Crank
Autorin: Ellen Hopkins
„Könnt ihr mich überhaupt sehen?“
Dies ist die Frage, die die Protagonistin Kristina an ihre Familie stellt, in der augenscheinlich alles normal ist. In freien Versen erzählt Ellen Hopkins die auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte von Kristina, die sich durch eine Droge (Crank) völlig verändert. Ellen Hopkins hat diese Geschichte selbst erlebt, es war ihre Tochter, die drogenabhängig wurde und in jedem Vers hört man die Betroffenheit und die Dichte der Erfahrungen und Gedanken heraus.
Gerade das zwiespältige Denken von Kristina tritt deutlich hervor, besonders betont durch die freie Versform, die für ein Buch sehr interessant ist und das Thema mitreißend aus einer ungewohnten Perspektive beleuchtet. Es liest sich ganz anders als ähnliche Bücher zum Thema und regt das Nachdenken an, durch die ungewöhnliche Schreibform des Buches erhält man einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt von Kristina.
Kristinas Familiengeschichte ist schwierig, sie kennt ihren drogenabhängigen Vater kaum, seit der Scheidung hat sie ihn nicht mehr gesehen und trifft ihn zu Anfang der Geschichte zum ersten Mal seit sie sechs Jahre alt war wieder und landet in einem Arbeiterviertel. Ihr Vater lebt von der Stütze und ist ganz anders, als Kristina es erwartet hat. Kristina ist bis dahin als fleißige Schülerin und wohlerzogenes Mädchen bekannt.
Bei ihrem Vater lernt sie Adam kennen, dies ist auch der erste Moment, in dem Kristina sich „Bree“ nennt, das Mädchen, das sie gerne wäre, wenn Kristina schwach ist. Ein Mädchen, das keine Angst davor hat, böse zu sein. Sie beginnt Crank (Meth) zu nehmen, mit Adam, seiner Freundin Lince und ihrem Vater. Die Droge Crank ist es auch, die Kristina als Monster bezeichnet, die sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr loslässt. Sie wird immer mehr von Crank und damit „Bree“ eingenommen und verändert ihr Wesen mehr und mehr. Doch diese Abstürze offenbaren auch die wahren Abgründe in ihrer Familie, dass der Vater drogenabhängig ist, die Mutter sich in der Drogenszene auskennt, dass die Mutter sich nicht wirklich in ihre Tochter hinein denken kann und dass sich unter der Oberfläche mehr Probleme verstecken, als man es vermutet hätte.
Den Höhepunkt findet dieser Absturz in der Vergewaltigung durch einen Jungen, den Kristina durch die Droge kennengelernt hat. Danach muss sie eine folgenschwere Entscheidung für ihr Leben treffen, obwohl sie die Droge immer noch nicht loslässt.
Mein Fazit:
„Crank“ ist ein Buch, das ohne Mitleid und ohne Rücksicht die Wahrheit der Familien aufzeigt, die Abgründe in einer Welt, die man am Ende nur noch mit Drogen aushält, gleichzeitig aber auch, wie sehr die Drogen das Leben zerstören, wie sehr man sich selbst dabei auflöst.
Zwar ist der Hintergrund der einer typischen amerikanischen Mittelklassefamilie und nicht mit den Hintergründen anderer Drogenabhängiger zu vergleichen, aber das Buch ist gerade durch die Versform sehr eindeutig und vermittelt einen unglaublich tiefen Einblick in die Widersprüchlichkeiten der Menschen, ganz unabhängig von der Droge, die noch ihren Teil dazu beiträgt.
Daher: Sehr empfehlenswert, allein schon aufgrund der ungewöhnlichen Versform, solltet ihr das Buch lesen.
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Autorin / Autor: writer-girl - Stand: 30. Juli 2010