Wer hat eigentlich die Ferien erfunden?

Ein paar Daten zu unserer Lieblingszeit

Sommerzeit - Ferienzeit, da ist es doch naheliegend, sich mal Gedanken zu machen, wo Ferien ihren Ursprung haben und wann es dazu kam, dass die Menschen auch diese Zeit zum Reisen nutzten.

*Urlaub für die einen, Konferenzen für die anderen*
"Als Schulferien (vom lateinischen feriae „Festtage“) wird ein meist längerer Zeitraum bezeichnet, in dem Schüler zwecks der Erholung vom Unterricht befreit sind," heißt es bei Wikipedia. Für die LehrerInnen ist diese Zeit allerdings kein Urlaub, sondern nur unterrichtsfreie Zeit, in der sie Fortbildungen besuchen und Konferenzen abhalten sollen.

*Wieviel Tage sind es denn?*
Wenn die Ferien zu Ende sind, denkt man meistens "Oh, schade, war mal wieder viel zu kurz, aber wenn ihr hört, wie lange ihr im Jahr tatsächlich Ferien habt, werdet ihr staunen: es sind insgesamt 75(!!!) Werktage. Hört sich zu viel an? Es sind umgerechnet zwölf Wochen und drei Tage, denn der Samstag gilt auch als Werktag :-). Zum Glück für den Verkehr (und traurigerweise für länderübergreifende Freundschaften) koordiniert die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder der Bundesrepublik Deutschland die Sommerferien-Termine der Bundesländer, sodass nicht ganz Deutschland auf einmal in den Urlaub aufbricht, zumindest im Sommer. Bis zum Jahr 2010 kann man die Sommerferienplanung jetzt schon einsehen unter http://www.kmk.org/service/ferien/lfer0510.pdf.

*Kurze Geschichte des Urlaubs*
Eingeführt wurden die Schulferien zwar schon im Jahr 1749, aber das Reisen in den großen Ferien setzte erst viel später ein. Anfangs waren es nur sehr reiche und gebildete Leute, die Urlaubs-Reisen unternehmen konnten. Zwar gab es auch schon im Zeitalter der Romantik (1795-1840) Reiselustige, die eine "Sehnsucht nach dem Unendlichen" verspürten, dock kam erst 1827 das erste Reisehandbuch von K. Baedeker auf den Markt. Ein paar Jahre später, 1841, bot Thomas Cook, ein frommer Laienpater die erste touristische Gruppenreise an. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand nach Rousseaus Philosophie „Zurück zur Natur“ eine Reiselust in die alpine Bergwelt. Das wiederum rief die von Alpenvereinen auf den Plan, die Berghütten errichteten und Wanderwege erschlossen.

*Nur Beamte brauchen Erholung*
Urlaub war lange nicht das Recht von Allen. Obwohl die meisten ArbeiterInnen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts oftmals 15 Stunden-Tage hatten bei einer 7-Tage-Woche wurde ihnen kein Urlaub gewährt. Den Beamten hingegen schon, und zwar mit dem Argument, diese seien ja körperlich nicht ausgelastet und müssten sich bewegen. Die Naturfreunde, gegründet 1895, forderten Erholungstage an Sonn- und Feiertagen ein und organisierten Tagesausflüge.

*Urlaub - eine Erfindung der Nazis?*
In den 30er Jahren nutzten die Nationalsozialisten die Unzufriedenheit der ArbeiterInnen aus, und gewährten ihnen sechs bis zwölf Tage Jahresurlaub. Die Nazi-Organisation "Kraft durch Freude" bot billige Reisen an, die sich alle - auch Niedrigverdienende - leisten konnten. Natürlich bekamen die Nationalsozialisten dadurch eine beträchtliche Anzahl von Wählerstimmen. Adolf Hitler und Robert Ley, Leiter der nationalsozialistischen Deutschen Arbeitsfront (DAF), hatten es geschickt eingefädelt: Aufrüstung und Krieg waren nur machbar mit zufriedenen, erholten Menschen.

*Wirtschaftswunder-Kinder*
Der deutsche Urlaubs-Tourismus wie wir ihn heute kennen, entstand erst im Verlauf der 50er Jahre: durch das sogenannte Wirtschaftswunder (den raschen Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg) verdienten die Deutschen mehr Geld und wollten ebendieses in sonnigeren Gegenden und einer heileren Welt als dem Nachkriegs-Deutschland ausgeben. Das nahegelegene Italien wurde schnell zum beliebtesten Reiseziel: 1956 besuchten 4,5 Mio. Deutsche das Land! Übrigens, Italien ist das Land mit den längsten Sommerferien im Jahr: ganze drei Monate!

*Reiselust ungebrochen*
Mittlerweile verbringen fast drei Viertel aller Deutschen ihren Urlaub einmal im Jahr reisend. Und die meisten (2005 waren es 30,4 Prozent) bleiben in ihrem Heimatland, entweder in den Bergen oder am Meer. Hauptverkehrsmittel ist und bleibt trotz Billigfliegern das Auto.

Schöne Ferien!

Autorin / Autor: Rosi Stolz - Stand: 4. August 2006