Türkische Pop-Divas
Abgesehen von Tarkan gibt es jede Menge großartiger SängerInnen, die ihr euch unbedingt mal anhören solltet.
Mehr als Tarkan
Wenn von türkischer Pop-Musik die Rede ist, denkt man sofort an *Tarkan*. Tarkan (aktuelle Veröffentlichung: *"Karma"*) ist auch einfach super. Konservative TürkInnen kritisieren zwar, dass er mit seinem lasziven Hüftschwung allmählich zu "weibisch" aufträte, aber ich finde ihn genau deswegen *lechzschlabberseufz* supersexy, total cool. Er ist übrigens 1972 in Deutschland geboren. Abgesehen von Tarkan gibt es auch jede Menge großartiger SängerInnen, die ihr euch unbedingt mal anhören solltet. (Auf dem Bild seht ihr *Özlem Tekin*.)
Sezen Aksu
Stimme und Charisma
Quasi die "Urmutter" aller selbstbewussten, innovativen Pop-Sängerinnen in der Türkei, der auch Tarkan seinen Aufstieg zu verdanken hat. *Sezen Aksu* ist eine Göttin. Seit 1975 macht sie Pop-Musik und hat inzwischen über 300 Songs geschrieben, viele davon Hits. *Die Frau kann singen*. Im Gegensatz zu den meisten deutschen Pop-Sternchen haben türkische SängerInnen häufig unglaublich tolle, ausgebildete Stimmen. Sezen Aksu hat neben ihrem Studium übrigens auch Malerei, Schauspiel und Tanz studiert.
Sie weiß, was sie will
Dann ist sie einfach eine charismatische Persönlichkeit, der sich keiner, der ihre Lieder hört, entziehen kann. Auf ihrer aktuellen, phantastischen CD *"Deliveren"* tritt sie zum Beispiel mit der weltbekannten griechischen Sängerin *Charis Alexiou* auf - sehr mutig, da zwischen der Türkei und Griechenland ja eine erbitterte Feindschaft besteht. Von Zeit zu Zeit heiratet Sezen Aksu und lässt sich wieder scheiden. Da gute KünstlerInnen in der Türkei sehr verehrt werden, verzeihen ihr jedoch auch konservative TürkInnen diesen selbstbewussten Männerwechsel. Derzeit ist die 46-jährige Pop-Diva angeblich Single, mit Sohn.
Sertab Erener
Sezen Aksu produziert seit 1990 Nachwuchs-Talente. Außer Tarkan hat sie neben vielen anderen auch *Sertab Erener*, die bei ihr eine Zeit lang Background sang, zu Star-Ruhm verholfen - was allerdings nicht allzu schwer gewesen sein kann, wenn man sich so wundervolle Alben wie *"La'l"* oder *"Sertab"* anhört. Sertab Erener ist mit 36 Jahren sozusagen die mittlere Generation. 1964 in Istanbul geboren, studierte sie auf dem Konservatorium Gesang, bevor sie sich für die Pop-Musik entschied (ähnlich wie Mariah Carey). Ihr neuestes Album heißt *"Turuncu"*, und es gibt auch eine Maxi-CD mit dem schmalzigen Ami-Duett, das Sertab mit Ricky Martin auf Englisch gesungen hat.
Özlem Tekin
Die Wilde. Wenn man für *Özlem Tekin*, Jahrgang 1971, eine Entsprechung in der westlichen Pop-Musik finden sollte, würde ich spontan sagen: "Björk!" Cranberries vielleicht auch. Könnt ihr euch türkischen Pop mit isländisch-keltischem Einschlag vorstellen? Eben! Total irre! Ihr Album *"Öz"* ist ein absolutes Muss, sowohl für den Dancefloor als auch, um es ganz ruhig zu Hause zu hören. Özlem Tekin gründete 1993 gemeinsam mit Sebnem Ferah (einer anderen bekannten Rock-Musikerin) die Underground-Band "Volvox", wo nur Frauen spielten. Sie hat wohl auch ein sehr schrilles Musikprogramm für's türkische Fernsehen moderiert.
Arabesk und Folk
Eine andere aufregende junge Singer-Songwriterin ist *Yildiz Tilbe*. Ihr neues Album *"Gülüm"* finde ich brillant. Allerdings hat es mit westlichem Pop weniger zu tun und steht eher in einer modernen, arabischen Tradition - hier müsstest ihr ein offenes Ohr für Musik haben, die euch zunächst einmal "fremd" vorkommt. Es lohnt sich! Zu guter Letzt möchte ich noch *Zara* empfehlen, World Music vom Feinsten. Zara Yilmaz, 1976 geboren, singt traditionelle Volkslieder neu, etwa auf ihrem letzten Album *"Boyut"* (Release 1999: "Avuntu"). Genau die richtige Musik für einsame Regentage, finde ich - sehr poetisch und oft traurig, weil die Frauen in den Liedtexten zum Beispiel um ihren Geliebten trauern, den sie nicht heiraten durften.
Wo kriege ich das?
Neben CDs gibt es türkische InterpretInnen auch oft auf Kassette, für ca. 8 DM. Einfach zugreifen, wenn Ihr das nächste Mal "beim Türken" an der Kasse steht. In größeren Städten findest du auch türkische Musikgeschäfte. Da kaufen allerdings definitionsgemäß zu 99 Prozent TürkInnen, und vielleicht musst du dir schon einen kleinen Ruck geben, um dich hinein zu trauen. So ging es mir jedenfalls am Anfang. Blöde Schwellenangst. Die Verkäufer sind supernett, und ich habe inzwischen schon lange keine Probleme mehr damit, mal die einzige Deutsche unter lauter TürkInnen zu sein. Vielen TürkInnen hier geht das schließlich jeden Tag so.
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Autorin / Autor: Stephanie Sellier - Stand: 1. August 2001