Vor vielen Millionen Jahren lebte im Universum die kleine Göttin MuEr neben vielen anderen Göttinnen. Jede dieser Götterinnen hatte einen einzigen Besitz. Doch sie waren unglücklich damit und sehr neidisch und zornig aufeinander. MuEr war die einzige, die gar nichts besaß. Und keine der anderen Göttinnen war bereit, auch nur ein wenig von ihrem eigenen Besitz abzugeben. MuEr bettelte nicht darum, denn sie war schlau und mutig. MuEr glaubte fest daran, dass es irgendwo im Universum noch etwas anderes gab als das Nichts. Sie war so voller Neugier und Wissensdurst, dass sie sich auf  Reisen machen wollte. 
An einem Tag, an dem es wieder einmal sehr viel Unfrieden zwischen den Göttinnen gab, begann ihr Abenteuer. Sie verwandelte sich in einen Adler, um schnell und mit scharfem Blick voranzukommen. Sie flog seelig durch die Lüfte des Universums und fühlte sich herrlich leicht und frei. Bald konnte sie in der Ferne einen leuchtenden Planeten entdecken. Die kleine Göttin flog auf diesen zu und spürte Wärme und mit ihr ein Glücksgefühl. MuEr war dem Planeten Sonne begegnet und verwandelte sich nun rasch in ein Einhorn, um mit viel Kraft, die Sonne näher an das Nichts heran zu schieben, denn sie wollte die Wärme und das Glück mit den unglücklichen Göttinnen teilen.
Danach setzte MuEr ihre Reise fort und traf auf den Planeten Wasser. Hier verwandelte sie sich in einen Delfin und durchschwamm viele Meere. MuEr sah tausend bunte Fische, Korallen, Muscheln, Perlen…. und war einfach nur fasziniert von dieser Farbenpracht. Es gefiel ihr hier so gut, dass die kleine Göttin die Meereswelt bat, einen Ozean mitnehmen zu dürfen. Und es wurde ihr erlaubt. So brachte MuEr ihren Lieblingsozean ins Universum. Und es trieb sie weiter.

Durch ihre Meerzeit war sie allerdings durchgefroren. Umso mehr schätzte die kleine Göttin nun ihre nächste Entdeckung. Sie war dem Planeten des Feuers begegnet und nahm schnell die Gestalt eines Drachen an. Sie besah sich von oben das funkelnde Flammenmeer. Das Feuer war riesig. Über seinem Licht bekam MuEr eine Wohligkeit, wie sie sie noch niemals zuvor kennengelernt hatte. Es fühlte sich alles gut an, deshalb dachte MuEr auch hier sofort daran, etwas Feuer in ihre Göttinnenwelt zu tragen. Und sie bat darum.
Nun war die kleine Göttin erst recht neugierig geworden. Und sie wollte, nein, musste unbedingt weiter reisen. So fand sie den Planeten der Wüsten und Berge. Schnell verwandelte MuEr sich in eine kräftige Steingeiß und rannte durch die Wüste, kletterte auf den höchsten Gipfel. Die Aussicht war gigantisch. Von hier schickte MuEr Sand und ein Gebirge ins Nichts. Von dort hörte sie ein leises Grollen der Götterinnen, aber sie ignorierte das, denn ihre Reise war noch nicht vorbei.

MuEr besuchte als nächstes den Planeten der Tiere und Pflanzen. Sie traute ihren Augen kaum, so etwas Schönes und Lebendiges kannte sie noch gar nicht. MuEr nahm hier die Gestalt eines Schmetterlings an und trank den Saft einer einzigartigen Blume. Dieser war so köstlich und wundervoll und so bat sie diesen Planeten, ein wenig davon mitnehmen zu dürfen. MuEr war sehr höflich und ihre Bitte wurde erhört.
Nun aber hatte MuEr ihre Kräfte wirklich aufgebraucht und war sehr müde geworden.

Die kleine Göttin hatte so viel Glückliches erlebt, dass sie erfüllt in ihr Universum zurückkehrte, was ja ein Nichts nicht mehr war. Das Nichts hatte nun Sonne, Wasser, Feuer, Wüsten und Berge, Pflanzen und Tiere. MuEr war dankbar und überwältigt von all den erlebten Abenteuern und mitgebrachten Dingen. Die kleine Göttin formte daraus die Erde zu einem eigenen wunderschönen Planeten. Hier fühlte MuEr sich endlich zu Hause. All die zornigen Göttinnen waren das erste Mal dankbar und glücklich. Sie beschlossen von nun an, alles miteinander zu teilen. Denn das hatte ihnen MuEr vorgezeigt, dass Teilen reich an Liebe, Glück und Herzenswärme macht. Zu Ehren ihrer mitgebrachten Gaben, beschlossen die Göttinnen, MuEr zu ihrer obersten Göttin zu bestimmen. So wurde MuEr zur Göttin von Mutter Erde.