Weltschmerz einer Narzisstin
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Kristina Kerber, 24 Jahre
Kommt‘s mir nur so vor oder kommt’s mir zuvor
Dass mein Name jedes Jahr weiter runterrutschen, im Alphabet,
Deinen Rücken hinab bis zum Boden, doch selbst der wirkt unerreichbar,
Immerhin stell ich mich immer als angekommen dar
Doch dann reißt mir die Realität die Füße weg und ich lieg in deinen Armen
Und schau aufrecht und schwindelfrei, wie viel noch unter mir liegt,
Eine Darstellung, die schwindelig Scham erweckt.
Mein Kopf tut weh und was gibt’s schlimmeres
Als Weltschmerz für mich allein,
Du sagst du liebst mich nicht, aber was nicht ist das kann noch werden
Und deshalb herrscht noch Krieg und selbst da wo Friede ist
Kann noch jemand sein Revier markieren,
Waffen im Größenvergleich mit deinem Ego schneiden eh eher schlecht ab.
Ich such im Internet nach Antworten zu fremden Fragen,
Frag mich, wie lang der Ukraine Krieg schon geht und ob meine Lippen zu klein sind,
Ich trag den Weltschmerz einer Narzisstin und mein ganzer Körper tut weh
Menschen ertrinken im Mittelmeer, aber wo sind meine Grenzen,
Ich glaub ich kann die Probleme der Welt lösen
Aber bitte sag mir zuerst, ob ich dieses Bild posten soll oder doch lieber das mit mehr Ausschnitt
Ist auch das drin was draufsteht, ich glaub’s nicht,
Selektive Idiokratie, ich kenn mich mit Menschenrechten nicht so aus,
Mach dir nichts draus, mal mir deine Grenzen auf die Haut, manche stehen da drauf
Wie auf Zäunen, z-z-zip und weg,
Ich glaub du hast recht wenn du sagst,
Gefühle regelt doch der Staat
Aber bitte nur im Hochformat
Sonst kann ich’s nicht prozessieren, in meinem kleingeistigen Großhirn
Präfrontale Kollision, ich frag mal den Algorithmus nach Tendenzen,
Fühl mich zur Zeit nicht so gut, bitte lass mich krankschreiben von der Klimakonferenz,
Self-Care ist wichtig und so, sag ich, und beiß mir ins prozessierte Fleisch.
Kein Mensch ruft mich mehr an, heutzutage,
Mein Name, irgendwo zwischen Irrelevanz und historischer Importanz,
Heimisch, nicht mal importiert, doch das meiste an mir ist von anderen kopiert,
In der Liste spür ich fremde Laster,
Die künstliche Intelligenz sollte man nicht nach der Ästhetik verurteilen,
Immerhin steckt dahinter keine Genetik aber dafür Kunst im Wort,
Drum heb ich ab, wenn sie mich anruft und schweb kurz um die Welt
Nur um herauszufinden, dass sie sich noch um wen anderen dreht als sich selbst,
Altruistisch wie sie ist macht die Erde eine Pirouette
Und schon bin ich wieder da, wo ich angefangen hab.
Autorin / Autor: Kristina Kerber