Kyra ist 14 Jahre alt, das erste Mal verliebt und doch ganz anders als andere Mädchen in ihrem Alter. Denn Kyra soll heiraten, und zwar nicht ihren Schwarm Joshua, sondern ihren über 60 Jahre alten Onkel Hyrum, weil "Gott es so vorgesehen hat", wie der Prophet ihrer Familie mitteilt.

Bisher hat Kyra ihr Leben im von der Zivilisation abgegrenzten Mormononendorf, in dem Zwangsehen und Polygamie an der Tagesordnung sind, nie besonders angezweifelt. Klar gab es da Auffälligkeiten, wie das plötzliche Verschwinden behinderter Kinder oder unbeugsamer Liebespaare, sowie brutale Gewaltakte, die unter dem Vorwand der Züchtigung gehandhabt wurden. Aber erst als Kyra selbst in die Spirale aus Angst und Gewalt gerät und die Hochzeit mit ihrem schrecklichen Onkel immer näher rückt, beginnt sie gegen ihr Leben im Wohnwagen inmitten der vielen Frauen ihres Vaters und dessen Kindern zu rebellieren. Wird es ihr gelingen, aus diesem Alptraum auszubrechen?

Meine Meinung:

"Auserkoren" von Carol Lynch Williams ist ein Roman, der unter die Haut geht und einem oftmals die Haare zu Berge stehen lässt. Gnadenlos wird einem in diesem Buch der Alltag der Sekte näher gebracht und das Wissen über dessen tatsächliche Existenz lässt das Lesen an manchen Stellen tatsächlich zur Überwindung werden. Trotzdem sollte man "Auserkoren" gelesen haben, denn durch dieses Buch und das Leiden mit der jungen Protagonistin Kyra weiß man die Freiheiten und himmlischen Vorzüge des eigenen Lebens wieder viel mehr zu schätzen.

Fazit: "Auserkoren" ist ein Buch, dass einem Seite für Seite ein Stück mehr den Atem nimmt und den Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt entführt. Doch trotz oder gerade wegen der erfahrenen Grausamkeiten will man Kyra nicht alleine lassen und liest weiter – und wird mit der Erkenntnis belohnt, dass es einem selbst trotz aller Probleme doch ziemlich gut geht. Außerdem vermittelt der Roman tiefere Kenntnisse über die Mormonensekte, was ebenfalls interessant ist. Auf jeden Fall lesenswert!

*Erschienen bei cbt*