Bereust du es?
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Elena Santalucia, 15 Jahre
Ein Ort voller Akzeptanz, voller Verständnis… voller Liebe.
Weißt du, woran ich denke?
Fühlst du dich wohl?
Erschöpft vom heutigen Tag ziehe ich mich an diesem Ort zurück, in mein
Zuhause. Ich lasse mich auf meiner bequemen Couch nieder. Sie fühlt sich an
wie eine Wolke. Wortwörtlich, denn ich falle hindurch.
Ich habe keinen Halt, mir wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Unter
mir befindet sich nichts. Nichts außer Leere.
Ich bin in einem kalten, schrillen Zimmer. Was habe ich nur getan?
Ich beobachte, wie die Wände auf mich zukommen, die vier Wände, die einst
mal mein Zuhause waren. Sie engen mich ein, rauben mir den Atem. Vergeblich
schreie ich nach Hilfe. Ich schreie, bis meine Stimme rau und heißer ist.
Übertönt von der Stille stirbt sie. Sie stirbt zusammen mit meiner Hoffnung.
Nun bin ich alleine, oder? Ich bin mir nicht sicher, denn ich höre Stimmen
überall. Sie flüstern verhöhnend, als wollen sie mich töten.
„Bereust du es? Bereust du es? Bereust du es? Bereust du es?“
Wie ein Echo brennt sich ein und dieselbe Frage in mein Gewissen.
Bereue ich es? Der Raum wird immer enger und die Wände drohen, jegliches
Leben auszulöschen.
Hast du Angst? Bereust du´s schon?
Wer trägt die Schuld für all das Leid? Du? Ich? Wir beide?
Es ist alles eine Illusion, nicht wahr? In Wahrheit bilden wir uns Akzeptanz,
Verständnis und Liebe nur ein, denn was ist überhaupt Liebe?
Wenn du jemanden liebst, dann empfindest du Leidenschaft. Und Schmerz.
Aber fühlst du das nicht auch, wenn du jemanden hasst?
Ich bin mir sicher, wir verwechseln Liebe oft mit Hass, denn Taten sprechen
mehr als Worte.
Wie unterscheidest du das Gute vom Bösen? Ist nicht jeder „gute Mensch“
verdammt dazu, böse zu handeln?
Wenn nicht, wieso verletzt du dann etwas, was du doch so sehr liebst?
Behandelst du so etwas, was dir wichtig ist? Was dir nahe liegt? Was du liebst?
Ist das wirklich Liebe?
Haben wir Sünder verdient, in etwas so Mächtigem zu leben, wenn wir uns so
verhalten? Würden wir so unsere Familie behandeln, geschweige denn uns
selbst?
Oder tun wir das nicht schon?
Scheint so, weil wir das, was wir zu lieben meinen, aus Hass gegenüber uns
selbst zerstören.
„Rücksichtslos, Dieb, Mörder!“
All die Stimmen, die uns klein halten, sie sind nicht fremd. Es sind unsere
eigenen, unser Verstand - strebend nach der Wahrheit.
Das Wichtige gerät in Vergessenheit, durch all die Probleme, die wir haben. Alle selbstverschuldet.
Die Wahrheit verbleicht, zusammen mit der Welt, geschaffen für uns Menschen.
So detailliert. So brillant strukturiert. Nun unbedeutend, fast schon
selbstverständlich.
Bist du stolz auf dein Werk? Auf das, was du aus deinem Zuhause machst?
Fühlst du dich immer noch wohl?
Bereust du es?