Oh, wie schön!

Beitrag zum Wettbewerb green poems von Xaver Egert, 20 Jahre

Oh, wie schön!
Ist es denn möglich, die Möglichkeit zu beheben,
jedes Problem samt und sonders kleinzureden?
Anderthalb Grad faktisch gerissen,
auf dem Siegertreppchen Lobbyisten,
steigt aus Lützerath der Rauch,
abonnieren wir Jahrhunderfluten jährlich,
sowie die Hitzetoten -
doch wunderlich die Waldbrände,
in den Urlaubsländern:
Bei uns gibt’s sowas nicht.

Die Klimakatastrophe hat uns längst umarmt,
und drückt auf unsere Stirn einen Kuss,
der extrem nach Hitze und Kälte schmeckt.
Und doch jauchzen wir in ihren Armen auf:

Oh, wie schön!
Dass man mit dir verhandeln kann!
Du kriegst ein Erfrischungstuch,
so kühle dich doch ab,
während unsere Kühlerhauben heiß laufen,
und der Inlandsflug bevorsteht.
Oh, wie schön!
Deine Nachsicht,
so wundervoll!
Ginge es nach dir,
so ginge es bestimmt wie nach uns.
Ob heute oder morgen,
oder in ferner Zukunft,
oder überhaupt;
wer weiß?
Wir halten uns die Türen offen,
auf dass die Zugluft dir Erfrischung beschert.
Reicht dir das?
Oh, das tut es gewiss,
denn wenn wir eines wissen,
dann doch,
dass sich das Klima ewig Zeit lässt,
auf dass wir uns zusammenraufen,
auf dass wir Vernunft annehmen,
auf dass wir uns nicht mehr in Scheindebatten verrennen,
auf dass wir unsere Nebelkerzen ausblasen,
auf dass wir Leben retten,
auf dass wir unsere Zukunft sichern,
und auf dass wir dich, oh Klimakatastrophe,
in den Ruhestand versetzen.
So gib uns noch etwas Zeit,
oh Klimakatastrophe,
vielleicht ein Jahrhundert oder zwei,
lass uns Lützerath als Blaupause nehmen!
In allen Dingen und überhaupt.
In überlebenswichtigen Dingen gilt es Kompromisse zu machen.
Denn halb am Leben ist nur halb gestorben.
Siehst du das auch so, Klimakatastrophe?