Findet Nemos verblasste Heimat
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Sahra Zeghbib, 18 Jahre
Wo einst das Lachen Nemos perlend klang,
Herrscht nun ein Schweigen, tief wie Grabesnacht.
Kein Farbenschimmer mehr, kein Lebensdrang,
Nur Schatten einer längst verlornen Pracht.
Malins Augen, Spiegel stummen Leids,
Durchsuchen Trümmer einstiger Paradiese.
Wo Hoffnung wohnte, wuchert nun das Nichts,
Ein Friedhof bunter Träume, kalte Flut.
Und Dori, ach, ihr Blick einst voller Glanz,
Erstarrt vor grauer Öde, Todessphären.
Vergesslichkeit – ein Segen oder Fluch?
Könnt' sie doch tilgen all die bittern Tränen!
Das Riff, ein Dornröschen im Traum des Todes,
Weint Perlen in die stummen Ozeane.
Sein Klagelied, unhörbar und doch laut,
Zerreißt des Herzens zarte Hülle.
Am Ufer stehen wir, Salz auf der Haut,
Geschmack von Schuld und brennender Scham.
Das Meer, einst Wiege allen Lebens, stirbt,
Verblüht von unsrer Gier, ein welker Stamm.
Oh, wär ich doch wie Dori so gesegnet,
Vergäße all das Grauen, das wir schufen!
Doch Erinnerung, sie bleibt ein treuer Wächter,
Lässt Tag und Nacht die Mahnung in uns rufen.
Noch können wir das Schicksal neu beschwören,
Für Nemo, Dori, Malin Retter sein.
Lasst uns dem Raubbau endlich Einhalt gebieten,
Eh' alle Farben dieser Welt verblassen, klein.
Sonst bleibt vom Meer nur eine Sage übrig,
Ein Märchen, das wir flüstern, tränenschwer.
Von Riffen, die einst leuchteten wie Sterne,
Von Fischen bunt – doch gibt es sie nicht mehr.
Oh Menschheit, höre diesen Klageruf!
Das Meer, es fleht um Hilfe, um Erbarmen.
Erwache aus dem Schlummer deiner Gier,
Und rette, was noch bleibt, mit offnen Armen!
Autorin / Autor: Sahra Zeghbib