Beschwerliche Reise

Beitrag zum Wettbewerb green poems von Yvonne K., 26 Jahre

ich fühle mich nicht beachtet.
da blühe ich für nichts und wieder nichts
wofür soll ich denn noch wachsen?
und auch Wasser gibt mir niemand.

wie überleben‘s denn die anderen?
ich blick über den Topfrand hinaus
und gehe sie besuchen
mich beschweren, falls sie es
besser haben

und muss doch sehen
im Chloroform des Mitgefühls:
sie sind verkümmert
und trocken geworden.
sie fallen ab.

so sterben wir gemeinsam
in humaner Ignoranz
grünlich gelblich vor uns hin.

hier setze ich mich ab
schlage Wurzeln
für ein Gemeinsam
im Sinnlosen des Seins
hinter den Scheiben der wahren Welt
vernachlässigt und ver-
bannt vom echten Regen.
eingetopft haben sie uns
und dann nie wieder hingesehen.

ich werfe Wurzelanker
in die Erde fremder Töpfe
mach mich weiter auf den Weg
sehe das Grauen verschrumpelter Blätter
vertrockneter Babystängel – waren sie noch so jung
und genährt hat sie niemand.

meine  Wurzelenden
halten ihre winzigen Händchen
verkümmerte Dinger.
dann strecke ich mich wieder
biege mich rechts herum, hinauf und
nieder bis in den nächsten Topf.

manchmal waren‘s nur noch Grabstätten
kein einziger aufrechter Blütenkopf
der Schwerkraft zum Trotz,
bloß trauernde Reste eines Pflanzenlebens
staubige Haufen trostloser Erde
in die ich mich grabe, meine Anker festhake
selbst bei den Sterbenden und denen im Perfekt.

wie lange das so gehen wird
diese Reise des Vergehens
bin bereits müde.
wie lange, bevor ich wieder
nach Hause finde, zurück zu mir?

wie lange, bis sie mich mal gießen?
und was mit den Toten passiert?
was mit meinen Wurzelsträngen
die ich bei ihnen wohnen ließ?
sie werden sehen
welche Wege ich beschritt
wie ich fremdgegangen bin,
auf der Suche nach bisschen Wasser
alle Töpfe abgeklappert.
und durstig bin ich noch immer.

was wenn Sie meinen Topf verschieben
näher zur Sonne oder raus in den Regen?
was passiert mit meinen Armen
die die anderen halten, zu Grabe tragen?
und ob diese Sorgen umsonst sind
vielleicht ist’s bloß ein Schinden der Zeit
bis auch wir gänzlich zerschunden.

Autorin / Autor: Yvonne K.