Wie nachhaltig sind Fertigpizza & Co?

Forscher_innen wollen Umweltauswirkungen von verarbeiteten Lebensmitteln sichtbar machen

Viele Menschen sind bereit, beim Einkauf auf nachhaltige Produkte zu achten. Allerdings ist nicht immer klar, was wirklich nachhaltig ist. Dass Gemüse und Obst umweltverträglicher und klimaschonender sind als Fleischprodukte ist bekannt. Aber was ist mit verarbeiteten Lebensmitteln? Mit Fertigpizza? Pesto? Sojaburgern? Ravioli? Dosensuppen? Eine britisch-irische Forschungsarbeit, die von der University of Oxford geleitet wurde, hat sich diesem komplexen Thema gewidmet und insgesamt 57.000 Lebensmittel, die in britischen und irischen Supermärkten zu haben sind, unter die Lupe genommen. Die Forscher_innen möchten damit einen ersten wichtigen Schritt tun, um verlässliche Informationen zu Umweltauswirkungen solcher Nahrungsmittel zu geben und in einem weiteren Schritt erproben, wie diese Informationen auch sinnvoll und verständlich an die Verbraucher_innen vermittelt werden können.

Produkte aus Obst, Gemüse, Zucker und Mehl haben geringere Umweltauswirkungen

Die Untersuchung basiert auf öffentlich zugänglichen Schätzungen über Umweltauswirkungen in den Bereichen Treibhausgasemissionen, Landnutzung, Wasserstress und Eutrophierungspotenzial (wenn Gewässer sich zu stark mit Nährstoffen anreichern, so dass eine starke Algenbildung einsetzt, die andere Lebewesen tötet). Das Team kombinierte diese vier Werte zu einem einzigen geschätzten zusammengesetzten Umweltauswirkungswert pro 100 g des Produkts. Damit soll auf einen Blick sichtbar werden, welche Auswirkungen ein Produkt hat, das aus mehreren Zutaten besteht.

Dabei wurde sichtbar, dass Produkte, die aus Obst, Gemüse, Zucker und Mehl hergestellt werden (Suppen, Salate, Brot, Frühstückscerealien), niedrige Werte aufweisen, während Produkte mit Fleisch, Fisch und Käse am oberen Ende der Skala liegen. Dörrfleisch und getrocknete Rindfleischprodukte, die in der Regel mehr als 100 g Frischfleisch pro 100 g des Endprodukts enthalten, haben oft die höchsten Umweltauswirkungen. Fleischalternativen schneiden da deutlich besser ab.

Pesto ist nicht gleich Pesto

Die Forscher_innen stellten außerdem fest, dass es innerhalb bestimmter Produktgruppen große Unterschiede gibt. So sind Kekse in Sachen Nachhaltigkeit nicht gleich Kekse und Pesto ist nicht gleich Pesto. Eine Fertig-Lasagne kann starke Umweltauswirkungen haben, eine andere nur halb so hohe.

Wenn Verbraucher_innen dies wüssten, könnten sie nachhaltiger konsumieren, ohne ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern.

Vergleicht man die Umweltverträglichkeitsbewertung mit dem Nährwert, wie er durch die Nutri-Score-Methode definiert ist, so sind Produkte, die nachhaltiger sind, tendenziell auch gesünder und nahrhafter. Es gibt allerdings Ausnahmen, so weisen zuckerhaltige Getränke zwar eine geringe Umweltbelastung auf, haben aber natürlich keinen erfreulichen Nährwert.

Nachhaltiger und gesünder

Die Forscher_innen erhoffen sich, hier noch genauere Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit und Nährwert ausfindig zu machen, so dass Hersteller_innen mit der Steigerung der Nachhaltigkeit ihre Produkte auch nahrhafter gestalten können, wovon natürlich auch wir Verbraucher_innen profitieren würden.

Problematisch für die Berechnung sind allerdings Zutaten, die aus dem Ausland kommen und deren Herkunft nicht unbedingt deklariert wird. Umweltauswirkungen, die durch den Transport der Rohstoffe entstehen, konnten bei den Berechnungen dieser Studie dementsprechend nicht miteinbezogen werden.

Zumindest ist damit ein Anfang und ein erster Schritt gemacht, die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln für die Verbraucher_innen besser sichtbar zu machen, so dass sie selbst entscheiden können, ob sie statt der Rindfleischsuppe nicht doch lieber mal eine Bohnensuppe nehmen. 

Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin PNAS veröffentlicht.

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 10. August 2022