Der letzte Zauber

Autorin: SILVANA DE MARI
Fortsetzung der zauberhaften Reihe von Silvana de Mari

Nach dem umwerfenden Roman "Der letzte Elf" und der fast noch besseren Fortsetzung "Der letzte Ork",  war ich sehr gespannt auf "Der letzte Zauber". Bisher fand ich bei mehrteiligen Büchern, zumindest bei Trilogien, fast immer den dritten Band am besten. Aber die Reihe von Silvana de Mari ist keine Trilogie, wie ich halb begeistert, halb enttäuscht feststellen musste. Begeistert, weil das bedeutet, dass es weiter geht, enttäuscht, weil sich zeigte, dass Band 3 nicht der beste ist.

Der letzte Zauber fängt, wie schon Band 2, mit einer ganz eigenständigen Geschichte an, die zunächst kaum etwas mit dem Vorgänger zu tun haben scheint. Erzählt wird dieses Mal aus der Perspektive des Zwergs Inskay, der mit Hilfe der dicken Tochter eines Orks nur knapp seiner Hinrichtung entgeht, nur um dann als Sklave in den orkischen Quecksilber-Minen zu landen.

Parallel zu diesem Erzählstrang kommt eine alte Bekannte zum Zuge, die mittlerweile ebenfalls extrem füllig gewordene und vollkommen resignierte Königin Rosalba mit ihren drei Kindern. Die Geschichten verweben sich wieder miteinander, Zwerg, Orks, Elbennachkommen - sie alle spielen ihren Part in einem Abenteuer, in dem die Orks zur Räson gebracht werden, Rosalba aus ihrer Lethargie finden und das Zwergenvolk befreit werden muss. Dass dabei die suizidgefährdete dicke Orktochter ihr großes Liebesglück findet und ein ungeschickter Soldat zum großen Helden avanciert, sind die schönen Geschichten, die die Bücher von de Mari so lesens- und liebenswert machen.

De Mari schreibt gefühlvoll und versteht es, die Empfindungen ihrer Figuren auf den Leser zu übertragen. Das macht ihre Romane so herausragend in dem ganzen Fantasysumpf. Ein Flachschreiber wie Eragon-Autor Paolini könnte sich von der Figurenzeichnung de Maris ruhig mal eine ganz dicke Scheibe abschneiden.

Schade fand ich aber, dass dieser Roman nicht abgeschlossen ist und einen dieses Mal ganz unerwartet mitten im Geschehen hängen lässt (ich hasse das!). Zum anderen kann er einfach nicht ganz so zu glänzen wie die Vorgänger, die einfach leseintensiver, spannender und noch emotionaler waren. Ich hoffe, das de Mari im vierten Band wieder zu ihrer alten Form findet und dass sie das Thema Elfen-Ork-Zwerge nun zu guter letzt nicht doch noch überreizt, obwohl ihr bisher so perfekt gelungen ist, was ganz neues und eigenständiges aus einem alten Motiv zu entwickeln.

*Fazit:*
Auch wenn "Der letzte Zauber" nicht das stärkste Buch dieser Reihe ist, empfehle ich Fantasy-Fans Silvana de Maris Reihe unbedingt. Denn sie sie schreibt ausgesprochen gefühlvoll, ohne jemals dem Kitsch anheim zu fallen, dabei ist die Handlung actionreich und spannend und mit einer gute Portion trockenem Humor ausgestattet. Außerdem schafft sie es, ganz ohne die üblichen Klischees auszukommen. Bei ihr sind die wahren Helden - und vor allem Heldinnen - schüchterne, unansehnliche, schwache, untrainierte  Menschen voller Fehl und Tadel, die aber durch ihre Menschlichkeit über sich hinauswachsen.

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Autorin / Autor: luthien - Stand: 29. Juni 2010