, die propagandistisch arbeiten. Eines der führenden Lifestyle-Unternehmen der Szene nennt sich Wikingerversand. Die professionelle Internetseite bietet alles, was Rechte sich wünschen. Von rechter Musik über honigsüßen Met - das Getränk der alten Germanen - bis zu Szeneklamotten diverser Marken: Die "Thorhammer Girlykleidung" kostet schlappe 18,00 Euro und für den "nationalen Nachwuchs" gibt es Kinderkleidung mit Nazisymbolik.
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Autorin / Autor: Björn Bossmann, www.mitmischen.de - Stand: 11. Februar 2005