Im Kriege auf der Wiese

Beitrag zum Wettbewerb green poems von A. Akta, 19 Jahre

Alles begann an einem wunderschönen Sommertag,
die ersten Familien begannen zu blühen,
Familie Dahlien, Phlox und Mohn waren vertreten,
die Topinambur in ihrem Lieblingsmilieu der Sonne, sah ich glühen.
Ich sah die frischen, jungen Köpfchen der Kleinen in ihrem Bemühen,
ihre Eltern dieses Jahr in Größe einzuholen
und all das stimmte mich immens freudig,
denn es bedeutete, dass die Saison angebrochen war,
es war genau das Gegenteil der städtischen Metropolen.

Ich genoss also gerade das Lüftchen, das meinen Kopf umspielte,
räkelte mich im immer stärker werdenden Sonnenlicht
und war schlichtweg darauf erpicht,
diesen Tag zu starten,
da kullerte ein riesiges, rundliches Etwas auf die Wiese,
es drohte fast meine Ärmchen zu einem Haufen zu machen,
so nah kam es mir in seiner Brise.

Erschreckt faltete ich die Pracht auf meinem Schopf zusammen,
beugte mich so weit nach links, wie es mir erlaubt war,
hielt mich ganz still und starr, beäugte voller Bangen,
was hier plötzlich aufgetaucht und mich verfehlt hatte nur um ein Haar.
Groß und rund saß es im Gras,
keine Farben trug es in seinem Kleid,
so ganz schwarz-weiß-verdreckt und unschön wars,
wie ein Junges vor der Blütezeit, ein bisschen tat es mir gar leid.

Aber als ich mich umschaute und nach dessen Begleitern suchte,
da sah ich die kleinen Riesen wüten,
mit ihren Kesseln an den Füßen,
sah sie rennen und um die Topinambur Kreise drehen,
sah die Arme, wie sie versuchte,
nicht auf und davon von der Stelle zu wehen;
verbogen von dem Wind, den die Eindringlinge blähen,
todesängstlich von deren Vorhaben,
alles in ihrem Weg platt zu mähen.

So schnell, wie sie gekommen waren,
so schnell verschwanden sie wieder.
Auf und davon machten sie sich,
seltsam hüpfend und unbeholfen waren ihre schlaksigen Glieder.
Familie Phlox schien unversehrt,
der Rest nur ein wenig angerissen,
doch die Topinambur, die Schöne,
schien nicht nur äußerlich mitgenommen,
sondern gar innerlich zerrissen.

Von da an begannen sie, tagein, tagaus zu kommen,
mein Haus verwandelte sich in ihre Spielwiese,
aber wir alle konnten nur zuschauen, ganz benommen,
denn was sollten wir schon ausrichten, wenn sie uns zu nahe kamen,
so ein kleiner, trampelnder Riese?

Nur ein Lulatsch der Gruppe,
der interessierte sich für uns in seinem Alltagstrott,
geduldig ertrug er den Hohn der anderen,
ein taubes Ohr hatte er für ihren Spott.
Mit seiner schillernden Linse in der Hand
betrachtete er uns eine nach der anderen,
studierte uns ausgiebig,
bevor er aufstand und wieder verschwand.
Er gab etwas mehr Acht darauf, wohin er trat,
das musste man ihm lassen,
aufmerksam und interessiert schien er, während er uns beäugte
und vorsichtig in der Art, wie er sich zu mir herunterbeugte.

Unsere fliegenden Kumpanen kamen,
trugen Pollen und Neuigkeiten in der Hand,
erzählten, wie schlecht es um die Nachbarswiesen stand,
wie die Attacken auch dort zunahmen;
und das alles schien schon schrecklich genug,
bis eines Tages ein zittriges zitronengelbes Ding seinen Weg zu uns fand.

Es kam von weit her, über Wasser und grauen Fels sei es geflogen,
von riesigen Maschinen erzählte es,
auf seiner Heimatwiese habe es Staub und Samen gestoben.
Nichts mehr sei übrig geblieben, alle Familien verbrannt,
die Wiese verloren,
weit und breit blieb nichts als Sand.

In den nächsten Tagen kamen viele Berichte:
von Maschinen und trampelnden Riesen, die sich ihren Weg bahnten,
schreckliche Qualen, die wir bei unseren Freunden erahnten.
Die Topinambur, die Törichte,
konnte all die schlechten Nachrichten nicht verdauen
und so mussten wir zuschauen,
wie die schöne, strahlende, freudige Blume
sich eines Tages von uns verabschiedete;
es zerstörte fast unsere Kommune.

Von da an wurde es tagtäglich schlimmer,
die Gefahr und dunkle Vorahnung immer größer,
die Stimmung wurde immer dimmer,
bis uns auch alle fliegenden, springenden, krabbelnden Kumpanen verließen,
sich in Sicherheit brachten und uns dem Schicksal überließen.

Da verstand ich,
dass es sich hier um eine Invasion handelte -
eine Invasion der schrecklichen, plattmachenden Art,
eine Invasion, gegen die niemand von uns etwas auszusetzen vermag,
eine Invasion, die nun seit geraumer Zeit so kommen musste -
und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch ich anfangen würde
mit dem Zählen unserer Verluste.

Und als ich da so war,
mit dem Gedanken unserer Demise ganz präsent,
da schwor ich mir, nicht aufzugeben;
ich sagte mir: “Mit Dornen, Stacheln und Biss wird gekämpft,
bis entweder ich oder der Feind lichterloh brennt.”

Autorin / Autor: A. Akta