Cool, genauso egoistisch wie ich!
Forschung: Großzügige Personen belohnen großzügiges Verhalten, egoistische Personen belohnen eher Egoismus
Wann bin ich großzügig? Und wann verhalte ich mich egoistisch, um persönliche Vorteile zu haben? In älteren Forschungsarbeiten zu diesem Thema, wurde stets angenommen, dass die meisten Menschen in Wettbewerbssituationen - etwa einem Spiel - ihre Entscheidungen daran ausrichten, was sie in dem Moment als typisch betrachten: "Wenn alle um mich herum egoistisch sind, dann werde ich lernen, Egoismus zu akzeptieren und mich entsprechend verhalten", sagt Paul Bogdan von University of Illinois Urbana-Champaign, der in einer aktuellen Studie mit seinem Team aber etwas anderes herausgefunden hat, nämlich, dass der wichtigste Faktor das eigene Verhalten ist: Bin ich selbst egoistisch, dann belohne ich auch eher Egoismus, bin ich großzügig, bestrafe ich Egoismus.
Für solche Studien werden häufig Spiele verwendet, in denen die Teilnehmenden mit anderen einen Geldtopf teilen müssen (oder auch nicht). Bei dem hier verwendeten Ultimatum-Spiel muss eine:r vorschlagen, wie viel jede Person von einem 10-Dollar-Topf erhält. Der/die Empfänger:in muss entscheiden, ob er/sie dieser Aufteilung zustimmt oder sie ablehnt. Wenn das Angebot abgelehnt wird, erhält keiner der Teilnehmenden Geld. Eine Ablehnung kann demnach als eine Form der Bestrafung angesehen werden, auch wenn sie beide Spieler:innen etwas kostet, so die Forscher:innen. Manche Menschen neigen dazu, großzügig - oder zumindest fair - zu sein, wenn sie einer anderen Person einen Teil einer 10-Dollar-Belohnung anbieten. Andere versuchen, so viel wie möglich von dem Geld abzubekommen und bieten eine einseitige Aufteilung an, von der sie selbst auf Kosten der Mitspielenden profitieren.
Wenn sie ein Angebot erhalten, neigen großzügige Menschen dazu, nur großzügige Angebote anzunehmen, während selbstsüchtige Menschen mit selbstsüchtigen Angeboten zufrieden sind - selbst wenn der Egoismus des anderen ihnen finanziell schadet, fanden die Forscher:innen heraus. Indem die Spieler:innen zwischen dem Annehmen und dem Anbieten von Angeboten wechselten, konnte das Team die Beziehung zwischen dem egoistischen oder großzügigen Verhalten eines Spielers und seiner Bewertung der Angebote anderer Spieler:innen untersuchen.
Weitere Experimente zeigten, dass großzügige und egoistische Personen dazu neigen, anderen zu vertrauen, die sich so verhalten wie sie selbst, unabhängig was geldmäßig für sie dabei rausspringt. Während man im Spiel mit einer großzügigen Person zwar mehr Geld gewinnen kann, bevorzugen egoistische Personen dennoch, mit ihresgleichen zu spielen.
Den Forscher:innen zufolge zeigt die Studie, dass die eigene Großzügigkeit oder der Egoismus eines Menschen sein Verhalten in vielen Bereichen des Lebens bestimmt. Denn die anderen Personen werden auch durch die Brille des eigenen Verhaltens gesehen und bewertet.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung (via Eurekalert.org) - Stand: 14. August 2023