Der Kinderdieb
Autor: Brom
„Der Kinderdieb“ von Brom - eine Peter Pan Erzählung der etwas anderen Art…
Peter ist auf der Suche nach Kindern. Kinder, die nichts von der schrecklichen Aufgabe wissen, die sie in Zukunft bewältigen müssen. Mit geheuchelten Versprechungen über ein wunderbares Land ohne Erwachsene lockt Peter die verlorenen und einsamen Kinder aus sozialen Brennpunkten in den Nebel – die erste Hürde, die nicht alle bewältigen werden. Wer diese Barriere einmal überwunden hat, findet sich mit dem unheimlichen Jugendlichen in einer anderen Welt wieder: Avalon. Doch Avalon ist dem Untergang geweiht. Die Fleischfresser vernichten zunehmend die Welt der mystischen Wesen und somit ist es die Aufgabe der von Peter entführten Kinder, gegen die monströsen Gestalten zu kämpfen. Kann Avalon gerettet werden und werden die Kinder die grausamen Schlachten überleben?
Das Buch beginnt recht harmlos, man lernt Peter kennen – in diesem Buch trägt er nur den Namen Peter, nicht Peter Pan – und baut zuerst eine gewisse Sympathie für den Jungen auf, der andere Jugendliche aus ihren misslichen Situationen befreit. Doch bald erkennt man, dass Peter nur aus Eigennutz handelt, in dem Ziel Avalon zu retten. Hierfür riskiert er das Leben der Jungen und Mädchen, die sich in Avalon „die Teufel“ nennen. Auch Nick, den Peter in die mystische Welt entführt ist erschüttert über die Grausamkeit dieser andersartigen Welt, doch erkennt, nur wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen, können sie diesen Albtraum überleben. Mit dem Ziel irgendwann in die Menschenwelt zurückzukehren, kämpft er Seite an Seite mit den Teufeln gegen die Fleischfresser.
Meine Meinung
Brom erzählt in seinem Roman „Der Kinderdieb“ eine etwas andere Version von Peter Pan – von der „kitschigen“ Disney Variante ist hier nichts mehr zu spüren. Dazu greift Brom die beunruhigenden Aspekte des Kinderbuchklassikers auf, nämlich dass Kinder ohne eine Spur von Gewissensbissen in blutigen Schlachten gegen Piraten kämpfen. In „Der Kinderdieb“ wird dieser Aspekt in detailliert beschriebenen Kampfszenen aufgegriffen; „abgetrennte Gliedmaßen“ ist eine nette Umschreibung für Begrifflichkeiten, die Brom benutzt. Diese unverblümte Schreibweise (z.B. eine Szene, in der sich Erwachsene daran ergötzen Kinder zu foltern) schreckt auf der einen Seite sehr ab, doch sie fasziniert auch, denn kaum ein Autor wagt es, solch einen provozierenden All-Ager zu schreiben. Die eindeutigen – teilweise farblich illustrierten– Abbildungen in dem Buch reizen die Vorstellungskraft der Leser noch etwas mehr an.
Einen, meiner Meinung nach, genialen Abschluss findet das Buch in dem Nachwort von Brom, wo er seine Anreize zu „der Kinderdieb“ erklärt und mit folgenden Worten schließt: „…Solltest du dich also plötzlich allein in einem dunklen Winkel des Prospect Parks wiederfinden – oder an einem anderen wilden, ungezähmten Ort -, sollten die Glühwürmchen plötzlich kühner heranflitzen und ein silbriger Nebel durch die Luft wirbeln, dann spitze die Ohren, denn vielleicht hörst du in der Ferne einen Jungen lachen. Was auch immer du dann als Nächstes tust, denk dran, dass man dich gewarnt hat.“
Ein fantastischer Abschluss einer der seit langem besten All-Ager mit Gänsehautfaktor und unerwartetem Ende!
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Autorin / Autor: mell - Stand: 22. Februar 2010