Gerda Zangerl ist jetzt 85 und wohnt seit zwei Jahren im Seniorenheim nicht weit von der Frühlingsstraße 8 im schönen Mittelfranken – Nähe Nürnberg . Hier wohnte sie neben Kunigunde Elbler mehr als 25 Jahre. Die beiden sind seit langem gut befreundet und gingen durch dick und dünn miteinander. Sie haben sich auch gegenseitig gestützt, als zuerst Kunigunde´s Mann Erwin starb und drei Jahre später Ludwig, der Mann von Gerda. Was haben die vier alles unternommen und sowohl schöne, als auch schwere Zeiten gehabt.
Sie fehlt mir schon sehr, sagt Kunigunde, deshalb besucht sie die Gerda auch oft im Seniorenzentrum. Gerda ist leider dement und kennt ihre Freundin nicht mehr. Das macht nichts, ich rede trotzdem mit ihr und an ihren Augen kann ich erkennen, daß sie mich schon versteht, egal, was die anderen sagen. Wir reden über alte Zeiten und ich erzähle ihr auch oft, was ich jetzt so mache. Gerda ist halt oft so traurig, aber das ist schon viele Jahre so. Sie hat zwei Kinder und die lassen sich bei ihr fast nie sehen. Natürlich können sie auch wenig kommen, der Sohn wohnt in Hamburg und die Tochter in Düsseldorf. Ihre Enkel hätte sie halt immer gern bei sich gehabt, doch das war leider nicht möglich bei der Distanz …... Ja, und jetzt wo sie dement ist, geht es sowieso nicht mehr.
In der Anfangszeit als die Enkel noch klein waren und in der Nähe wohnten, hat sie die
Kinder oft bei sich gehabt, damit ihre Tochter und auch Schwiegertochter arbeiten konnten. Gerne wäre sie mit ihrem Ludwig desöfteren mal verreist, doch die Kinder waren wichtiger. Sie hat oft erzählt, daß die beiden als sie selber noch jung waren arbeiten mußten, um das Häuschen zu bezahlen und die beiden Kinder groß zu kriegen. Dann, wenn die mal groß sind und das Häuschen bezahlt, dann würden sie an die Nordsee, nach Griechenland und Spanien reisen wollen. Aber dann kamen die Kleinen und sie waren eben gebraucht, Gerda und Ludwig.
Kunigunde und ihr Mann Erwin haben oft von ihren Reisen erzählt. Sie haben viel erlebt, die beiden, und das möchte Kunigunde nicht missen, denn es ist das, was sie heute am Leben hält und sie kann immer wieder von den schönen Erfahrungen träumen und erzählen. Es ist dann so, als wäre ich wieder dort, sagt Kunigunde. Sie war immer eine Frohnatur und es war zwar schade, daß die beiden keine Kinder hatten, aber man kann sich im Leben nicht immer alles aussuchen. Es war eben so.
Nun, seit Zangerl´s nicht mehr neben ihrem Haus wohnen, ist eine junge Familie dort eingezogen. Zuerst habe ich mir gedacht, daß es nun aus sei mit der gewohnten Ruhe. Das stimmt zwar schon, doch die drei kleinen Kinder von Familie Gerstacker ersetzen mir meine Enkel, die ich nicht habe, sagt Kunigunde. Für Swen, Uwe und Lilli bin ich die Oma und das ist herrlich. Ich werde gebraucht und passe auf die Kleinen auf, wenn Frau Gerstacker was erledigen muß. Ich brauch sogar einen Terminkalender, damit ich nichts vergesse, sagt Kunigunde lachend. Die Kinder erzählen mir von der Schule und die kleine Lilli vom Kindergarten, da passiert so viel, was die Kleinen beschäftigt und ich bin schon immer gespannt, wenn sie kommen, was sie wieder Neues wissen.
Manchmal backe ich auch einen Kuchen und bringe ihn rüber zu den Gerstackers, denn zusammen schmeckt es doch viel besser und die freuen sich darüber. Ab und zu im Sommer wird nebenan gegrillt und da darf ich auch immer dabei sein. Wir essen zusammen und trinken ein Gläschen Wein, was gibt es schöneres im Leben, als wenn man sich versteht. Auf jeden Fall werde ich gebraucht, sagt Kunigunde und das obwohl ich doch auch schon 83 bin. Die Kinder und ich basteln zusammen und oft lese ich ihnen was vor, das haben sie gern. Noch lieber ist es ihnen, wenn ich von früher erzähle. Da passen sie alle gut auf und wollen wissen, wie das bei uns war. Auch auf unseren Reisen hatten wir wunderbare Erlebnisse, die ich den Kindern heute erzählen kann. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es ihnen gar nichts ausmacht, wenn ihre Mama sie rüberbringt. Wie kann das Leben doch schön sein.