„Die Welt der Zauberer steht unter höchster Anspannung, weil Lord Voldemort aus seinem Versteck zurückgekehrt ist.“
Über den Auftakt von „Harry Potter und der Halbblutprinz“ sagt Yates: „Die Welt der Zauberer steht unter höchster Anspannung, weil Lord Voldemort aus seinem Versteck zurückgekehrt ist.“ Die Rückkehr des Dunklen Lords hat die Todesser mutiger und dreister gemacht – sie greifen jetzt ganz offen und willkürlich an, und sogar die Muggel-Welt ist ihrem Terror ausgesetzt. Ominöse Wolken ballen sich über London zusammen, die Menschen schauen zum Himmel und spüren die ungewöhnliche Gefahr. Plötzlich stürzen sich drei Todesser aus den Wolken und fliegen durch die Stadt, wo sie großes Unheil anrichten. Mit bloßem Auge sind sie nicht zu erkennen, als sie um die Londoner Millennium Bridge sausen, bis sie sich aufbäumt und dann zusammenbricht – die Passanten müssen um ihr Leben rennen. Heyman erzählt: „Die anarchischen Angriffe von Voldemorts Gefolgsleuten bringen nicht nur die Zaubererwelt in Bedrängnis, sondern verheeren jetzt sogar die Muggel-Welt.“
Harry Potter treffen wir im Coffeeshop eines Bahnhofs wieder: Er liest im Tagespropheten den Bericht über den Angriff auf die Brücke, während er gleichzeitig mit der hübschen Kellnerin flirtet, die ihm auch ohne Aufforderung freimütig erzählt, wann ihre Schicht endet. Doch bevor Harry mit ihr ausgehen kann, taucht Professor Dumbledore auf dem Bahnsteig auf und reißt ihn buchstäblich mit sich – es geht um eine geheimnisvolle Mission.
Dazu Barron: „Harry hat keine Ahnung, worum es geht oder was Dumbledore von ihm erwartet, wenn sie ihr Ziel erreichen. Er weiß nur eines: Wenn Dumbledore ihn um etwas bittet, muss es wichtig sein. Also stellt Harry keine Fragen, er fügt sich einfach.“ Wieder spielt Michael Gambon die Rolle des ehrwürdigen Professors: „Die Beziehung zwischen Harry und Dumbledore geht in diesem Film über das Verhältnis Direktor-Schüler hinaus. Aus dem Schuljungen Harry ist ein intelligenter, junger Mann geworden, und die Beziehung der beiden entwickelt sich zu einer engen Freundschaft.“
Heyman erklärt: „In diesem Film erleben wir, wie Dumbledore Harry darauf vorbereitet, seine Nachfolge zu übernehmen. Wie zuvor stellt er für Harry eine Vaterfigur dar, aber Harry ist jetzt kein Kind mehr wie zu Beginn der Geschichten. Er ist jetzt ein junger Mann – Dumbledore begegnet ihm mehr oder weniger auf Augenhöhe. Doch er ist weiterhin Harrys Leitfigur bei der Vorbereitung auf das Kommende – auf eine Zukunft, die unweigerlich auf eine Konfrontation mit Voldemort zusteuert.“ Nach der Ankunft im Dorf namens Budleigh Babberton führt Dumbledore Harry zum Haus einer Muggel-Familie, das offenbar geplündert worden ist. Das Haus scheint unbewohnt, doch schnell entdeckt Dumbledore einen Eindringling, der sich in dem Durcheinander versteckt: Horace Slughorn. Horace war einst Zaubertränke-Lehrer in Hogwarts, ist aber vor Jahren pensioniert worden. Aber er erinnert sich immer noch an seine besten Schüler, darunter auch an einen gewissen Tom Riddle, der sich ganz besonders für die Dunklen Künste interessierte. Solange Voldemort als tot galt, schienen die Erinnerungen an den Knaben Tom, der er einst war, belanglos. Doch inzwischen ist bewiesen, dass Voldemort quicklebendig ist, und jetzt könnte die Chronik der Verwandlung von Tom Riddle in den Dunklen Lord vielleicht Rückschlüsse auf die Beschaffenheit seiner Macht zulassen. Dumbledore ist nämlich überzeugt, dass Horace Slughorn sich ganz genau an Tom Riddle erinnert, weil er einer seiner besten Schüler war. Dazu Barron: „Slughorn ist ein Aufsteiger. Er bewegt sich gern in den angesehensten Kreisen und gibt damit an, dass er berühmte Leute kennt. Er ist ungeheuer stolz darauf, sie einst als Professor in Hogwarts unterrichtet zu haben und immer noch Kontakt zu ihnen zu halten. Das schmeichelt seiner Eitelkeit.“ Der erfahrene Schauspieler Jim Broadbent übernimmt die Rolle des Horace Slughorn – er beschreibt ihn als „faszinierende, facettenreiche Figur. Er liebt seine Arbeit leidenschaftlich und ist eine große Koryphäe auf dem Gebiet der Zaubertränke. Ein fähiger Mann, der aber Schwächen hat. Ein dunkles Geheimnis in seiner Vergangenheit macht ihm schwer zu schaffen. Er tut alles, um es zu verbergen … bis Harry Potter auftaucht. Harry ist der Köder, mit dem Slughorn nach Hogwarts zurückgelockt wird.“ Slughorn sonnt sich im Ruhm seiner besten Schüler und präsentiert gern ihre Fotos auf seinem Regal. Dumbledore zweifelt natürlich nicht daran, dass der berühmte Harry Potter – der Auserwählte persönlich – das „Kronjuwel“ in dieser Sammlung darstellen würde.
Trotzdem bemüht sich Slughorn, nicht allzu eifrig zuzustimmen: „Er verlangt ein größeres Büro und eine satte Gehaltserhöhung“, berichtet Broadbent. Slughorns Forderung nach einem schöneren Büro wurde direkt an Produktionsdesigner Stuart Craig und sein Team weitergeleitet. „Das gab die Richtung vor: Er soll ein sehr gediegenes Büro erhalten“, sagt Craig. „Es soll besonders reich ausgestattet und in seiner beeindruckenden Architektur dramatisch wirken. Neben einem riesigen Kamin bietet es eine überwältigende Terrasse mit dem Blick auf die Berge. Vor allem soll es einen so theatralischen Eindruck machen, wie es der Figur zukommt.“ „Ein gewaltiges Set. Ich bin froh, dass Horace auf einem besseren Quartier besteht“, grinst Broadbent. „Es ist traumhaft.“
Kostümdesignerin Jany Temime machte es viel Spaß, Slughorns Kleidung zu entwerfen – sie beschreibt ihn als „eine Art Dandy, als ziemlich exzentrischen, englischen Gentleman, der guten Wein, gutes Essen, gute Gesellschaft und natürlich gute Kleidung zu schätzen weiß. Bei uns trägt er Tweed-Anzüge mit auffälligem Muster und kleine Fliegen. Und auf der Weihnachtsfeier trägt er einen sehr schönen Velours-Anzug – darin wirkt er ungeheuer beeindruckend. Doch er hat schon seit Längerem kein Geld mehr verdient – seine Kleidung hat bessere Zeiten erlebt: Sie ist zwar schön, doch überall fehlen Knöpfe und so weiter.“
Temime verrät, dass sie auch einiges beisteuerte, das Broadbent helfen soll, der Rolle gerecht zu werden: „Wir mussten ihn auspolstern, weil Horace erheblich dicker ist als Jim. Zur ersten Anprobe erschient er als Jim Broadbent – und er ging als Professor Slughorn. Es war ein großes Vergnügen, mit ihm zu arbeiten.“ Yates bestätigt das: „Bei Jim kommt Freude auf. Er verfügt über eine ungeheure schauspielerische Bandbreite, über die gesamte Skala von Komik bis Pathos – mir war völlig klar, was er in diese Rolle einbringen würde. Slughorn ist eine sehr schillernde Figur, und Jim schreckt vor keinem Risiko zurück – er probiert gern etwas Neues aus, um die Dinge auf die Spitze zu treiben, ohne dabei die Figur zu kompromittieren. Außerdem ist Slughorn ein echter Snob – er redet nur mit der bedeutendsten Persönlichkeit im Raum und ignoriert den Rest. Ich dachte mir schon, dass Jim so etwas Spaß machen würde – und ich hatte Recht.“
„Wir hatten das riesige Glück, dass ein Schauspieler von Jims Kaliber zu unserer ‚Harry Potter‘-Familie stieß“, fügt Heyman hinzu. „Seit dem ersten Film wird unsere Arbeit durch hervorragende Darsteller geadelt – und er zählt zu den Besten. Die Dreharbeiten prägt er durch seine warmherzige und zuvorkommende Art.“