Über mir der Himmel
Autorin: Jandy Nelson
Ein Tsunami aus Emotionen.
Seit dem Tod von Lennies großer Schwester Bailey, scheint sich Lennies Leben gänzlich zu verändern. Siebzehn Jahre lang haben sie sich ein Zimmer geteilt, sich alle Geheimnisse anvertraut und sogar dieselben Kleider getragen. Len weiß nichts mehr mit sich anzufangen und versteckt sich im kürbisorangen Allerheiligsten, dem gemeinsamen Zimmer von Bailey und Lennon.
Ihre Mutter haben sie nie wirklich gekannt. Die ist nämlich schon seit sechzehn Jahren unauffindbar. Den Grund für ihr Verschwinden kennen sie nicht. Sie wissen nur, dass die meisten Frauen in ihrer Familie für eine Zeit lang verschwinden, jedoch aber alle wieder nach Hause gekommen sind – wenn auch erst nach über zwanzig Jahren. Die beiden Schwestern wohnen seitdem bei Grama und Onkel Big. Bailey, die Schauspielerin werden wollte, verliebte sich in den stille Cowboy und Skater Toby. Es scheint etwas wirklich ernstes zu sein.
Nach dem Tod ihrer Schwester bemerkt Lennie, dass sie zwar siebzehn Jahre lang glücklich war, aber immer im Schatten ihrer Schwester stand.
Vier Wochen nach Baileys Beerdigung geht Lennie wieder in die Schule und lernt den neuen Schüler kennen. Der gutaussehende Joe Fontaine ist musikalisch total begabt und besitzt außerdem noch das süßeste Lächeln des Universums. Len empfindet eine Art Glücksgefühl. Doch darf sie glücklich sein, wenn sie doch gerade erst ihre Schwester verloren hat?
Ein zweites Problem taucht auf. Und zwar Toby. Immer fühlte sich Len von Baileys Freund Toby wie eine Ofenkartoffel behandelt, plötzlich baut sich aber zwischen den beiden eine unsichtbare Verbindung auf und in ihrer Trauer versuchen sie, Bailey auf eine ganz unvernünftige Weise unter ihnen zu behalten – sie küssen sich... Liebt Lennie etwa Joe und Toby?
Meine Meinung:
Sehr beeindruckt hat mich, dass ein Erwachsener sich so in die Denkweise eines Teenagers des 21. Jahrhunderts hineinversetzen kann. Aber noch faszinierender fand ich, dass ein Schriftsteller Tsunamis aus Emotionen auf die Leser schwappen lassen kann. Ich wäre fast in diesem reißenden Strom ertrunken, was aber keineswegs negativ ist.
Man spürt, wie Lennon unter dem Tod ihrer Schwester und dessen Folgen leidet. Ich hatte meine sonst so ruhigen Gefühle nicht unter Kontrolle. Ich musste lachen, weinen, wütend und enttäuscht sein – und das alles zur selben Zeit. Es war, als würde ich „Über mir der Himmel“ nicht lesen, sondern leben.
Beim Klappentext steht ein Satz, der mir sehr gut gefällt. Dieser lautet:
»Eine Geschichte über Liebe, Verlust und Heilung, die einen noch lange begleitet« Ich kann garantieren, dass man diese Geschichte wirklich nicht mehr aus dem Kopf bekommt und sich ziemlich den Kopf darüber zerbricht.
Dann gibt es noch jemanden, den ich gerne zitieren möchte. Und zwar Jane Yolen, denn die meint:
»Seit Laurie Halse Andersons „Sprich“ hat niemand mehr so gut erzählt, wie Jandy Nelson. Diesen Namen wird man sich merken müssen«
Außergewöhnlich gut geschrieben! Ich freue mich jetzt schon auf weitere Romane von Jandy Nelson. „Über mir der Himmel“ ist mein absoluter Favorit und ich werde natürlich versuchen damit Lennies Rekord, ein Buch über dreiundzwanzig Mal zu lesen, zu brechen:).
*Erschienen bei cbj*
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Autorin / Autor: andii - Stand: 6. September 2010