Geben und nehmen
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Justus Finn, 18 Jahre
Klara Nasswetter klappt mit drei Handgriffen die Gartenliege aus,
Buch, Bleistift, Zitronenwasser, Schattenplatz hinterm Haus.
Sie gleitet in die Liege, ach wie schön so lässt´s sich leben!
Den Blick lässt sie schweifen - vom Horoskop bis zu den Reben.
Du liebe Zeit, wie wuchert dies Gestrüpp über Hecken,
hier kann sich kaum ein Mensch noch recken.
Kurz und knapp,
die Gartenschere ausgepackt.
Letztes Jahr hat sie bereits die Tanne abgesägt,
Kunstrasen verlegt, weil er sich so leicht pflegt.
In ihrem Vorgarten wird längst nicht mehr gehegt
— dort hat sie stattdessen Pflastersteine verlegt.
Im Wintergarten Fototapete Wilder Bambus angeklebt
Ist das nicht schön, wie leicht es sich lebt?
Nach getaner Arbeit hat sie sich ein Päuschen verdient,
der Natur, redet sie sich ein, hat sie lange genug gedient.
Das letzte Kräutchen mit dem Unkrautbrenner abserviert,
sie ist jetzt selbst ganz derangiert.
In ihrer Plastikwelt sinkt sie in die Liege nieder,
und denkt erleichtert: Arbeit im Garten: Nie wieder!
Sie widmet sich dem Buch: Bionik – die Mechanismen der Natur
War das ein Geschenk, war sie beim Kauf benommen?
Egal, was soll´s, rasch hat sie´s begonnen.
Der Untertitel: Was hat sich der Mensch von der Natur geklaut?
Die Idee des Klettverschlusses wurde von der Klette abgeschaut.
Der Saugnapf dem Tintenfisch nachempfunden,
das Flugzeug dem Adler, um die Welt zu umrunden.
Fazit des Ganzen: Wie danken wir´s ihr?
Verdienen Moneten mit dem Patent,
geben nichts zurück - kein Äquivalent.
Autorin / Autor: Justus Finn