Herzlich Willkommen auf Skaadi! Ich bin Novalee, eine Veolin und lebe hier mit meiner Familie ein fast perfektes Leben. Veolen sind menschenartige Geschöpfe mit zierlicher Gestalt und zarter hellblauvioletter Haut. Unsere Augen sind hell, wie blühende Frühlingsknospen und mit ihnen scheinen wir direkt in dein Inneres gucken zu können. Wir können sehen, wie du dich fühlst und was für Gedanken du gerade hast. Diese Gabe beherrscht jede Veole. In unserer Schule, im Fach Heilung, lernen wir die Gabe zu benutzen. Unser Haar ist total seidig und kann von hellblau bis zu einem dunklen Lila variieren. An unserem Rücken sind ein Paar weiser Engelsflügel, mit denen wir ziemlich weite Strecken fliegen und uns selbst wärmen können. Richtige Kleidung tragen wir nicht, aber ein leichter glitzernder Stoff aus hundert Milliarden von Sternen umhüllt uns zärtlich.
Skaadi ist der Planet, auf dem wir leben. Er ist nicht sehr groß und der meiste Teil ist auch gar nicht von uns besiedelt, aber trotzdem sprüht er nur so vor Leben. Es gibt hier viele außergewöhnliche Tier und Pflanzenarten, die ihr euch gar nicht vorstellen könnt. Große, kleine. Bunte oder eher eintönig. Alles ist dabei. Wir leben hier in weißen, kuppelartigen Häusern, die wir selbst gebaut haben.
Veolen sind sanftmütige, liebenswerte und geduldige Geschöpfe. Meistens gehen wir den Problemen lieber aus dem Weg und oder versuchen sie auszublenden. So leben wir hier eigentlich ein ganz friedliches Leben, aber das hat nicht nur Vorteile, ihr werdet sehen. Es ist nämlich so, mir ist etwas sehr Komisches aufgefallen. Merano, ein weiterer Planet in unserer Galaxie, nähert sich uns immer mehr. Erst habe ich gedacht ich täusche mich, aber ich beobachtete ihn lange Zeit. Jeden Tag scheint seine rosarote Oberfläche mit den vielen Kratern immer näher zu kommen. Ich bekam bei diesem Gedanken Gänsehaut, aber was wäre, wenn Merano mit Skaadi kollidierte? Dann wäre das ganze Leben auf Skaadi mit einem Schlag ausgelöscht. Das durfte auf keinen Fall passieren! Ich musste es verhindern!
Die Veolen wussten gar nichts von dieser Gefahr, sie lebten einfach ihr Leben so unkompliziert wie möglich. Also musste ich sie darauf hinweisen. Meine Familie glaubte mir anfangs auch nicht. Mein Vater sagte, das sei wahrscheinlich nur eine optische Täuschung und meine Mutter stimmte ihm zu. Zylan mein Bruder blickte mich nur genervt an und widmete sich dann "interessanteren" Dingen. Großartig! Da ich nun wusste, dass ich auf meine Familie nicht zählen konnte, machte ich mich mit einem Plakat auf zum Samstagsmarkt, um dort den Veolen aus meiner Stadt Keschena von dem bald eintreffenden Unglück zu erzählen.
Liebe Veolen von Skaadi, hört mich an. Bald wird etwas Furchtbares passieren, wenn wir nichts unternehmen. Stand darauf. Ich ließ mit Absicht den Grund weg, damit sie neugierig wurden.
Die meisten blickten mich nur verstört an und andere sagten, dass sich gefälligst der Rat der Veolen darum kümmern solle. Aber der Rat bestand nur noch aus alten, langsamen Greisen! Klar hatten die viel Erfahrung und so, aber bei Gefahren, wo man auch körperliche Fitness und das Denken von jungen Veolen brauchte, konnten sie doch nichts ausrichten. So entbrannte eine heftige Diskussion, aber dank meiner Tante Okanti, die plötzlich aufgetaucht war, schafften wir es zusammen, die Veolen wieder zu beruhigen. Mit den Folgen hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, dass die Veolen jetzt etwas dagegen unternahmen und einen vernünftigen Plan gegen dieses Problem entwickelten. Aber mit Massen von angsterfüllten, panischen Veolen hatte ich nicht gerechnet. Als mich meine Familie ein paar Tage nach meiner Ansprache mitten in der Nacht aufrüttelte, konnte ich in ihren besorgten Gesichtern ablesen, wie schlimm die Lage war. So viele Veolen wollten sofort von Skaadi fliehen, und zwar mit allem, was sie tragen konnten. Es war schrecklich. Ich wollte doch nicht so eine Massenflucht verursachen. Ich wollte nur, dass sie über Merano informiert waren. Dass sie endlich handelten! Auch meine Familie wollte schnell fliehen, bevor Skaadi in die Luft gesprengt wurde, aber plötzlich tauchte Er auf: Ein fremder, wunderschöner Veoler. Er hatte veilchenfarbene Haut, mitternachtsblaue Augen und einen wohlgeformten, muskulösen Körper. Bei seinem Anblick stockte mir fasst der Atem. Der Fremde hieß Tinaku und wollte mit mir einen Plan schmieden, um die Veolen zu beruhigen und eine Umsiedlung zu Cosano zu arrangieren. Meine Eltern waren zwar erst misstrauisch, was Tinaku anging, aber Tinaku konnte sie mit Leichtigkeit davon überzeuge, ihm zu vertrauen. Ich war auch erst skeptisch, was diesen Plan anging, schließlich ging es darum Skaadi zu verlassen und ich kannte Tinaku nicht mal, aber wir hatten keine andere Wahl und das machte mir Tinaku schmerzhaft bewusst. Irgendwie hatte ich das unwohle Gefühl Tinaku wollte unbedingt, dass ich mitmachte. Jedoch verflog mein Misstrauen rasch, als ich sah, wie gewissenhaft er einen Plan austüftelte. Und wir hatten nicht mehr viel Zeit.
Der Plan sah so aus. Ich sollte den Rat davon überzeugen, auf Cosano zu fliehen und Tinaku musste es irgendwie schaffen dafür zu sorgen, dass die Veolenkinder, die noch nicht fliegen konnten, es entweder schnell beigebracht bekamen oder von anderen Veolen getragen wurden. Es war nicht leicht den Rat auf unsere Seite zu ziehen, aber am Ende wussten zum Glück alle Veolen über das Vorhaben der gemeinsamen Flucht Bescheid und versuchten nicht, allein irgendwohin zu fliehen.
Es gab eine Liste, in der alle Städte, die es auf Skaadi gab, zeitlich eingetragen waren. Zu jedem Aufbruch einer Stadt ertönte ein sehr lauter Gong, der das Signal zum Losfliegen gab. Die Stadtoberhäupter/innen führten dann ihr Volk direkt zu Cosano, wo sie dann ein Lager aufschlagen wollten.
Ich hatte Angst. Viel Angst. Die letzte Zeit war nur so an mir vorbeigerauscht und nun sollte ich meinen Heimatsplaneten verlassen. Mein Herz krampfte sich zusammen, als ich mich mit meiner Familie in die Lüfte erhob und Skaadi für immer verlies. Aber ich musste mich auch auf neues einlassen. Bye bye alter Planet, hallo neue Welt!