Die Krone der Schöpfung

Beitrag zum Wettbewerb green poems von Anuscha Zbikowski, 23 Jahre

Leise flüsternd kommen knisternd gold’ne Arme durch’s Gestrüpp; greifen lüstern nach allem, was wie Nahrung erscheint. Erst ganz klein, dann wachsen sie, verbreiten sich – zerstörerisch. Alarmstufe rot. Rot, alles rot, die Flammen lecken am Holz und bäumen sich auf, um die Bäume zu fressen und wieder vergessen wir voll Ignoranz, dass wir verantwortlich sind für den Feuertanz.

Völker, die fliehen. Tiere, die weinen. Leben, das stirbt. Ein Wald wird gerodet, ein Wald, der verbrennt; bald ist niemand mehr da, der die Erde so kennt, wie sie ursprünglich war.

Von Feldern voll Farbe bleiben Berge in grau.

Doch wieso sollt‘ ich was tun? Hier ist der Himmel noch blau! Und wer braucht Regenwald: Wir haben Dschungel aus Stein. Wir sind die Krone der Schöpfung! – Es sollt‘ wohl so sein.

Es sei ein Selbsterhaltungstrieb alles and’re zu zerstören? Alles Fremde würd‘ verstören? Jede Innovation gebremst von Diskussion über Situationen der Vergangenheit. Niemand will sich verändern, niemand will verstehen, dass so wie wir leben, die Regeln nicht gehen.

Ihr seid kultiviert, habt Wissen und Gold. Kinder indoktriniert, sie tun, was ihr wollt. Biene Maja im Fernsehen, während Blumen verblühen; während Insekten sterben, als würden sie Selbstmord begehen.

Das Vergehen ist Teil von der Natur, nichts bleibt ewig gleich – das Problem ist nur, dass dieses Massengrab geschaufelt ist von eines Menschen Hand, der dränget nicht bloß Fauna, Flora an den Erdenrand, sondern sich selbst
als der größte, schlimmste, mächtigste Feind
in den dunkelsten Zauberkugelvorhersehungen erscheint.

Wir sind nicht erkoren, wurden niemals gekrönt. Trotz allem verloren, wenn es weiter so dröhnt. Von allen Seiten Motoren, Abgase und Lärm.

Die Erde ist rund, wir betreiben Eckhäuserbau; die Zukunft ist farbig, unsere Städte sind grau. Unsere Augen verschlossen, kaufen wir unverdrossen die Tiere – erschossen, für bequemen Konsum, für Trophäen und Preise, die zeugen von Ruhm. Generell ist das Kaufen unser Lieblingssport – was wir tun, ist nicht Wirtschaft, was wir tun, ist Mord
in jeglicher Hinsicht: für uns selbst, für den Wald, für die Tiere. Und bald
haben sich Industrien den letzten Grashalm gekrallt.

Wir brauchen Monokulturen, denn wir lieben das Beherrschen; wir demonstrieren die Macht, alles zu unterwerfen, was uns Geld eingebracht.

Doch führt nicht unser aller Nabelschnur
zu Mutter Erdes Kern? Schon jetzt ist unser Untergang ein bisschen weniger fern. Wenn des Windes Veränderung nicht allzu bald weht, ist es bereits zu spät: Jede vergeudete Sekunde wird einmal zur Stunde, ist schreiendes Flehen
in den Augen der Opfer; ist tatenlos zusehen, ist schweigend herumstehen, ist rückwärts vorangehen, ist den Rücken zudrehen,
wo ein Kopf gefordert, der keine Flüge bucht, sondern Lösungen sucht.

Die Natur schlägt zurück und holt Stück für Stück wieder, was uns
niemals gehörte.
Katastrophen werden kommen und in Wellen der Flut
überschwemmt zornig die Mutter die Zerstörer von allem, was schön ist und gut.
Dann vergeht dieses Land, und uns
endlich der Hohn,
wenn die Wellen uns reißen vom rettenden Thron.
Das Letzte, das man sieht, bevor der Mensch endgültig versinkt,
ist die goldene Krone, die mit ihm ertrinkt.

Autorin / Autor: Anuscha Zbikowski