Eine Trauerfeier
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Fiona Marie, 22 Jahre
Stumm stehen wir am Rand,
blicken betreten in das kühle braune Erdreich hinab,
fragen uns, ob wir ihren Tod hätten beeinflussen können.
„Sie war einzigartig“, flüstert einer.
„So voller Leben wie sonst keiner.
Aber vielleicht war genau das das Problem.“
Die Luft riecht nach Asche,
aber keiner von uns hebt seinen Kopf.
Wir starren weiter in das erdige Braun,
hoffend, dass das etwas ändert.
„Sie war geduldig.“, sagt ein anderer leise.
„So geduldig wie sonst keiner.
Aber vielleicht war genau das das Problem.“
Wir sehen weiter in das Loch vor unseren Füßen,
in welchem sie begraben liegt,
während die Welt um uns herum niederbrennt.
„Sie hat uns geliebt“, wispert wieder einer.
„Aber vielleicht haben wir sie noch mehr geliebt.
Sie mit unserer falschen Liebe erdrückt,
bis sie keine Luft mehr bekommen hat.“
Eine dichte Rauchsäule steigt gen Himmel empor,
aber keiner hebt seinen Blick.
Der Himmel wird schwarz,
während wir Hände voller Erde auf den hölzernen Sargdeckel werfen.
„Ja, vielleicht haben wir sie schlussendlich mit unserer selbstsüchtigen Liebe erstickt“,
denken wir uns innerlich,
während die Rauchschwaden uns umhüllen und uns die Luft zum Atmen nehmen.
Autorin / Autor: Fiona Marie