Exportiert, verbrannt oder zum Vergammeln abgelegt

Studie über Textilrecycling: Nur 26 Prozent der gesammelten Textilien kommen in Recyclingprozesse, und diese müssten dringend verbessert werden

Was passiert mit unseren gesammelten Hosen, T-Shirts, Jacken oder Schuhen, nachdem wir sie gewissenhaft zum Altkleidercontainer gebracht haben? Immerhin kamen im Jahr 2018 in Deutschland rund eine Million Tonnen Alttextilien zusammen, was je nach Berechnung einer Sammelquote von 64 bis 74 Prozent entspricht. Tatsächlich werden aber nur 26 Prozent der gesammelten Textilien Recyclingprozessen zugeführt, wobei nur selten hochwertige Fasern für den Einsatz in neuen Textilien hergestellt werden. Der größte Teil der Ware wird dagegen exportiert, oft auch in Nicht-EU-Länder, zur Energiegewinnung verbrannt oder landet auf Mülldeponien. Warum Textilien nicht stärker wiederverwertet werden, liegt wohl hauptsächlich daran, dass die Recyclingverfahren immer noch wenig ausgereift sind und es kaum Anreize für die Textilhersteller gibt, Recyclingmaterial statt Neuware zu verwenden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU).

Innovative Recyclingverfahren müssen her

Das im Moment immer noch am meisten eingesetzte Verfahren ist laut der Studie das mechanische Recycling mit einem Anteil von 65 bis 87 Prozent. Diese Methode ist im Vergleich zu anderen Technologien weniger umweltbelastend, führt aber dazu, dass die Fasern stark strapaziert und dadurch immer schlechter werden

Bei der sogenannten Depolymerisierung von Fasern wird das darin enthaltene Polyester, Nylon oder die Cellulose in chemischen Prozessen in ihre ursprünglichen Bestandteile zerlegt, sodass sie für die Herstellung neuer Textilien wiederverwendet werden können. Das gilt zwar als eine vielversprechende Lösung, um die Qualität von Recyclingfasern zu verbessern, aber das Verfahren befindet sich noch in der Entwicklungsphase.

Eine weitere Methode ist chemisches Recycling (zum Beispiel Pyrolyse oder Gasification). Dabei wird die chemische Struktur der Faser in kurzkettige Kohlenwasserstoffgemische zerlegt, was aber deutlich mehr Energie als die Depolymerisierung verbraucht.

Was aber wäre die Lösung? „Um hochwertige Fasern herzustellen, stößt das mechanische Recycling an seine Grenzen. Für eine echte Kreislaufwirtschaft brauchen wir innovative Technologien, die die Faserqualität erhalten und für die Textilbranche wieder nutzbar machen“, fasst Clara Löw, Expertin für nachhaltiges Textilrecycling am Öko-Institut, zusammen. „Die Depolymerisation muss deshalb dringend weiterentwickelt werden. Eine klare Hierarchie der Recyclingverfahren nach energetischem und ökologischem Aufwand ist wichtig, um zukünftige Investitionen im Bereich Textilrecycling zu priorisieren.“

Anteil von Recyclingfasern in neuen Textilen zu gering

Die Studie zeigt auch auf, dass der Anteil von recycelten Fasern, so genannten Rezyklaten, bei der Produktion neuer Textilien bisher sehr gering ist. Um diesen Rezyklatanteil zu erhöhen, müssten stärkere Anreize für die Hersteller auf gesetzlichem Wege geschaffen werden. Dazu gehörten verbindliche Quoten für die Verwendung recycelter Fasern, aber auch höhere Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Textilprodukten insgesamt. Außerdem sollten Hersteller zur getrennten Sammlung und Verwertung verpflichtet werden.

„Um das Potenzial des Textilrecyclings wirklich auszuschöpfen, brauchen wir nicht nur bessere Technologien, sondern auch klare gesetzliche Vorgaben und wirtschaftliche Anreize“, so Löw. „Deren Wirkung hängt jedoch stark von ihrer konkreten Ausgestaltung ab. Wir fordern daher eine ambitionierte Umsetzung aller aktuell laufenden Gesetzgebungsverfahren, um die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft im Textilsektor voll zur Entfaltung zu bringen.“

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 23. Oktober 2024