Die Zukunft ist jung
Einsendung zum Wettbewerb U 20 - Ü 60
Ich sehe ihr in die Augen. Sie spiegeln die Liebe wider, die ich für sie empfinde und gleichzeitig zeigen sie so viel Angst. Früher war sie immer für mich da, um mir die Angst zu nehmen. Jetzt muss ich allein überleben.
Mein Blick wandert zu dem weißen Raumschiff, das sich riesenhaft hinter uns erhebt. Ich werde überleben. Ich gehöre zu den Auserwählten, die eine neue Menschheitskolonie gründen werden. Eine Menschheit ohne Krieg und ohne Hass. Wir werden mit den neusten Technologien im Einklang mit der Natur leben. Doch obwohl wir noch einmal von vorne beginnen sollen, werden wir uns immer an die erinnern, die wir zurücklassen mussten. Unsere Mütter. Unsere Väter. Unsere Großeltern. Unsere Geschwister, die die Operation, bei der der Teil unseres Gehirns entfernt wurde, der uns Hass empfinden lässt, nicht überlebt haben.
Ich dachte, es wäre gut. Ich stehe mit meiner Großmutter zwischen den Trümmern, die Überreste des letzten Krieges. Er hat unsere Mütter und Väter wachgerüttelt. Er hat ihnen klargemacht, dass es so nicht weitergehen kann. In ein paar Jahren wird die Erde zerstört sein. Jegliches Leben wird erlöschen und es wird sein, als ob es nie da gewesen wäre. Das ist das Schicksal, dem meine Großmutter entgegen sieht.
Ich bin sechzehn Jahre alt. Ich habe keine Ahnung, wie man ein Auto baut geschweige denn eine Atombombe. Deshalb wurde ich auserwählt. Mein Sinn in der neuen Welt wird darin bestehen, den anderen zu helfen, wenn sie sich verletzt haben, wenn sie in ein paar Jahren ihr erstes Kind zur Welt bringen werden, ohne zu wissen, wie sie mit dem neuen Leben umgehen müssen oder wenn sie krank werden. All das kann ich. Ich wurde in den letzten sechs Jahren dazu ausgebildet, der neuen Generation zu helfen. Meiner Familie kann ich jedoch nicht helfen.
Ich sehe ihr in die Augen. Tränen rinnen an den faltigen Wangen meiner Großmutter herab. Sie legt ihre Hände an meine Wangen.
„Du wirst stark sein, mein Kind. Du kannst der neuen Welt zu Glanz verhelfen. Trauere nicht um mich, mein Kind. Ich habe mein Leben gelebt. Ich bin siebenundachtzig Jahre alt und ich bin dankbar, dass ich dieses Alter erreichen durfte. Ich werde mit deinen Eltern über dich wachen. Für immer.“
Ich starre sie verzweifelt an. Meine Großmutter weiß zu viel. Deshalb wird sie zurückgelassen. Sie bringt die Mission der neuen Welt in Gefahr, weil sie weiß, wie sich Hass und Zorn anfühlt und diese Gefühle immer noch empfinden kann.
Sie zieht mich an sich und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich erinnere mich an die Wahlen vor sechs Jahren. Alle hatten gewählt. Unsere Staatsoberhäupter hatten uns gefragt, ob wir ein neues Leben beginnen wollen. Eine neue Kolonie der jungen Generation gründen wollen. Dass wir dabei unsere Familien umbringen würden, war uns Auserwählten nicht klar gewesen. Unsere Familien waren doch immer da gewesen. Niemand hatte daran gedacht, dass neu in diesem Fall unwissend und jung bedeuten sollte. Doch das heißt nicht, dass alle jungen Menschen Teil der Mission waren. Wir Auserwählten mussten bestimmte Standards erfüllen: Wir wurden in einem sozialen Umfeld pazifistisch aufgezogen (was ironischerweise der Verdienst derer war, die wir nun ermorden), wir hatten die Aussicht auf eine höhere Schulbildung und wir waren gesund, sportlich, gehorsam und respektvoll. Dann kam die Operation. Viele haben sie nicht überlebt. Aus den drei Milliarden Auserwählten waren zwei Millionen geworden. Ich hatte Glück. Jetzt kann ich hier stehen und zu den Schöpfern der Mission starren und sie nicht einmal dafür hassen, dass sie uns als Zehnjährige so manipuliert haben, dass wir zugestimmt haben, Menschen, die wir lieben, zu töten.
Ich bewundere meine Großmutter für ihre Stärke. Ich bin noch zu jung, um so stark zu sein wie sie es ist. Mit den alten Menschen lassen wir auch ihre Erfahrungen zurück. Werden wir so überleben können?
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U20 - Ü60 - So wollen wir zusammen leben
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Die Jury
Schöne Preise für die schönsten Einsendungen
Worum geht es im "Wissenschaftsjahr 2013 - Die demografische Chance"?
Die Siegerehrung zum Wettbewerb "U20-Ü60"
Es war schwer, aber die Jury hat entschieden...
Autorin / Autor: yelanah, 16 Jahre