Prinzessin Wrazwykni Ko Magnoitis, oder auch einfach nur Mag, betrachtete wie jeden Morgen ihren nackten, wunderschönen Körper im Spiegel. Diese makellose Haut von grüner Farbe. Ihr strahlend blaues, leicht gewelltes Haar, das bis zu ihrem Hintern reichte. Die feuerroten, glühenden Augen, die sowohl Gefahr als auch Anmut ausstrahlten. Mag konnte verstehen, wieso sie sich vor Verehrern nicht mehr retten konnte. Doch ihr Herz schlug nur für einen Mann, obgleich ihre Eltern dieser Verbindung niemals zustimmen würden. Sie schritt auf den Balkon und warf einen Blick über die hart arbeitenden Sklaven und suchte nach einem Mann. Den Mann ihrer Träume. Muskelbepackt und mit nacktem Oberkörper fand sie ihn. Normalerweise würde ihr dieser Anblick gefallen, doch hinter ihm stand Trixtlon Fragmis Trigolio mit hochgehobener Peitsche. Mag zuckte zusammen als er die Peitsche niedersausen ließ und ihr Liebster schmerzerfüllt aufschrie. Trix war der Mann, den Mags Eltern für sie erwählt hatten.
Mag konnte nicht länger zusehen. Sie betrat ihr Zimmer und kleidete sich an. Sie schlich auf leisen Sohlen hinunter in das Schlafgemach der Sklaven. Sie wurde bereits von ihnen erwartet, das Verhältnis zwischen dem Sklaven Tremu und der Prinzessin war ein offenes Geheimnis.
Mag setzte sich auf das Bett ihres Liebsten und kurz darauf betrat er auch schon schwer erschöpft das Zimmer.
„Tremu, das tut mir so leid“, flüsterte Mag.
„Ist nicht deine Schuld“, erwiderte er und setzte sich an ihre Seite. „Schließlich wolltest du schon längst weglaufen.“
„Dann lass es uns doch endlich tun!“, flehte Mag.
„Ich sagte doch schon, ich lasse die anderen hier nicht zurück!“
„Und ich sagte, wir nehmen sie mit!“
„Und was dann? Deine Eltern holen sich neue Sklaven. Wenn wir etwas ändern wollen, dann müssen wir das System stürzen. Ich weiß nur noch nicht ganz, wie wir das anstellen sollen.“
„Ich schon“, erwiderte Mag ohne Tremu anzusehen. „Wir töten sie und übernehmen den Thron.“
„Du willst deine eigenen Eltern töten?“, fragte er betroffen.
„Ich sehe nicht länger zu, wie du leidest.“ Mag wandte sich ihm zu und streichelte sanft seine Wange.
Tremu nahm ihre Hand und küsste sie. „Ich liebe dich.“
„Und ich liebe dich.“ Sie erhob sich und wandte sich an die anderen Sklaven. „Haltet euch bereit. Ich komme wieder sobald die Monde am Himmel stehen.“
„Sei vorsichtig“, bat Tremu.
Mag nickte und verließ den Raum.
„Was wolltest du bei den Sklaven?“, ertönte plötzlich die bedrohlich klingende Stimme ihres Verlobten.
„Auch ich darf ihnen Befehle erteilen, Trix.“ Sie wandte sich ab und wollte weiter gehen, doch er packte sie grob am Oberarm. „Lass mich los!“, befahl sie.
„Deine Eltern sind viel zu weich zu dir. Sobald du die meine bist, wird dein schönes Leben enden.“
„Ich weiß“, erwiderte sie mit einem gequälten Gesichtsausdruck.
Trix ließ sie los und Mag ging weiter. Sie spürte noch lange, wie sich sein Blick in ihren Nacken bohrte.
Stunde um Stunde verging, die sie mit ihren lästigen Pflichten zu füllen hatte. Als endlich Ruhe im Palast eingekehrt war, schlich sich Mag aus ihrem Zimmer und hinunter zu dem Quartier der Sklaven, bereit für den Putsch.
„Verflucht seien die Götter“, murmelte Mag als sie bemerkte, dass ihr nerviger Verlobter Wache hielt.
„Was willst du hier, Mag?“, verlangte er zu wissen, als er sie bemerkt hatte. „Geh wieder zurück in deine Gemächer.“
Sie zögerte. „Oder wir nutzen die Zeit gemeinsam“, sagte sie schließlich.
„Wirklich? Du hasst mich“, bemerkte er mit einem Grinsen.
„Schon, aber du hast heute mehr als deutlich gemacht, dass ich mich dir ohnehin würde unterwerfen müssen, also kann ich auch das Beste aus der Situation machen.“ Mag legte ihre Arme um seinen Hals.
„Was auch immer du hier versuchst …“ Er packte grob ihre Arme und hielt sie fest. „… es funktioniert nicht.“
Trix bemerkte zu spät wie jemand sein Schwert aus der Scheide zog und damit seinen Rücken durchbohrte. Als Trix schwer atmend zu Boden sank, hockte sich Mag neben ihn. „Doch“, flüsterte sie. „Es hat funktioniert. Folgt mir!“, befahl die Prinzessin den Sklaven und führte sie in die Waffenkammer, wo sie alles mitnahmen, was sie für die Revolution brauchten. Damit töteten sie alle, die sich ihnen in den Weg stellten.
Mag und Tremu eilten währenddessen zu dem Schlafgemach des Königspaares. Mags Eltern waren durch den Kriegslärm aufgewacht und bereit für den Kampf.
„Mag, was soll das?“, fragte ihr Vater streng.
„Ich folge meinem Herzen“, erwiderte die Prinzessin und griff an.
Ihr Vater parierte den Angriff mit Leichtigkeit. Kurz bevor sein Gegenangriff Mag traf, wurde sie von Tremu an ihrer Kleidung gepackt und nach hinten gezogen.
Der Prinzessin entging nicht, wie sich ihre Mutter unbemerkt davonstehlen wollte. Sofort nahm Mag die Verfolgung auf.
Es dauerte nicht lange, da hatte sie sie auch schon eingeholt und startete den Angriff.
Mags Mutter wich geschickt aus und startete einen Gegenangriff, den Mag mühelos abwehrte.
„Du bist eine Enttäuschung“, zischte die Königin.
„Ebenso“, erwiderte Mag und trat ihrer Mutter heftig in die Magengrube.
Gleich darauf folgte ein weiterer Tritt, sodass ihre Mutter zu Boden stürzte. Mag setzte ihre Schwertspitze an die Kehle der Königin, doch sie zögerte. Wieso zögerte sie? Ihre Mutter hatte sie ihr Leben lang behandelt wie Dreck. Sie hatte sie dem schlimmsten Verbrecher der Galaxie versprochen, weil sie ihn als guten Herrscher empfunden hatte. Nun war sie kurz davor ihr Leben mit demjenigen fristen zu können, der wahrhaftige Liebe für sie empfand und Mag zögerte?
„Ich wusste, du bist schwach“, zischte ihre Mutter.
„Gnade zu zeigen hat nichts mit Schwäche zu tun“, ertönte plötzlich Tremus Stimme, der an ihre Seite kam. Sein ganzer Körper war mit Blut bedeckt. Er nahm Mag das Schwert aus der Hand. „Dreh dich um“, flüsterte er ihr sanft zu.
Mag zögerte, kam dem Befehl dann aber nach. Sie hörte nur wie Stahl Fleisch durchbohrte. Das panische Röcheln einer Person, die nach Luft schnappte. Das Zappeln von jemandem, der den Todeskampf bestritt. Dann Stille.
Tremu kam an ihre Seite. „Geht es dir gut?“
„Haben wir gewonnen?“
„Ja. Wir haben gewonnen.“
Mag bettete ihren Kopf auf seine Schulter und schloss müde die Augen. „Endlich.“