Unbewusste Mörder: Technik erweiter' dich!
Einsendung zum Schreibwettbewerb Dr. Futura im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung
Ich heiße Kathrin und sei gehirntot. Ich liege da und kann mich nicht bewegen, ich denke, will reden, meine Hand heben, doch nichts. Wie kann das sein? Meiner Tochter, die neben mir hockt, wird jetzt gesagt, dass eine Funktion meines Gehirns auszuschließen sei und es keinen Sinn hätte, mich nicht von diesen Qualen zu befreien. Es sollte an die Menschen gedacht werden, bei denen man sicher ist, dass sie nicht gehirntot seien. Das seien die, die die teuren Geräte bräuchten. Aber ich bin es nicht! Ich, Kathrin Möller, bin nicht gehirntot und verdiene weiterhin eine medizinische Versorgung! Wie kann sich ein Arzt, der nicht weiß, ob meine Seele oder gar mein Gehirn noch weiterdenken kann, so sicher sein? Ist es meine Schuld, dass mein Körper nicht auf meine Anweisungen gehorcht? Dass es nicht zuckt, wenn mich jemand berührt, dass ich nicht die Tränen meiner Tochter mit einer Handbewegung wegwischen kann, ihre Küsse nicht belächeln und erwidern kann? Wenn sie mir die Stecker ziehen, gibt es gar keine Hoffnungen mehr. Ich werde sozusagen umgebracht! Ich warte doch die ganze Zeit, dass ich wieder normal werde! Doch meine Tochter hörte mich nicht und weinte immer mehr. Sie schaute den Arzt, Doktor Laars, an und bat ihn um eine längere Versorgung meiner Organe. Er starrte emotionslos mit seinen blauen Augen auf den Boden und schüttelte den Kopf, seine Hand verdeckte seine grau gewordenen Haare. Es sei vollkommen sinnlos, murmelte er. Meine Organe zu spenden, wäre das sinnvollste. Ihr werdet Mörder! Bitte, Susanne, sag' nein. Ich werde bald wieder normal sein! Meine Tochter nickte, kurz aber verständlich für den Arzt. Dieser betätschelte sie wie ein Hund, um Zufriedenheit auszudrücken. Am nächsten Tag war es soweit...
So ermordeten sie mich mit dem Rausziehen eines verdammten Steckers.
Ich spürte wie meine Organe, die von dem Autounfall stark verletzt waren, nach Hilfe riefen und sich wie ein trockener Schwamm zusammen zogen. Ich bekam keine Luft! Die Luft, wo ist sie? Doch ich konnte nichts tun, noch nicht mal ein- oder ausatmen. Alles was mal unwichtig erschien, war jetzt das wichtigste. Das Atmen. Wie ich es vorher für bedeutungslos hielt, doch ehe ich weiterdenken konnte...
Kathrin war erst 40. Ein Lkw kam ins schleudern und zog sie mit in eine Schlucht. Jetzt liegt sie im Grab.
Autorin / Autor: kübra, 17 Jahre