Ein normaler Tag im "Herzstück" eines Raumschiffes

Wettbewerbsbeitrag von Annika, 21 Jahre

„Verdammte Galaxiescheiße!“, flucht sie und stürmt die Treppe runter. „Krezy!“, ruft sie ihrem Kollegen zu der unten wild auf dem Monitor herumtippt. „Pumpe läuft noch.“, antwortet er in ihrem Kopf. „Na wunderbar, ich kümmer mich drum.“ Sie kommt mit einem lauten Platschen auf der Ebene an und verzieht das Gesicht. Warum musste auch ausgerechnet jetzt eine Wasserleitung platzen? „Danke“, hallt seine Stimme erleichtert in ihrem Kopf. „Was macht der Reaktor?“ Zügig läuft sie durch das Wasser zur Pumpe. „Zu wenig, brauchen mehr Kühlung.“ „War klar, verfluchte Kamelnerscheiße! So ein Mist passiert auch immer nur uns!“ „Ja.“ Irrt sie sich oder war da gerade ein amüsierter Unterton in seinem Ja? Es wäre eine Rarität. Sie steht nun neben der Pumpe, genau unter dem aufgebrochenem Flansch aus dem das Wasser nur so strömt. Na toll… In Sekunden ist sie klitschnass. Fluchend zerrt sie am Druckschieber bis sich das Teil endlich nach unten in die Senkrechte bewegt. Dann dreht sie den Schlüssel um und schaltet die Pumpe aus. „Verdammtes Drecksvieh!“ Mehrmals tritt sie dagegen, bis sie auch wirklich aus geht. Sie stemmt den Saugschieber zu und streicht sich das Wasser aus dem Gesicht. Der Sturzbach von oben wurde schwächer, weshalb sich das überhaupt lohnt. Sie tippt auf ihr Armband. „Wrend, Pumpe ist jetzt wirklich aus. Ich schalte noch die Leitung oben manuell um, ich vertraue dem Eretykr-Kack nicht mehr.“ „Verstanden.“ Sie holt eine Leiter, positioniert sie, so gut es in dem Wasser geht, auf dem Boden unterhalb der Abzweigung und klettert bangen Herzens rauf. „Falls ich sterbe ist es deine Schuld.“, murmelt sie so leise sie kann. Krezy hört es trotzdem. „Absolut nicht!“, protestiert er. Sie grinst und fixiert die Abzweigung an. Nur nicht runter schauen… Mit nur einer Hand, die andere klammert sich an der Leiter fest, beginnt sie zu drehen, und zu drehen, und zu drehen. Bis es nicht mehr weiter geht, sie zieht noch einmal kräftig. Endlich! Schnell klettert sie wieder runter. „Wrend, Leitung umgeschaltet.“, spricht sie zu ihrem Armband und verstaut die Leiter wieder sicher an der Wand. „Verstanden, alle Ventile sind offen. Kommt was an?“ Sie blickt zu Krezy, er nickt ihr mit leuchtend schwarzen Glubschaugen zu. „Ja“, antwortet sie, obwohl sie sich sicher ist, dass er bereits Wrend geantwortet hat. Manchmal ist Telepathie echt gruselig. Sie watschelt zu ihm, die Kleidung klebt zu sehr an ihr, als dass sie sich anders fortbewegen könnte. Auf dem Bildschirm sieht alles gut aus, die Temperatur reguliert sich. Die Anzeige ist bereits orange. Sie fasst die grüne Leitung an, die hinter dem Monitor verläuft, sie ruckelt ganz leicht und ist kalt. Ein sehr gutes Zeichen. Grinsend sieht sie zu ihrem Kollegen. „Eine Codre?“ Der wackelt nur mit dem Kopf, doch sie könnte schwören, dass sich seine Gesichtszüge zu etwas verzerrt haben, das einem menschlichen Grinsen gleich kommt. „Nein, zuerst müssen wir herausfinden, warum die Pumpe eine Fehlfunktion hatte.“ „Eine Fehlfunktion? Das Scheißding ist ausgerastet. Ich wusste noch nicht mal, dass die so viel Druck erzeugen kann!“ „Jetzt wissen wir es. Wir müssen herausfinden warum, es ist nicht normal.“ Sie verdreht ihre Augen: „Natürlich ist das nicht normal. Irgendwas ist mit unseren Elektrönchen in den Stromleitungen nicht normal. Verdammte Entrin-Kack, noch nicht mal das Notprogramm wollte funktionieren! Das war bestimmt wieder einer dieser beschissenen Raumwellen, die hier überall auftauchen, um uns zu ärgern. Das Dreknovxr-Vieh von Pumpe ist ganz verrückt geworden!“ „Du solltest wirklich nicht jede Spezie in den Dreck ziehen, deren Namen du aussprechen kannst, Mina, nur um zu schimpfen.“ Sie sah gespielt traurig in seine riesigen Augen. „Aber es klingt immer so gut.“ „Jaja, jetzt geh hoch und ziehe dich um. Du siehst aus wie ein triefender Kretynenergeist.“ „Hey!“ Sie wollte sich maßlos erboßen und ihm die Meinung geigen, doch er legt nur einen seiner vielen Hände auf ihren offenen Mund und zeigt zur Treppe. Sie seufzt. „Codre?“ „Später, nachdem wir den Grund gefunden und beseitigt haben. Und die Rohrleitung repariert ist.“ Sie blickt auf ihr Armband: „Oder nach Feierabend.“ In ihrem Kopf lacht er leise auf. Sie weiß nicht, ob er wollte, dass sie das hört. Sie sagt lieber nichts und stapft die Treppen hoch. Diese Kleidung ist verdammt nass und eklig klebrig..bäh!
Drei anstrengende Stunden später, mit zum Glück weniger Wasser involviert, sitzt sie an einem der Bildschirme, die wie Fenster agieren und einen Blick in die Außenwelt gewähren, und starrt ins scheinbar endlose Schwarze des Alls. Er lässt sich neben ihr in den Stuhl gleiten und nimmt sich seine Codre. Sie warten noch bis Wrend auftaucht, wie er es schafft, sogar länger als Krezy beim Umziehen zu brauchen, ist und bleibt ein Mysterium des Universums. Zu dritt erheben sie ihre Dosen voll Codre und stoßen wortlos an. Auf einen weiteren geretteten Tag in dieser Blechbüchse von Raumschiff!

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: Annika