Mieke Gerritzen und die politische Perspektive
Mieke Gerritzen ist 1962 in Amsterdam geboren und studierte dort audio-visuelle Medien an der Rietveld Akademie. Heute arbeitet sie als Designerin und Initatorin für diverse Projekte. Sie gründete das Büro NL.DESIGN, das sie auch leitet.
NL.DESIGN macht Design für alle Medien und arbeitet interdisziplinär mit unterschiedlichen DesignerInnen, AutorInnen und KünstlerInnen zusammen. Das Büro richtet auch den "International Browserday" aus.
1. Annäherung: Gerritzen und das World Wide Web...
Als um 1990 der Worl Wide Web Dienst enstand, war die Gestaltung von Internetseiten möglich. Die Designer waren euphorisch: Es gab keine Regeln - neue Formen der Zusammenarbeit, neue Gestaltungsformen konnten gefunden werden. Technologie und Gestaltungsprozess gingen Hand in Hand, man experimentierte für- und miteinander. So schildert Gerritzen die Entstehung des WWW und ihre Arbeit damit. Doch dann wurde das Internet zur "New Economy" und kommerziell, Manager gaben nun den Ton an:
"These days, managers try to define the design criteria. All medialabs, either for profit or non-profit, who were once full of experiments are now taken over by venture capitalists who are wary of experimental and technological risks. Managers have been taken over from art-directors and the creative workforce in general. Design is now a product of commerce. Money designs the world."
So verließ Gerritzen alle Büros für die sie einst gearbeitet hatte, da ihr die kreative Atmosphäre fehlte, um gute Arbeit zu leisten. Ihrer Meinung nach fand sie sich in einer "ge-managten" Umgebung wieder, in der lediglich Profit das Geschäft bestimmte, weniger die Idee und der innovative Prozess.
2. Annäherung: die politische Gerritzen...
Kapitalorientierte Geschäftspraktiken sind für Gerritzen nur bedingt mit dem kreativen Arbeitsprozess vereinbar. Um eine innovative Arbeit zu leisten, darf diese nicht von einem Manager reglementiert werden.
Ebenso ist sie der Auffassung, dass das, was zur Zeit im Internet geboten und angepriesen wird, keine wahre technologische Bewegung / Erneuerung ist, da all dies nur dem gewinnorientierten Reglement der Manager folgt. Und das Risiko und die Experimentierfreude dieser Manager ist gleich Null. Um jedoch innovativ zu sein, müssen Freiräume für die Arbeit vorhanden sein, aber keine Ängstlichkeit und keine Manager...
Diese Innovationslosigkeit bemerkt irgendwann auch der Konsument und in letzter Konsequenz wird er keine Lust mehr auf die wundersamen Versprechen der Warenwelt haben. Damit wird das eintreffen, was die Manager am meisten fürchten: die Umsätze und das Interesse werden zurückgehen!
3. Annäherung: NL.DESIGN.TV und Power to the People...
Schaut man sich auf der Homepage von NL.DESIGN.TV die Filme unter "Design Economy" an (Program 01), wird Gerritzens Kritik offensichtlich. Der Film "Mind my Manager" (in etwa: Achte meinen Manager) besteht aus einer Auflistung von unterschiedlichen Magagementformen und führt diese schließlich ad absurdum. Es entsteht der Eindruck, dass es schließlich für jeden Unsinn einen "Manager" gibt, sich aber das Attribut "Manager" in unserer Gesellschaft doch immer wieder wichtig anhört. Aber wofür brauchen wir all diese Manager? Wo bleibt da der (kreative) Freiraum?
In dem selben Channel gibt es auch den Film "Beautiful World" der gleich eingangs die Frage stellt: consumers oder citizens? Sehe ich die Menschen als Verbraucher oder als mündige Bürger? Der Film "Free" setzt sich mit der scheinbaren Freiheit des Internets auseinander, in dem ja alles umsonst ist...
In all den Filmen sehe ich persönlich die kritische Auseinandersetzung mit dem freien Marktsystem. Und das dieses so scheinbar freie System eher einengt als erweitert.