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Wettbewerbsbeitrag von Jonathan Halbauer, 19 Jahre

„Wie viele Freiwillige haben wir?“ fragte der Präsident. „Zweihundert“, lautete die Antwort des Vorsitzenden für das Nationale Kolonisationsprojekt (NKP). Im Raum wurde es laut: „Zweihundert?! wir müssen nach internationalen Richtlinien mindestens tausend erreichen, sonst drohen Sanktionen.“, rief eines der Mitglieder des Ausschusses. Maria saß da und rieb sich die Augen. Sie war eine junge Dame, Anfang 30 und kleiner Statur. Zwar war Maria kein Teil des NKP, aber in ihrer Funktion als Beraterin des Präsidenten musste sie sich auch damit auseinandersetzen. Besonders dann, wenn die von den UN vereinbarten Zahlen nicht erreicht wurden. Sie rieb sich die Schläfe und versuchte das Wirrwarr aus Stimmen, das nach Bekanntgabe der Zahlen eingesetzt hatte, auszublenden. Zweihundert, diese Zahl war wie ein Schlag ins Gesicht. Was hatten sie falsch gemacht? Waren die angebotenen Zahlungen an Teilnehmer des Projekts nicht hoch genug? Sie entschied sich nachzufragen: „Warum haben die Leute abgelehnt? Waren die finanziellen Anreize nicht ausreichend?“.

Der Vorsitzende blätterte in einem dicken Stapel Papier, stoppte, fasste sich an die Stirn und überflog die aufgeschlagene Seite: „Nicht wirklich. Es gibt ein paar, denen die monatliche Aufwandsentschädigung nicht gut genug war, aber diese sind definitiv in der Unterzahl.“ Der Präsident meldete sich zu Wort: „Wenn es nicht am Geld lag, woran dann?“. Im Anschluss zu seiner Frage sprach er, als ob zu sich selbst, aber laut genug, dass jeder im Raum es hören konnte: „Wieso finden wir keine Tausend, die sich bereit erklären, diesen roten Klumpen Staub zu besiedeln.“

Genau diese Frage trieb Maria schon seit der Bekanntgabe der Zahlen um. Das ganze Szenario erinnerte sie an ein Erlebnis aus ihrer Kindheit. Sie musste elf Jahre alt gewesen sein. Ihr Vater hatte sie und ihren kleinen Bruder mit ins Schwimmbad genommen. Es war ein großes Hallenbad mit einem Extrabecken, an dessen Rand Sprungtürme installiert waren. Er hatte sie und ihren Bruder aufgefordert: „Na los, traut euch. Es kann nichts passieren, fangt einfach mit dem Dreimeter Turm an.“ Maria wollte damals auf keinen Fall als Erste springen. Sie hatte große Angst gehabt. Was, wenn das Becken nicht tief genug war und sie sich beim Aufprall am Boden verletzen würde? Was, wenn sie beim Springen komisch aussah und man sie auslachen würde? Diese Fragen hatten in ihrem Kopf herumgeschwirrt. Je länger sie mit ihrem Bruder so dastand, abseits der Schlange vor dem Turm, desto größer war die Angst geworden. Die Erinnerung ließ Maria trotz der ernsten Lage grinsen. Ihr Bruder war damals noch ängstlicher gewesen als sie. Er hatte sogar gezittert. Als ihr Vater sah, dass nach ein paar Minuten immer noch keines seiner Kinder den Sprung gewagt hatte, kam er zu ihnen: „Kommt schon, wer traut sich?“ Nachdem sie einen erneuten Blick auf ihren Bruder, dem schon die Tränen in den Augen standen, geworfen hatte, fasste Maria einen Entschluss. Sie reihte sich in die Schlange ein, und als sie an der Reihe war, sprang sie, ohne nach unten zu schauen, hinein ins kalte Wasser. Ihr Vater hatte geklatscht, und als ihr Bruder sah, wie sie auftauchte und zum Beckenrand schwamm, wagte auch er den Sprung.

Im Besprechungsraum zerbrach sich der Ausschuss immer noch den Kopf darüber, wie sie die fehlenden Freiwilligen auftreiben konnten. Jemand schlug vor, Gefangene auszuwählen, ihre Haftzeit zu verkürzen und sie zu Freiwilligen zu machen. Der Vorschlag wurde jedoch schnell verworfen. Es herrschte Ratlosigkeit. Der Präsident hatte seine Brille abgenommen und vor sich auf den schweren Holztisch gelegt. „Zweihundert“, murmelte er ununterbrochen: „Zweihundert“. Maria unterbrach ihn: „Zweihunderteins“. Im Raum wurde es still. Maria stand auf: „Ich gehe zum Mars.“ Der Präsident blickte ihr in die Augen. Dann stand auch er auf.

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Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

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Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

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