Der Gargoyle Grim schaut - sowohl von den Dächern der Häuser als auch mit ausgebreiteten Schwingen aus der Luft - auf die Menschen in den Pariser Straßen hinab. Und wieder regnet es, wobei Grim die auf seine steinerne Haut platzenden Wassertropfen doch so hasst. Aber er muss im Auftrag der Obersten Gargoyle Polizei einen Dämon aus dem Körper eines Sterblichen vertreiben und ihm seine Strafe verkünden. Bald hat Grim die lästige Aufgabe hinter sich gebracht und gleitet auf seinen steinernen Flügeln durch die Nacht. Als er schließlich an einem seiner Unterschlüpfe ankommt, entdeckt er Moira und still beobachtet Grim ein unglaubliches Geschehen: Ein Junge kommt auf seine Gefährtin zu, die kurz bewegungslos ausharrt und dann lächelt. Schlimmer noch, sie spricht auch noch mit dem Jungen und überreicht ihm ein Paket. Sie, ein Gargoyle, zeigt sich einem Menschen! Grim kann nicht fassen, dass seine einzige Vertraute die oberste und wichtigste Regel ihres Volkes bricht: Das steinerne Gesetz, das den Kontakt zu Sterblichen verbietet, um die geheime Existenz der Anderweltler zu verbergen.
Doch bald schon sieht er den Jungen, Jakob, wieder und zwar mitten in Ghrogonia, der Hauptstadt der Anderwelt. Und er ist nicht allein. Als Waldschrate verkleidet stehen Jakob und seine Schwester Mia zwischen gierigen Gargoyles, die die beiden auf der Stelle umbringen würden. Schließlich sind sie Seher des Möglichen und können im Gegensatz zu gewöhnlichen Sterblichen die Wesen in ihrer wahren Gestalt erkennen. Nachdem sie unglücklicherweise entdeckt werden, kann Jakob sie dank seiner ausgebildeten Magie wieder sicher in ihre Welt bringen.
Und trotzdem sehen Grim und Mia sich wieder, denn von ihrem Bruder bekommt sie ein Pergament, das von ungeheurer Wichtigkeit ist. Zwar kann sie das Siegel, mit dem es geschlossen ist lösen, doch die Symbole sind für Mia nur Schimmer von Zeichen einer fremden Sprache. Gemeinsam mit Grim, der Moira versprochen hat, auf Jakob acht zu geben, will Mia dem Geheimnis auf die Spur kommen und begibt sich dafür sogar in große Gefahren. Als sie schließlich in Rom ankommen, scheinen sie von der Lösung nur noch wenige Schritte entfernt zu sein.
Doch während ihrer Abwesenheit geschieht das Unfassbare in der Hauptstadt: Der König wird gestürzt! Sofort macht sich der einzig verbliebene Schattenflügler, Grim, auf den Rückweg. Doch allein kann er seinem scheinbar übermächtigen Gegner kaum entgegentreten und ein Sieg scheint unerreichbar.

Meinung:

Mir hat "Gesa Schwartz" spannendes Debüt sehr gut gefallen, da man hier endlich mal nicht von Vampiren oder Elfen liest, sondern von Gargoyles – einer äußerst spannenden Art der fantastischen Wesen. Die Geschichte ist auf den ersten Blick wie in jedem anderen Fantasybuch auch, auf den Zweiten jedoch komplett anders: verzwickter, tiefer und umfassender. Vor allem die Charaktere, die sehr liebevoll dargestellt und detailreich herausgearbeitet sind, machen das Buch so lesenswert. Denn sie wirken einfach „echt“ und nie gekünstelt mit ihrem Humor, ihrer Kraft und ihrem gesamten Inneren, das dem Leser manchmal zuteil wird. Auch stilistisch hat mich das Buch fast vollkommen überzeugt, nur das ständige „Atem holen“ (die Autorin liebt diese Wendung scheinbar) der Handelnden hat mich zum Ende hin immer scharf einatmen lassen.
Gesa Schwartz ist somit ein spannendes Buch gelungen, das sich jedem Genreklischee entzieht und jeden Leser in seinen Bann zieht und erst nach dem letzten gelesenen Wort wieder frei gibt.


*Erschienen bei Lyx-Egmont*