"Ich will mich trennen", das war der Satz der mein ganzes Leben veränderte. Nachdem mein Freund, mit dem ich fünf Jahre zusammen war, sich von mir trennte, habe ich alle Hoffnung in die Menschheit verloren. Er war mein Ein und Alles. Alles was ich dann wollte, war so weit wie möglich von der Erde und ihm zu verschwinden, ich konnte es nicht ertragen, damit zu leben, ständig mit ihm konfrontiert zu werden. Überall wurde ich nach ihm gefragt, von meiner Familie, die ihn über alles liebte und von meinen Freunden, die sich über mich lustig machten, außerdem musste ich ihn jeden Tag in der Schule sehen. Ich wollte weg und das soweit wie möglich. Durch meine Begabung in Physik und Mathe kam ich schließlich auf die Idee, eine Astronautin zu werden, damit legte ich mein Liebesleben auf Eis. Darauf folgten viele Jahre des Lernens und der harten Arbeit, um meinen Traum zu verwirklichen. In diesen Jahren ließ ich niemanden an mich ran mit der Angst, dass ich von meinem Ziel abgelenkt und abgehalten werden könnte. Dann war es endlich so weit, nachdem ich mein Studium als Beste abgeschlossen hatte und bei der NASA angenommen wurde, durfte ich das erste Mal ins All. Fliegen sollte ich mit Ethan, ich kannte ihn schon aus vorherigen Projekt und ich konnte ihn nicht wirklich ausstehen. Sein Art, wie er redete, war so nervtötend, er musste immer alles besser wissen. Er nahm mir immer alles ab, warum wusste ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht, ich war jedoch fest davon überzeugt, dass er es tat, weil er meinte, ich könne es nicht ohne seine Hilfe. Plötzlich saß ich in dieser Rakete für mehrere Monate fest und das mit einer Person, die ich nicht ausstehen konnte. Mir blieb also nichts anderes über, als ihm eine Chance zu geben. Aber er war anders als auf der Erde, plötzlich zeigte er wirkliches Interesse und sorgte sich um mich. Er wollte alles von meinen 27 Lebensjahren wissen. Ich meine, mir bleib auch nichts anderes übrig, als ihm schlussendlich davon zu erzählen, wir hatten ja nur uns und fliehen könnte ich ja nun mal auch nicht. Natürlich erzählte er auch von sich, er war in Australien geboren und aufgewachsen, hatte zwei Brüder, einen jüngeren und einen älteren. In seiner Kindheit musste er sich immer beweisen, um zwischen seinen Geschwistern aufzufallen, was seine besserwisserische Art erklärte.
In den nächsten Monaten wuchsen wir immer stärker zusammen, er sorgte dafür, dass wir immer genug Schlaf und Essen bekamen und erzählten uns immer lustige Geschichten aus unserer Kindheit. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht genau, wie er mein Gelaber immer aushalten konnte. Eines Tages ist mir dann plötzlich die Geschichte von meinem Ex rausgerutscht und dass ich deswegen keine Beziehung möchte, um nicht wieder verletzt zu werden. Ethan stand auf und ging weg, als er etwas vor sich hin nuschelte. Ich fragte: "Wie bitte?" Er meinte darauf nur: "Nichts, ist nicht so wichtig". Die nächsten Tage war er irgendwie abweisender. Dann wurde ich auch noch krank, mein Immunsystem hat aufgegeben, wie das im All durch die Schwerelosigkeit so üblich ist. Ich hatte starkes Fieber und eigentlich gar keine Kraft, um mich zu bewegen, doch ich wollte mein zuvor gestartetes Experiment fortführen, ich hatte schon seit 4 Monaten täglich den Energiegehalt kosmischer Strahlungen an verschiedenen Punkten im Weltall aufgezeichnet. Diese mühsame Arbeit wegen ein bisschen Fieber, zwei Monate vor der Landung, aufzugeben, war für mich keine Option. Aus diesem Grund stand ich aus meinem Weltraumschlafsack auf und startete einen weiteren Tag im All. Ethan fiel sofort auf, dass irgendwas nicht mit mir stimmte, ich tat seine Sorge ab. Ich versuchte den Tag normal weiterzuführen, ich frühstückte zusammen mit Ethan und begab mich dann zu meinem Forschungsprojekt. Mir wurde jedoch plötzlich kalt, ich begann zu schwitzen und fühlte mich schwach. Dann geschah es, ich drückte aus Versehen den Notfallknopf anstelle des Knopfes, welcher das Messgerät wieder in die Rakete zieht. Alles leuchtete rot, ich brach in Panik aus und suchte vergeblich nach einer Lösung, indem ich alle mögliche Knöpfe drückte. Ethan kam zu mir, schaltete den Notfallalarm aus und schrie mich an: "Was ist nur in dich gefahren? Weißt du was hätte passieren können? Du hättest fast unsere ganze Mission zerstört! Von wegen alles okay." Sofort schossen mir die Tränen in die Augen und ich dachte: "Ich wusste, dass er so ist. Und ich gab ihm eine Chance, wie kann man nur so doof sein."
Der Tag ging jedoch relativ schnell um, beim Essen schwiegen wir uns an und gingen schließlich, ohne ein weiteres Wort miteinander zu wechseln, schlafen. Am nächsten Morgen weckte er mich und entschuldigte sich bei mir, er sagte, dass es ihm leid tue und er nur so reagiert hatte, weil er so große Angst wie ich hatte. Die folgenden zwei Monate vergingen wortwörtlich wie im Flug, unsere Mission war erfolgreich beendet und wir verstanden uns wieder, aber nicht so gut wie vor dem Vorfall. Auf der Erde hatten wir natürlich erst einmal längere Zeit frei, um uns von unserer Reise zu erholen. In dieser Zeit erwischte ich mich immer wieder dabei, an Ethan denken, als ich alleine beim Essen in meiner Küche saß, dachte ich an die Zeit in der Rakete zurück und wünschte mir, ihm wieder von allem erzählen zu können. Als ich meiner besten Freundin von ihm erzählte, fiel mir auf, dass ich wirklich auf ihn stand. Ich wollte es ihm sagen, aber wusste noch nicht ganz wann und wie. Dann gab unsere Firma die Astronauten für die nächste Mission bekannt, ich wünschte mir, dass wir wieder zusammen eingeteilt würden. Zu meiner Enttäuschung war Ethan mit einem anderen Astronauten namens John eingeteilt. Also musste ich noch Monate warten bis ich ihm erzählen konnte, dass ich Gefühle für ihn habe.
Jetzt sitze ich hier, weinend, nachdem ich einen Anruf von meiner Kollegin bekommen habe, welche mir sagte, dass Ethan und John in einen Unfall verwickelt wurden und gestorben sind. Hätte etwas aus uns werden können? Hattet er überhaupt die gleichen Gefühle wie ich? Hatte er in den letzten Monaten auch an mich gedacht? Ich habe so viele Fragen, die ich nie beantwortet bekommen werde. Ich hoffe wir treffen uns wieder und bekommen eine neue Chance, in einem anderen Leben...