"Qualifiziert und ehrlich"

Globale Studie zeigt: Menschen vertrauen Forschenden

Wie groß ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft? - Die Karte zeigt die Ergebnisse nach Ländern markiert: Je dunkler das grün, desto höher das Vertrauen. © Grafik: Screenshot der Web-Applikation TISP

Immer wieder geistert durch die Medien, dass die Wissenschaft - besonders seit Corona - ihr Vertrauen verspielt habe. Gerade populistische Medien und auch Politiker:innen versuchen immer häufiger, wissenschaftlich erwiesene Tatsachen in Frage zu stellen und Forschungsergebnisse anzuzweifeln. Zum Glück sind die Auswirkungen aber noch nicht ganz so schlimm, denn ein internationales Team unter der Federführung der Harvard University, der ETH Zürich sowie der Universität Zürich zeigt in einer neuen Studie: Weltweit ist das Vertrauen in Wissenschaftler:innen immer noch auf einem moderat hohen Niveau. Die Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass sich Forschende in Politik und Gesellschaft einbringen. Die Daten für Deutschland hat Prof. Dr. Simone Dohle vom Forschungslabor für Gesundheit- und Risikokommunikation (HRCL) miterhoben. Die Studie wurde jetzt im Journal «Nature Human Behavior» veröffentlicht.

Im Rahmen des TISP Many Labs Projekts unter der Leitung von Dr. Viktoria Cologna (Harvard University, ETH Zürich) und Dr. Niels G. Mede (Universität Zürich) befragten die Autor:innen 71.922 Menschen in 68 Ländern, darunter viele wenig erforschte Länder des «Globalen Südens». Die Untersuchung liefert erstmals seit der Corona-Pandemie weltweite, repräsentative Umfragedaten dazu, in welchen Bevölkerungsgruppen und Weltregionen Forschende als besonders vertrauenswürdig wahrgenommen werden.

Ein zentraler Befund: In allen 68 Ländern vertraut eine Mehrheit der Bevölkerung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – sie hält sie überwiegend für qualifiziert (78%), ehrlich (57%) und besorgt um gesellschaftliches Wohlergehen (56%). Dieses Ergebnis stellt die These einer «Vertrauenskrise» der Wissenschaft infrage.

Deutschland im Mittelfeld

Für Deutschland hat Simone Dohle, Professorin für Gesundheits- und Risikokommunikation in der hausärztlichen Versorgung an der Universität Bonn und Mitglied in dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) «Sustainable Futures» der Universität Bonn, die Daten miterhoben. 8.134 Teilnehmende füllten den Online-Fragebogen aus. Es zeigt sich: Deutschland rangiert im globalen Vergleich auf Platz 44. «Auch hierzulande findet sich zwar ein moderat hohes Wissenschaftsvertrauen, doch liegt der Durchschnittswert knapp unter dem Mittel aller untersuchten Länder und damit unter dem vieler afrikanischer und nordeuropäischer Länder», führt Professorin Dohle, die am Institut für Hausarztmedizin des Universitätsklinikums Bonn (UKB) tätig ist, aus.

Gleichwohl befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung eine aktive Rolle von Wissenschaft in Politik und Gesellschaft. «In Deutschland sind 60% der Befragten der Meinung, dass Forschende sich mehr in politische Entscheidungsprozesse einbringen sollten», sagt Dohle. Weltweit wünschen 83% der Befragten, dass Forschende mit der breiten Öffentlichkeit kommunizieren sollten.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 27. Januar 2025