Grad°jetzt – Eine Welt für morgen

Sarah hat die Film- und Foto-Show "Grad°jetzt – Eine Welt für morgen" von Naturfotograf Markus Mauthe besucht und sich dabei Gedanken über eine bessere Bildung zu den Themen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit gemacht

Bild: Weltupdate, gezeichnet von Sarah M. Schulte

Geographie ist eine Wissenschaft, die so viel bedeutet wie „die Erde beschreibend“. Aus meiner eigenen Erfahrung wird diese Wissenschaft jedoch als „einfach“ oder „weniger wichtig“ abgehakt, obwohl sie sich mit der Welt, in der wir leben, befasst. Doch ich frage mich, ob in unserer Gesellschaft immer alles nach „höher, besser, schwieriger“ bemessen werden muss!? Sollte es nicht viel mehr darum gehen, dass jeder seine Interessen und Stärken ausleben kann, so dass man als „bunter Haufen“ gemeinsam die Probleme der heutigen Zeit angehen kann? Selbst auf dem Arbeitsmarkt ist der Beruf des Geographen meist weniger bekannt, und wenn doch, dann ist er mit Klischees behaftet. Doch ich habe eines gelernt, was mich immer wieder darin bekräftigt, meinen eigenen Weg zu gehen. Und zwar haben wir uns selbst, beziehungsweise die Generation vor uns eine Welt kreiert, in der Prozesse nicht mehr losgelöst von gesellschaftlichen Einflüssen ablaufen. Selbst an den abgelegensten Orten der Welt sind beispielsweise Bestandteile von Mikroplastik zu finden. Somit wird auch eine Wissenschaft benötigt, die diese Prozesse aus einer interdisziplinären Perspektive betrachtet.

Mittlerweile sind wir nämlich an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr fünf vor zwölf ist, sondern eigentlich schon fünf nach zwölf. Viele Prozesse, die bereits aus der Bahn geraten sind, werden sich auch in den nächsten Jahrzehnten weiter verändern und das nicht gerade zum Positiven. Diese Ansicht soll jetzt keine Angstmacherei sein, da sich Menschen bei Angst oft verschließen und den Problemen als Skeptiker gegenüberstehen, jedoch sollte mittlerweile jedem bewusst geworden sein, dass die Menschheit so nicht mehr weiter machen kann, wie sie es bisher getan hat.

Besuch der Mediashow "Grad°jetzt – Eine Welt für morgen"

Vor kurzem bin ich - passend zu den Themen, mit denen ich mich als angehende Geographin auseinandersetze - auf das Projekt „grad.jetzt“ gestoßen. Mit diesem Projekt machen der Naturfotograph Markus Mauthe und die Journalistin Luisa Schneider globale Kipppunkte und deren Auswirkungen sichtbar. Das Ziel der beiden ist es, zu zeigen, wie schön und vielfältig die Natur und unser Ökosystem ist, aber auch wie und wo diese bedroht werden. In Mediashows geben sie ihre gesammelten Eindrücke und Erfahrungen an die Gesellschaft weiter. Als Gast einer dieser Mediashows, welche unter dem Thema „Eine Welt für morgen“ stand, durfte ich mit in die entlegensten Orte dieser Welt reisen, die besonders durch die globalen Kipppunkte bedroht sind.

Besonders zum Nachdenken angeregt haben mich dabei die Erzählungen über das Leben der Menschen im Senegal. Viele der dort lebenden Menschen leben vom Fischfang, doch seit einigen Jahren kommt es dort zu deutlich ausgeprägteren Monsunen, welche große Teile der Küstenlandstriche zerstören und die Menschen dazu zwingen, 30 km weiter ins Landesinnere zu ziehen. Dort leben sie in sogenannten Übergangscontainern und warten darauf, dass die Regierung ihnen eine Zukunftsperspektive bieten kann. Häufig kommt es jedoch nicht dazu, was die Menschen dazu zwingt, endgültig ihre Heimatregion zu verlassen und als Klimaflüchtlinge in europäische Länder zu flüchten. Auf dem europäischen Kontinent entfacht dies Diskussionen, aber nicht solche, die sich damit beschäftigen, den Menschen vor Ort zu helfen, schließlich tragen wir zu einem Großteil dazu bei, dass es den Menschen dort so ergeht. Sondern wir führen Diskussionen darüber, wie viele Menschen in Zahlen wir wie und wo aufnehmen.

Eine Mauer aus Bäumen

Es ist nicht so, als ob es keine Ansätze gibt, den Menschen vor Ort zu helfen. Bei dem Projekt „Great Green Wall“ in Afrika haben sich beispielsweise die Länder der Sahelzone dazu verpflichtet, in den nächsten Jahren gemeinsam eine Mauer aus Bäumen zu Pflanzen, um die Ausbreitung der Sahara zu stoppen. Doch dieses Projekt benötigt Geld, Zeit und Hingabe. An den letzten beiden Faktoren scheitert es in der Regel nicht, denn niemand möchte sein Heimatland einfach so aufgeben. Das Geld hingegen ist meist der Schlüsselfaktor, denn die Setzlinge und deren Bewässerung, die zwingend dauerhaft von Hand getätigt werden muss, ist kostenintensiv. Schaut man sich die Summen an, die auf der Welt im Umlauf sind, ist es nicht so, dass dafür kein Geld vorhanden wäre, sondern es wird allzu oft in Bereiche gesteckt, die unserer Welt noch mehr Schaden zufügen. Toleriert wird dies vor allem von Menschen in einflussreichen Positionen. So muss man feststellen, dass das Geld in der Bildung, den Kommunen und überall dort, wo es wirklich gebraucht wird, fehlt - für Krieg und Waffen ist jedoch meist immer etwas vorhanden. Dieses Thema wird in meinen Augen zu oft ignoriert. Es geht nicht darum, Menschen in Kriegsregionen im Stich zu lassen, doch ich frage mich an dieser Stelle, was wir eigentlich aus der Vergangenheit gelernt haben? Ich weiß noch zu gut, dass ich in der Schule genau zu dieser Frage Aufgaben beantworten musste. Wenn ich mir jedoch das heutige Bild unseres Planeten ansehe, weiß ich nicht, was mir diese Auseinandersetzung mit der Frage gebracht haben soll, wenn wir eh nicht daraus lernen. Anstatt Geld in die Waffenproduktion zu stecken, könnte es den Menschen zugutekommen, die damit den Planeten retten wollen und nicht Länder zu Trümmerhaufen machen.

Betrachtet man das Publikum, welches die Mediashow besucht hat, so musste ich enttäuscht feststellen, dass es geschätzt zu 95% Rentner oder kurz vor dem Rentenalter stehende waren. Wo waren die Jüngeren? Betrifft es nicht vor allem die mittlere und jüngere Generation, die ihr Berufsleben noch vor sich haben? Sollten solche Veranstaltungen nicht auch in den Schulen publik gemacht werden? Das Bild, was ich dort zu sehen bekommen habe, spiegelt aber eigentlich sehr gut wider, wie wenig Relevanz Wissen und Bildung in unserem Land scheinbar hat.

Nur kreative Köpfe können die Welt von heute ändern

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, in der Fenster aus den Scharnieren gefallen sind, Schulen geschlossen wurden, weil sie mit Asbest belastet waren und nun für den Rest des Lebens leer stehen, weiß man, dass Bildung keine besondere Priorität mehr besitzt. Nun auch noch über die Kürzung von Fächern wie Kunst und Musik nachzudenken, ist für mich nicht nachvollziehbar. Nur kreative Köpfe können die Welt von heute ändern und die Welt vom morgen nachhaltig formen. Vernetztes Denken ist dabei wichtiger denn je, um gemeinsam an den Lösungskonzepten zu arbeiten. Gerade das Fach Erdkunde bietet dafür genau die Möglichkeiten, gemeinsam mit den Kindern auf eine Weltreise zu gehen und unsere Lebensgrundlage, den Blauen Planeten zu erforschen. Das Fach bietet viel Potenzial für interaktives Lernen. Wir können uns loslösen von stupiden textbasierten Aufgaben, denn Geographie und andere Fächer beziehungsweise Wissenschaften sind schon lange nicht mehr deskriptiv. Ein besonders inspirierender Spruch, der in diesem Kontext Erwähnung finden sollte, ist der von Nelson Mandela, welcher sagte, dass „Bildung […] die mächtigste Waffe [ist], die du verwenden kannst, um die Welt zu verändern“. Wir sollten deshalb Menschen wie Markus Mauthe in die Schulen einladen, dafür Werbung machen und gemeinsam mit ihm die Orte auf unserer Erde entdecken.

Herr Mauthe vertritt dabei eine Meinung, die ich mit ihm teile. Menschen den Tourismus zu untersagen hält er für nicht sinnvoll, denn wenn man mit seinen eigenen Augen sieht, was die Probleme auf unserem Planeten sind, hat man dazu eine ganz andere Verbindung, als wenn sie ganz weit weg erscheinen. Viele Länder bieten dazu auch schon Konzepte, wie den Ökotourismus an, um auch hierbei nachhaltiger zu wirtschaften.