In 50 Jahren wird die Welt nicht mehr so aussehen wie heute. Menschen werden sich Elektronik-Chips einpflanzen lassen, und Kinder werden keine Rechte mehr haben, weil alle Menschen nur auf ihre Karriere achten. Die Welt von früher wird längst in Vergessenheit geraten sein.
Daher ist es wichtig, dass alte und junge Leute in Verbindung treten und sich etwas über sich erzählen. Dadurch entstehen Verbindungen zwischen Jung und Alt, sowie zwischen Vergangenheit und Zukunft. Enkel und Opa z.B. lernen sich dadurch besser kennen und schöpfen Vertrauen zueinander. Sie lernen die Interessen des Anderen kennen und entdecken vielleicht außergewöhnliche Gemeinsamkeiten.
Wie zum Beispiel mein Großvater und mein Cousin. Fangen wir mit meinem Cousin an. Er ist wie jeder andere Junge. Er spielt mit Autos und findet Lokomotiven total cool. Sein größter Wunsch ist es, durch die endlosen Weiten der Prärie zu reiten und Indianergeschrei auszustoßen. Ja, er ist für sein Alter (5 Jahre) genau richtig. Mein Opa ist - ehrlich gesagt - auch cool. Er ist so eine Art Rocker in Rente. Seine Kleidung ist meistens braun, und auf seinen T-Shirts prangen stets die Bilder von Indianern in der Wüste. Selbst zu der Hochzeit seiner Tochter tauchte er in Lederhose und einem T-Shirt von Winnetou auf. Ja, alle, aber wirklich alle, haben ihn angeguckt, als ob er gerade vom Himmel gefallen wäre. Sein größter Traum ist wahrscheinlich, in einem Monster-Truck durch die Gegend zu fahren. Mein Cousin namens Emil und mein Großvater, ja, sie sind sich wirklich sehr ähnlich. Man kann tatsächlich noch die Interessen und die persönlichen Dinge durch etwas anderes erfahren, nämlich, indem man lange Zeit miteinander verbringt.
Ich erzähle euch die Geschichte von meiner besten Freundin Lena. Sie ist sehr rührend, und vor allem beweist die Geschichte, dass Kommunizieren ohne ein Gespräch zu halten möglich ist.
Ich bin Lena, 14 Jahre alt, und will Euch meine Geschichte erzählen: Nur weil ich nach einem Popstar benannt bin, denken alle mein Leben hätte im 7. Himmel stattgefunden. So war es aber nicht. Meine Eltern sind gestorben, als sie eine neue Expedition nach Äthiopien gemacht haben. Meine Eltern waren Archäologen und haben viele erfolgreiche Funde gemacht. Ich interessiere mich auch für Ausgrabungen.
Nachdem meine Eltern gestorben sind, musste ich zu irgendjemandem. Ins Heim wollte ich nicht, das stand fest. Damals war ich 9 und naja, ist schon ein starker Schock gewesen. Ich hatte nur noch wenig Familie. Die vom Jugendamt überlegten noch eine Weile hin und her, denn mein Onkel hatte Krebs und lag im Bett, und mein Urgroßvater wohnte in Amerika. Da gab es noch meine Oma, aber die war taub. Naja, was sollten die vom Jugendamt schon anderes machen? Also kam ich zu meiner Oma. Ich weinte immer noch. Die Leute, die ich nicht kannte, versuchten mich zu trösten, aber das konnte keiner. Dicke Tränen kullerten mir von den Wangen. Ich stieg ins Auto ein, Motor an, Brumm. Ich war natürlich ein wenig aufgeregt. Ich hatte meine Oma vor 3 Jahren das letze Mal gesehen. Ich hatte aufgehört zu weinen. "Wir sind gleich da", rief der Mann am Steuer. Neben ihm saß ein anderer Mann. Er war wahrscheinlich so einer, der die Gebärdensprache konnte, dachte ich mir. Wir waren angekommen. Das Haus meiner Oma war ein kleines gemütliches Chaos. Im großen Kamin im Wohnzimmer flackerte lustig ein Feuer. Ein großer storchbeiniger Sessel stand neben dem Kamin. Überall standen kleine Figürchen, viele, viele, viele weitere Skulpturen standen im Zimmer, und es war ein großes Durcheinander. Mittendrin stand eine dünne kleine Frau. Meine Oma.
Wir traten ein. Der Gebärdensprache-Typ unterhielt sich mit meiner Oma, und der andere bereitete schonmal die Unterlagen vor. Ich zog meine Schuhe aus, unsicher, was ich tun sollte. Meine Oma war mit dem Gespräch fertig und wandte sich nun mir zu. Sie umarmte mich und zog einen Zettel aus ihrer Tasche, darauf stand: "Willkommen zu Hause!" Sie lächelte mir zu, und ich erwiderte ihr Lächeln unsicher. Ich wunderte mich, dass diese freundliche Begrüßung so plötzlich kam. Wir hatten uns schließlich 3 Jahre lang nicht mehr gesehen. Oma war inzwischen fertig mit den Papieren und verabschiedete sich freundlich. Sie wandte sich nun abermals mir zu und nahm einen Zettel von ihrem ein Meter hohen Papierblock. Sie kritzelte etwas darauf: "Los komm mit auf dein Zimmer, du musst jetzt schlafen!" Ich folgte ihr. Mein Zimmer war gerade richtig für mich. Es war ein kleines Zimmer. Aber schön. Meine Oma machte eine Handbewegung, dass ich ihr folgen sollte. Sie führte mich ins Bad und zeigte mir meine Zahnbürste. Sie machte mit einem Lächeln die Tür hinter mir zu. Ich putzte mir schweigend die Zähne. Ich ging auf mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Mir schwammen die Tränen ins Gesicht. Ich konnte nicht einschlafen. Ich ging runter und sah, dass meine Oma noch in ihrem Sessel saß und in die inzwischen kleinen knisternden Flammen starrte. Als sie mich sah, lächelte sie. Ich ging auf sie zu und setze mich auf ihren Schoß. Ich lehnte meinen Kopf an ihre Brust. Sie war warm und weich. Es schoss wie eine Kanone aus mir heraus. Ich weinte und weinte und weinte. Meine Oma streichelte mir sanft übers Haar.
Ich wusste, dass es ab heute mein Zuhause sein sollte.