Die kleinen Details
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Luna Matilda Jill Juli Fiege, 15 Jahre
Mein Blick fällt auf die rotbraune Erde, auf der Olivenbäume wachsen.
Diese Plantage wird von einer weißen Natursteinmauer umschlossen, welche von wilden Blumen umrankt wird.
Darüber strahlt der blaue Himmel mit ein paar kleinen Schäfchenwolken.
Die Sonne küsst meine gebräunte Haut und lässt den Weg funkeln und glitzern.
Neben der Natursteinmauer schlängelt sich auch ein kleiner Bach entlang, mit dessen Wasser gerade ein brauner Feldhase seinen Durst löscht.
Ich schließe die Augen und genieße den Moment, die Ruhe der Natur.
Nur ein paar Vögel singen ihr Lied und eine Grille zirpt im hohem Gras.
Ich fühle mich frei und atme tief ein. Ich nehme Gerüche wie feuchte Erde, Blumendüfte und den Lavendel, den ich vorhin ein paar Meter von mir entfernt sah, wahr.
Ich öffne die Augen und sehe mir diesen paradiesischen Ausblick ein weiteres mal an.
Aber...
irgendetwas stört.
Etwas passt nicht in dieses Bild.
Jetzt fällt es mir langsam auf, was es kaputt macht.
In der rotbraunen Erde liegen überall verstreut Glasflaschen und weiter hinten ein ganzer Haufen von Plastikflaschen.
Ich sehe genauer zu den wilden Blumen.
In ihnen hängt eine Verpackung eines Müsliriegels und daneben flattert eine weiße Plastiktüte im Wind.
Ich kann es nicht fassen, aber es geht weiter.
Am Feldrand steht tatsächlich eine ganze gefüllte Mülltüte, als wäre hier der Abfalleimer.
Doch es wird immer schlimmer.
Mein Blick streift über den eigentlich wunderschönen Bach, an dem soeben noch der süße Hase getrunken hatte.
An und in ihm liegen tausende weggeschmissenen Zigaretten, welche das Wasser verseuchen.
Ich verliere meine Stimme und kann nur noch stumm auf den Boden blicken, aber... die vorhin funkelnde und glitzernde Straße verwandelt sich in einen nur mit Glasscherben versehenen Pfad.
Ich bin so verstört, wie ein Biest krümme ich meinen Rücken und fahre mir mit verkrampften Händen durch die Haare.
Ich blicke in den Himmel.
Die vorhin noch schönen Schäfchenwolken entpuppen sich als grauer, schmutziger Industrierauch.
Regnet es?
Nein.
Mir rollt nur eine dicke, einzelne Träne über die Wange.
Sie ist so allein, wie ich mich in diesem Moment fühle.
Bin ich wirklich so allein mit dieser Bestürztheit über unsere zerstörte Natur?
Nun sinke ich zu Boden. Meine Kraft schwindet, welche vorhin nur so durch mich hindurch strömte.
Meine Arme fühlen sich wie zwei schwere Wassersäcke an.
Ich habe nicht das Recht zu weinen. Warum? Weil wir für all das verantwortlich sind.
Wir sollten nur weinen, wenn wir etwas Schreckliches nicht mehr beeinflussen und ändern können.
Aber wir können noch etwas ändern.
Es ist möglich, wir müssen nur endlich damit anfangen!
Denn vielleicht wirkt alles im Großen und Ganzen in Ordnung, aber wir müssen mehr auf die kleinen Details achten.
Denn es ist genau das.
Wir denken immer: „Ich als einzige Person kann nichts bewirken“.
Doch, wenn du deinen eigen Müll verantwortlich entsorgst, bringt das schon einiges, dann sehen wir diese entsetzlichen Bilder von Müll in der Natur nicht mehr.
Das hilft uns und den kleinen und großen anderen Lebewesen auf dieser Erde viel.
Autorin / Autor: Luna Matilda Jill Juli Fiege