"authentisch, direkt und offen"?!
Dadurch, dass bei BB das gesamte Geschehen von Kameras begleitet, wird entsteht der Eindruck, das selbst der tägliche Zusammenschnitt im Fernsehen "authentisch und offen", d.h. echt ist. Das dem nicht so ist, wird an der Manipulation der Bilder deutlich - nicht das die Bilder verändert werden, sondern in der Art und Weise, wie sie zusammengeschnitten werden ist entscheidend.
Der Tag hat 24 Stunden. All die Gesten, Zwischentöne und Begebenheiten die an einem Tag passieren, können kaum in einer knappen Stunde wiedergegeben werden. Es entstehen Lücken zu Gunsten, wie auch Ungunsten einzelner Personen.
So kritisierte der ausgeschiedene Kandidat Thomas, das er sich von den BB- Zusammenschnitten in eine bestimmtes Klischee gedrückt fühlte. Er sagte, dass er sich, mit seiner Persönlichkeit anders empfinde, als den Thomas, den er bei BB sah.
Das ist gut vorstellbar. Zum Beispiel sagt die 5. Big Brother Regel, dass die Bewohner des Hauses täglich im Sprechzimmer einen persönlichen Bericht abgeben müssen. "Im Sprechzimmer sollen sie über ihre individuellen Erfahrungen, Gefühle und Konflikte reden. Sie sind dabei von den MitbewohnerInnen unbeobachtet und unbelauscht. Nur die Medienöffentlichkeit ist ihr Zeuge." Die Berichte werden aber nicht von allen MitbewohnerInnen gezeigt. Für ein Projekt, das den Anspruch hat authentisch und transparent zu sein, wäre das aber doch naheliegend, oder?.
Aber wahrscheinlich wäre das langweilig und viel zu langatmig. Besonders vor dem Hintergrund, dass Big Brother ein Spiel ist. Und dieses Spiel lebt von der Beteiligung der Zuschauer. Eine Bühne braucht ein Publikum. Deshalb muss immer eine gewisse Spannung aufrechterhalten werden, damit der Zuschauer auch morgen noch einschaltet und das Produkt "Big Brother" gut verkauft wird.
Der Ruhm unserer "Helden und Heldinnen" wird jedoch nur von kurzer Dauer sein und wird auf ihre Kosten gehen. Das, was eine nachhaltige Karriere ausmacht, ist Begabung und Kompetenz. Hundert Tage in einem Container zu verbringen reicht vielleicht aus, um das schnelle Geld zu machen, wird aber kaum für einen langandauernden Erfolg reichen.
Autorin / Autor: Peggy Förster - Stand: 10. Mai 2000