Imagine
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Mia Bellinzona, 16 Jahre
Stell dir vor, du bist alleine. Alleine auf dieser großen, weiten Welt.
Keine andere Seele, außer deiner selbst.
Deine Gedanken können mit niemandem geteilt werden.
Stell dir vor, du sinkst auf den trockenen Boden,
wo einst die Blumen blühten und sprießten. Dir war nicht bewusst, wie sehr du Blumen mochtest, bis zu diesem Punkt, wo alle verdorrt sind.
Es gab so viele verschiedene in den unterschiedlichsten Farben und Formen.
Du denkst an die Zeiten, wo du mit nackten Füßen über den saftig grünen Rasen gerannt bist
und die Schmetterlinge gejagt hast. Doch nun ist es zu heiß und zu trocken für dieses Glück.
Du suchst vergebens nach der Erde, die du kanntest und geliebt hast, wo du dich wohlgefühlt hast.
Stell dir vor, du läufst Meilen weit und bist nach dem ganzen Laufen am Ende deiner Kräfte,
willst ins Meer rennen und so wie damals über jede Welle springen, sobald eine angerollt kommt.
Doch statt der frischen, kühlen und sanften Wellen siehst du vor dir ein riesiges, nicht endendes und konstant steigendes Wassermonstrum,
das erbarmungslos gegen die schroffen noch übrig gebliebenen Klippen peitscht.
Stell dir vor, dass jedes Mal, wenn das dunkle Wasser hochspritzt, eine auffaltende Menge von Müll an Land gespült wird.
Sie liegt da wie eine riesige, schwere, pechschwarze Decke,
erstreckt sich Meilen weit über das einst friedliche Land.
Es ist unmöglich, ein Ende zu erspähen
und du grämst dich an der Vorstellung, wie viele Tiere an diesem Haufen Schund gestorben sind.
Stell dir vor, dass dir schwindelig wird und alles, was du brauchst, ein treuer Begleiter ist, ein Freund.
Du denkst an deinen Hund Nelly, aber stell dir vor, jetzt ist sie weg.
Stell dir vor, du öffnest deine Augen und merkst, dass alle Tiere weg sind.
Es gibt kein Vogelzwitschern am Morgen mehr, wo die verschiedensten Vögelchen die Sonne begrüßten.
Stell dir vor, es gibt die ganzen verschiedenen bunten Fische nicht mehr, die du damals beim Schnorcheln jedes Mal so bestaunt hast.
Stell dir vor, es gibt keine Eisbären mehr, die am Nordpol gelebt haben und über die jeder so geschwärmt hat, du selbst konntest sie jedoch niemals selber sehen.
Dir rollt eine Träne übers Gesicht, die langsam ins Stottern kommt.
Das Leben ist erloschen wie eine Geburtstagskerze, die du auspustest und dir danach etwas wünschst.
Doch den einzigen Wunsch, den du verspürst, ist, dass das alles niemals passieren darf.
Autorin / Autor: Mia Bellinzona