Drachenkünstlerin
Fantasie und Fingerspitzengefühl gehören dazu, so ein ungewöhnliches Hobby zu haben...
Als ich neulich für ein Wochenende am Strand war, traf ich eine alte Bekannte wieder. Sie war mit ihrer Freundin unterwegs - und wie das dann so ist, geht man zusammen in eins dieser gemütlichen Strandpavillions und trinkt einen Becher köstliche Schokolade. Während wir so erzählten, fiel mir auf, dass diese Freundin, nämlich Anke, eine riesige Kiste mit dabei hatte und neugierig wie ich bin, fragte ich sie sofort, warum sie so etwas am Strand herumschleppt. Sie blickte vielsagend ihre Freundin an und erzählte mir dann, dass da ihre selbstgebauten Drachen drin seien, öffnete die Kiste und begann über ihre Leidenschaft, das Drachenbauen zu erzählen...
*Wie bist du auf die Idee gekommen, Drachen zu bauen?*
Drachen habe ich schon mit unserem Opa gebaut, da war ich 5 Jahre alt. Richtig angefangen habe ich dann wieder mit 20 Jahren durch meine Schwester, die einen Lenkdrachen zum Geburtstag bekam. Durch das Fliegen haben wir dann schnell neue Leute und neue Ideen bekommen, haben dann auch mit einer Horde von Leuten Drachen selber gebaut, und die ersten Drachenfeste besucht... Und so wieder neue Leute und Inspirationen gefunden.
*Wie hast du das gelernt?*
Durch Bücher und die Personen die man auf dem Drachenfesten trifft habe ich so meine Grundkenntnisse erhalten, die nicht unwichtig aber auch hemmend sein können - denn letztendlich kann man doch seiner Fantasie freien Lauf lassen und auch ganz kreativ bauen, was einem so durch den Sinn kommt.
*Verkaufst du die Drachen auch?*
Ich verdiene kein Geld mit dem Drachenbau - ich habe es auch noch nie versucht. Allerdings habe ich einen recht billigen Urlaub deswegen: Ich werde durch meine Drachenkreationen zu Internationalen Drachenfesten eingeladen, um sie dort steigen zu lassen. Das heißt für mich, eine Woche mit guten Freunden und Drachenfliegern zusammen zu sein, wobei meistens die Anreisekosten, die Unterkunft und die Verpflegung bezahlt wird. Auch Arbeitsmaterial für Workshops und für das Fest werden gestellt.
*Wie sehen denn so die Arbeitsabläufe bei einem Drachenbau aus?*
Bei den Drachen aus Tyvek (Plastik) oder Spinnakernylon sieht es so aus: Zuerst kommt die Idee entwickeln (na die kommt einfach so aus dem Kopf). Dann gebe ich irgendwelche Skizzen oder auch Modelle in 3D im Rechner ein und überlege, ob es wirklich fliegen kann, das heißt wie symetrisch ist das Objekt? Wo müssten Stangen rein? Welche Stangen sollen herausnehmbar sein? Anschließend lege ich ein Schnittmuster an oder übertrage auch das Modell direkt auf die gewünschte Größe auf das Tyvek. Dann näh ich mit der alten Pfaff-Nähmaschine Taschen für die Stangen und Verstärkungen an Ecken, die sehr beansprucht werden. Als nächstes wird gemalt, Stangen rein, Waage anbringen (die Waage sind die Schnüre die direkt am Drachen sind, um die eigentliche Flugschnur anzubringen). Die Waage ist mit die größte Schwierigkeit und muß gut überlegt sein. Sie ist mit ausschlaggebend dafür, dass der Drachen auch fliegt. Und dann der erste Flug...
Bei den Drachen aus Papier und evtl. Bambus muss man das Bambus spalten und zu einem Gitter oder so bearbeiten, auf das man dann Papier, Blätter oder was auch immer aufkleben kann. Das wird dann auch bemalt. Für diese Drachen muß die Idee nicht wirklich als erste da sein, da das Bambus auch gerne diese Arbeit übernimmt.
*Woher kommen deine Inspirationen?*
Gute Frage!
*Arbeitest du mit jemandem zusammen?*
Nein ich baue meine Drachen alleine. Habe jedoch auch noch ein Projekt mit meiner Schwester und ihrem Freund zusammen (Flugrost).
*Was macht dir besonders Spaß daran?*
Die Vielfältigkeit: Kreativität, Handwerkliches, Spannung (ob es denn funktioniert), der erste Flug... Es ist ein gutes Hobby, was durchaus sehr ausgleichend ist.
Anke ist 36 Jahre, gelernte Schriftsetzerin und Lithographin und arbeitet zur Zeit als DTP-Sachbearbeiterin Grafik.
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Autorin / Autor: Anke Sauer, Rosi Stolz - Stand: 10. November 2004