Vom Ego zum Ökosystem: Ein Dialog der Schöpfung

Beitrag zum Wettbewerb green poems von Ruweida, 15 Jahre

Ich bin ein Mensch.
Ich verdiene Liebe und zu lieben.
Ich bin die Beste in allem,
Und nichts ist mir zu schwer.
Niemand ist wie ich, ich bin einzigartig
Und niemand kann mich je ersetzen.
Es wird niemals jemanden wie mich geben.

Ich bin der Mittelpunkt meines Lebens,
Ich lenke, wohin meine Tage mich führen.
Sei es, einen Freund zu finden,
zu heiraten
oder betrunken aus einer Bar geworfen zu werden.

Ich kaufe, was mein Herz begehrt,
Von exotischem Essen bis zu edler Kleidung.
Denn ich bin reich, und Geld bringt mich überall hin,
Ich kann reisen, wohin ich will.

Ich könnte ein Verbrechen begehen
und damit davonkommen.
Du fragst dich, warum?
Weil Geld das Schweigen erkauft
und die Gewalt verhüllt.
Besitzt du erst genug Reichtum,
bist du unantastbar.

Immerhin, Geld ist, wie du hier überlebst.
Diejenigen, die nicht genug haben,
tun alles, um etwas ihr ihres zu nennen.
Nur um in dieser Welt klarzukommen.


Ich bin ein Blauwal.
Als Tier bin ich die Größte
Und eine der Lautesten.
Manche nennen mich Balaenoptera musculus,
Mein Herz ist unermesslich groß.

Ich lebe in jedem Ozean,
Außer dem Arktischen.
Meistens bin ich allein,
Doch beim Zeugen
Findest du mich in kleinen Gruppen.

Ich bin kein Allesfresser,
Krill stillt meinen Hunger,
Doch manchmal zwingt der Ozean mich,
auch Fisch zu verschlingen.

Ich reise zum Indischen Ozean,
um zu essen,
doch zum östlichen tropischen Pazifik,
um zu paaren.

Ich bin wichtig,
das sag ich nicht nur so,
denn ohne mich
gibt es ein Ungleichgewicht.
Ich kontrolliere die Population der Krills.
Siehst du viele von mir,
ist das Meer gesund.
Doch wehe, du siehst wenige von uns,
dann ist das Meer in Not.

Ich bin friedlich,
tue niemandem weh,
doch eine Spezies duld' ich nicht
den Mensch.
Sie jagen mich, für meinen Fleisch
und töten mich mit ihren Schiff.
Sie verändern meinen Ozean
und reduzieren mein Essen.

Ich immigriere, um zu paaren,
doch wenn ich dort ankomme, mein einst tropischer Ort,
möchte ich schreien,
denn ich finde nicht meine Art.
Möchte ich weinen,
denn ich habe keinen Partner.

Die Welt stirbt,
doch viele bleiben blind.
Denn man lebt nur einmal,
und was danach kommt,
interessiert sie nicht.

Wieso sparsam leben,
wenn ich nichts mehr miterlebe?
Meine Enkel werde ich nicht treffen,
meine Vorfahren taten dasselbe wie ich.

Wieso etwas reparieren,
was ich nicht zerbrach?
Wieso geben,
wenn ich auch nichts bekam?
Man sagt, sei nett, um Nettigkeit zu empfangen.
Doch wie empfängt man sie,
wenn man tief in der Erde liegt?
Ich frag noch einmal:
Wieso geben, um nichts zu bekommen?

Es heißt, nehmen und geben,
erarbeiten und verdienen.
Es stimmt, manche nehmen nur,
doch verdienen es nicht.
Wollt ihr bekannt sein
als die Generation, die nichts tat,
obwohl sie die Wahrheit kannte?

Die vorherigen Generationen
haben wenigstens die Ausrede,
doch ihr?
Ihr habt kein Recht zu sagen,
ihr hättet es nicht gewusst.
Denn ihr, die Generation von heute,
macht die Welt noch schlimmer als sie war.

Ihr habt Alternativen,
die es früher nicht gab.
Lösungen für brennende Probleme:
Pappe statt Plastik,
öffentliche Verkehrsmittel statt privater Autos.
Und Fleisch ist kein Muss,
denn es gibt Tofu und pflanzliches Fleisch.
Den Müll in den Eimer werfen,
das ist nicht schwer.
Denn fast jede Ecke hat einen Mülleimer.

Der, der es nicht tut,
ist schlimmer als die Tiere,
denn die Natur kümmert sich um ihre Spuren.
Doch die des Menschen,
wie Kaugummi,
bleiben tief in der Erde haften.
Leverkusens Busbahnhof,
eine Müllhalde unter den Füßen.

Wir können nicht sagen,
dass wir so weiterleben wollen,
nur weil es uns nicht betrifft.
Die Gedanken mancher kann man nicht ändern,
doch sich selbst zu verändern,
ist schwerer.

Daher muss man nicht
von heute auf morgen ein anderer sein.
Fang klein an:
Achte beim Einkauf auf recyceltes Papier,
auf umweltfreundliche Produkte,
auf nicht bedrohte Tierarten,
auf Mitmenschen.
Erinnere dich daran:
Nur weil man nicht die Welt retten will,
muss man sie nicht zerstören.

Die Welt gehört nicht uns,
wir leben nur für begrenzte Zeit.
Das heißt nicht,
dass wir tun können, was wir wollen.
Es ist eine Warnung:
Irgendwann wirst du tief in der Erde liegen
mit nichts außer deiner Kleidung.

Autorin / Autor: Ruweida