Ein schlechter Scherz

Beitrag zum Wettbewerb green poems von Sandra L., 21 Jahre

Du, Wal, König der See, kannst nicht mehr atmen,
schwebst schwerelos, in Plastiktüten gehüllt,
als trügest du Helme wie Astronauten,
bereit für fremde Planeten – doch eben hier.
Und wir lachen vielleicht, weil es uns fern scheint,
bis wir selbst tief Luft holen und schmecken: es brennt.

Du, Wolf, Schatten der Wälder, Geist der Wildnis,
streifst durch Zäune, die den Himmel verdrahten,
suchst dein Rudel in Tälern aus Stahl und Lärm.
Dein Heulen verhallt, doch du gibst nicht auf,
trägst das Echo der Freiheit tief im Fell.
Und wir rühmen uns deines „Schutzes“,
als wäre Käfigbau ein Liebesakt.

Du, Orang-Utan, Baumflüsterer, Freund der Blätter,
hängst nun an Ästen, die Maschinen zerreißen,
über Feldern aus Palmöl, endlos, kahl.
Die Krone des Dschungels, grün und lebendig,
verblasst in der Glut, die den Horizont frisst.
Und wir nicken zufrieden beim Anblick des Öls,
als wärst du nur eine Zeile im Wirtschaftsjournal.

Ironie des Lebens, des Todes zugleich,
das Tier in uns überlebt und verharrt,
scharfzähnig, beschmutzt, es brüllt und es zerrt,
haust hungrig, herrschsüchtig, ganz nah und in dir.
Und wir sitzen, halten den Baum,
das letzte Tier in den Händen, roh und voll Wut,
sitzen immer noch auf dem Ast, der uns trägt,
mit dem Tier, das nach all dieser Zeit
noch immer in uns lebt,
ganz tief in dir und mir.

Autorin / Autor: Sandra L.