Anouk:
(18:31): hab heute an dich gedacht :)
(21:15): https://www.planetariummoselberg/aktuelles:/universum_zukunft.de
(21:16): wolln wir dahingehn zsm?
oder wir könn zum dach gehen, sterne schaun
(09:03): antworte mal, ich mach mir sorgen
(14:12): finn?
0. "Sie haben seinen leblosen Körper…Antipyretika…alleine…bin im Büro"
Unendliche Schwärze. Schwerelos. Die Dunkelheit besetzt meinen Körper wie ein Virus. Schwarzes Blut in meinen Venen. Du bist ich und ich bin du. Einst war der Nachthimmel besetzt mit funkelnden Sternen, Augen in denen sich das Universum spiegelt. Nun trieft der Himmel vor Schwärze.Er hat sämtliche Lebensfreude mit sich genommen. Die Sonne, für selbstverständlich genommen…die Nacht nährt sich von ihren glitzernden Strahlen und legt ihren tiefschwarzen Mantel über meine glasigen Augen. Sternenleichen, die Dunkelheit hat dich besetzt, haftet an dir wie scharfkantiger Mondstaub. Schwarzes Mondgestein schneidet mühelos durch weiche Haut- Für immer verschluckt von der Dunkelheit. Ein Lichtstreifen durchschneidet die Schwärze. Stimmen aus einer anderen Welt. Ich drehe mich zur Wand.
6. Totenfeier. Leben in Särgen, schwarze Wimpern auf erkalteter Haut. Ich knalle das Tor zu und hangele mich an den rutschigen Sprossen hoch auf das Dach. Schneeregen peitscht mir meine Schuld ins Gesicht. Ich rolle mich auf dem nassen Boden zusammen und starre in den grauen Himmel-
An dem Tag, an dem ich zwölf wurde, trank ich Tee zum Geburtstagskaffee, während draußen bereits die Sonne unterging. "Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fällt der Schatten hinter dich" funktioniert wohl weder für mich, noch für die Erde. Wie denn auch, wenn sich alles dreht? Meine Mutter saß mir mit dunklen Augenringen gegenüber, zwischen uns eine aufgerissene Schachtel Kekse und tausend stille Vorwürfe. Die Zwillinge schreien und mein Vater ist weg. "Ich geh dann zu Finn", murmelte ich und schlurfe aus dem Raum. An diesem Abend brach Finn das Schloss des Tors und wir kletterten zum ersten Mal zusammen die schmalen Sprossen der Feuerwehrleiter nach oben auf das Dach irgendeiner Industrieanlage. Herakles biss in Heras Brust, weil er ein Kind war, und er wurde dafür nicht einmal angeschrien oder verprügelt.
Wenn sein Vater ihn schlug, kletterte Finn nachts heimlich durch mein Fenster in mein Bett und legte den Kopf in meinen Schoß. Ich las ihm aus "Der kleine Prinz" vor, und wir kuschelten uns ganz nah aneinander in meine Prinzessinnendecke, bis wir so warm waren, dass wir das Eis der Kometen auflösten, die in uns krachten. Wir drehten uns durch diesen Nebel. Meteorstrom. Wir wussten, dass sich nichts ändern würde, aber wünschen konnten wir es uns doch, und das war ein Trost.
"Und dahinten ist der Jupiter", sagte Finn, als wir mal wieder auf dem Dach saßen. "Er besteht aus Gas, Wasserstoff und Helium und so, ganz anders als die Erde. Und in der Wolkendecke gibt’s ne Menge Stürme und so. Am größten ist der Große Rote Fleck, schon mindestens 330 Jahre dreht der sich da schon, krass oder? Und er verschluckt voll viel, also andere Wirbel und so." Er zupfte an seinem Pulli. "Also jedenfalls ist der Jupiter riesig und zieht damit voll viele Asteroiden an, so knallen die auch nicht auf die Erde. Wir brauchen ihn zum Leben. Sonst wären wir schon längst weg, boom." Ich lachte. "Jahreszeiten gibt es auch fast nicht, meistens ist es verdammt kalt da oben." Ich habe den Jupiter lange nicht mehr gesehen. Die Sonne nach den kalten Nächten war zu hell.
Am Ende ist Finn in sich zusammengefallen. Das Schwarze Loch in ihm hat alles verschluckt, sogar das Licht. Plötzlich dreht sich alles zu schnell, viel zu schnell, aber vom Blickpunkt der anderen weit entfernt ist er langsam, zu langsam beim Denken, zu langsam beim Aufstehen, sie verstehen ihn nicht. Man sah das Schwarze Loch ja auch nicht, nur dass er so abwesend war, aber vielleicht hat er auch eine neue beste Freundin. Und als er sich dem Dunkel näherte, sah er nur noch den Lichtring des Ereignishorizonts und hat sich fallen lassen, hat unser Universum verlassen. Was hat er dabei gesehen? Zeitreisen durch seine Kindheit, hoffentlich nicht, Licht am Ende des Tunnels oder so? Ob es wehgetan hat? Ich hätte ihn retten müssen.
64. Immerhin können die Engel noch weinen. Ihre Tränen benetzen die grauen Dächer der grauen Häuser der grauen Stadt. Gott hat die lebendigen Fische gefangen ,nur der tote liegt auf grauen Parkbänken. 24,79 m/s² drücken mich auf durchnässtes Holz. Alles dreht sich zu schnell, vielzuschnell, ich bin du und du bist ich.. Du- Die graue Wolkendecke über mir, ein Leichentuch. Schützende Aramidfasern schnüren mich ein. Das Atmen fällt schwer, so schwer, auf Newtons Kopf der Apfel. Augen schwer. "Dieses Wetter erinnert mich immer an meine Frau, Sie hat Regen geliebt." Wie in Trance drehe ich den Kopf und nehme verschwommen einen Mann wahr. Ich richte den Blick wieder auf die Straße. "Alle Regentropfen sind seitdem voller Blumen. In jedem sehe ich sie." Ich drehe den Kopf. Finn und ich liegen auf dem Bett, den kleinen Prinzen zwischen uns und die Köpfe voller Träume. "Sie sind sind so schön…. Und wir sind dabei. Ist das nicht alles magisch?" Ich schaue ihn an...
Anouk
(03:46):
ich vermisse dich so sehr. aber es wird sanfter, an dich zu denken. meistens liegst du dann neben mir, wenn ich in die sterne schaue, dann leuchtest du ganz hell in mir. grenzen ohne nähte. ich glaube, ich weiß, dass du verstehst, warum ich dich nicht zurückholen konnte- wie du mich ja immer verstanden hast. weißt du noch, wie wir immer gesagt haben, dass alles eh bedeutungslos ist, weil wir nur winzlinge auf einem staubkorn sind? klar, das universum ist riesig und wir so klein, aber wir gehören doch auch dazu, wir sind teil dieser magie und sind ganz groß für andere - auch ich bin das für andere, wie du es für mich warst, auch wenn du das leuchten in dir nicht sehen konntest, war es da so glitzernd und funkelnd, für immer in mir. finn, ich hab dich unendlich lieb. für immer, deine anouk.