Durch Raum und Zeit – nur für dich

Wettbewerbsbeitrag von Jack D. Dripper, 19 Jahre

2144. Ein Jahr in dem die Menschheit ihren technologischen Höhepunkt anstrebt. Auf der Suche nach außerirdischem Leben stieß vor 16 Jahren eine Sonde ganz zufällig auf etwas Unbekanntes, was zunächst schien wie ein schwarzes Loch. Aber es war anders, weiß/lila und stellte sich als eine Parallele heraus. Ein Portal in einen alternativen Raum. Genies aller Welt versammelten sich, um zusammen zu arbeiten. Nach erfolgreichen Tests wurde die erste kleine Crew losgeschickt, um das Portal lebendig zu durchqueren. Mutig verabschiedeten sie sich von ihrer Heimat, ihren Freunden und Geliebten und traten die Reise an. Die ganze Welt sah gespannt zu. Doch dann brach die Verbindung ab. Jegliche Versuche sie zu erreichen, waren erfolglos. Es wurde an einem Projekt gearbeitet, um das gleiche Portal künstlich nachzubauen und die Crew zu retten, aber das Projekt stellte sich als zu gefährlich heraus und wurde eingestellt. Langsam gerieten sie in Vergessenheit und der ganze Tumult wurde als Ressourcen- und Geldverschwendung abgetan. Das einzige was zurückblieb, waren ihre Geliebten, die die wahren Kosten dieses Ereignisses tragen mussten. Und auch sie waren diejenigen, die als einzige weder vergaßen, noch aufgaben…

Zwei Monate vergingen, seitdem ich das Labor nach Albanien verlegt hatte. Ich lief an diesem sonnigen Tag die Felder entlang und bestaunte den wolkigen Himmel. So viel Zeit im Bunker zu verbringen, war selbst für mich auf Dauer ermüdend. Aber jede Sekunde die verging, war ein weiteres X getrennt von dir. Diese Gegend erinnerte mich an damals, das letzte Mal, an dem wir uns umarmten. Nicht allzu weit entfernt konnte ich die vertikalen Farmen sehen. Weiße Wolkenkratzer mitten im Nirgendwo. Ich hatte das Bild genau vor Augen: Das Feld war die Landebahn, die vertikalen Farmen die Raketen und vor mir sah ich dich in deinem Raumanzug, mit demselben dummen Gesicht wie damals. Dann umarmten wir uns, bevor du nach oben flogst und ich hier unten blieb. Meine Brust begann zu schmerzen. Ich vermisste deine Wärme.
*Schdk* Ein Geräusch! Achtsam schaute ich nach. Aus den hohen Gräsern kam etwas raus.
»Miau.« Puh, nur eine Katze.
»Na, du? Was machst du denn hier draußen so ganz allein?«
»Miau.«
Sie kam näher und rieb ihren Kopf an meinen Beinen.
»Du bist auch einsam, oder?« Ich duckte mich und begann ihren Kopf zu kraulen. Sie schnurrte.
„Weißt du, da wo ich herkomme, gibt es keine Katzen mehr. Oder Vögel. Oder Insekten. Du bist die erste, die ich seit Langem sehe. Seufz. Die Natur versinkt in immer größer werdenden Städten. Die Bevölkerung hat 15 Milliarden erreicht. Der Platz dafür ist da, würde sich unsere Politik nicht selbst Steine in den Weg legen. Wegen ihnen ist ein Großteil der Bienen gestorben, der Anfang vom Ende. An diesem Ort ist noch ein wenig Natur übrig, aber selbst hier bauten sie neue vertikale Farmen, was meist ein Zeichen dafür war, ländliche Landschaften abzureißen, um neue Städte zu erbauen. Manchmal hasste ich die moderne Zeit. Zwar haben wir es geschafft, die meisten Krankheiten zu heilen und die Energiekrise zu lösen, doch die Menschen streben nicht mehr, sie sind nur noch gierig. Wären die Zeiten nur so geblieben wie damals, wäre die Erde vielleicht ein besserer Ort. Sauber und nicht künstlich, grün und nicht mehr grau.“

Plötzlich wurde es dunkler. Regierungsschiffe! Ich stand wieder auf.
»Miau?«
»Tut mir leid, Kätzchen, aber ich glaube mir läuft die Zeit davon...«

Ich versiegelte die Bunkertür hinter mir und lief hinab ins Labor. Technisch gesehen war das Portal bereit. Eigentlich waren alle Risiken ausgeschlossen, selbst die kleinsten Verfeinerungen und Kalibrierungen waren lange getilgt. Ein letztes Mal überprüfte ich noch die Kameras und entschied mich.
Ich schloss die Antimaterie an die Maschine und begann die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. War heute wirklich der Tag?! Ich war fast fertig, aber- Moment.. Ich wechselte zu den Überwachungskameras und sah von einer zu nächsten. Alles schien normal. Auch #9 zeigte eine leere Wiese. Nur die Wolken, die Wolken waren unverändert, seit 40 Minuten. Verdammt.
»Hände hoch!! Geheimdienst!«
Ein Haufen Polizisten und Anzugtragende sammelten sich vor dem Eingang des Labors.

»Frau Blum, sie sind verhaftet! Treten Sie langsam zurück!«
Der blaue Knopf war nur einen halben Meter rechts von mir.
»Letzte Warnung!«
Antäuschend hob ich sie hoch und schlug dabei blitzschnell auf den Knopf. **Peng** Ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Schulter. Rote Tropfen flogen und mein weißer Kittel färbte sich rot.
»Hgh...«
Die versteckte Glastür schoss heraus und trennte mich von ihnen.
»Hey! Verdammt!«
Sie begannen gegen die Scheibe zu schlagen. So fühlte sich also eine Schusswunde an? Ich eilte zur Maschine und zog den Hebel.
»Zur Seite!«, brüllte einer und begann zu schießen.
Es begann zu rauschen, während die Aktivierung lief.
»Kugelsicher!«
Ich biss die Zähne zusammen und tippte mit blutverschmierten Händen auf die Tasten.

»Chantal, hören Sie mir zu! Bitte seien Sie vernünftig! Das Portal ist viel zu gefährlich! Sie als ehemalige Projektleiterin müssten das doch am besten wissen!«
Ich schnallte mich an den Sicherheitsgurt und hob den Schutzdeckel für den Startbutton. All die Jahre, die ich für diesen Moment gearbeitet hatte. Bitte.
Ein letztes Mal sah ich zurück, lächelte und drückte den Button.
Der Boden bebte. Alle stürzten. Ich hielt mich fest und kämpfte mit aller Kraft dagegen, auch nur einen einzigen Zentimeter abzuweichen. Das Portal funkte und blitzte. Ein **Beep** bestätigte den Vorgang. Panische Schreie ertönten. Meine Haare begannen zu schweben.
»Chantal! Schalten Sie es a…«
Jedes bisschen Ton wurde verschluckt. Dann knallte es. Licht brach aus. Licht, welches die Eigenschaften von Tag und Nacht hatte. Vor mir öffnete sich etwas… ein Weg. Es kam mir so vertraut vor. Ich lief einen Schritt weiter und wurde erneut daran erinnert, dass ich noch nicht tot war. Ich sah auf die andere Seite und fand sie, mit dem selben dummen Ausdruck wie bei unserem Abschied, die Person die ich liebte.

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN